Zahl der Insolvenzen steigt besonders in der deutschen Bau- und Handelsbranche

Wie in einem Beitrag aus dem Januar 2023 berichtet und von zahlreichen Wirtschaftsexperten befürchtet ist die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland deutlich gestiegen. Besonders deutlich betroffen sind dabei nicht nur der Handel, sondern vor allem auch die Bauindustrie. Experten warnen zwar vor einer vom Pessimismus bestimmten Panik, zugleich allerdings auch vor wachsenden Risiken der steigenden Insolvenzzahlen.

2022 gab in Deutschland zwar trotz Inflation, teils drastisch gestiegener Kosten für Energie und hoher Zinsen keine befürchtete Welle an Insolvenzen, zugleich aber auch die erste Zunahme an Firmenpleiten seit der internationalen Wirtschaftskrise aus den Jahren 2008 und 2009. Aktuellen Informationen des Statistischen Bundesamts zufolge wurden 2022 rund 4,3 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen gemeldet als im Jahr zuvor. Insgesamt wurden die deutschen Amtsgerichte im vergangenen Jahr über 14.590 Firmenpleiten informiert.

Trotz der gestiegenen Zahl der solchen beliefen sich die Forderungen von Gläubigern im Jahr 2022 auf „nur“ noch 14,8 Milliarden Euro, während dieser Wert 2021 noch bei 48,3 Milliarden lag – ein Rückgang von 33,5 Milliarden Euro. Diese Diskrepanz lässt sich dadurch erklären, dass 2021 zwar weniger Unternehmen Insolvenz beantragen mussten, diese im Durchschnitt allerdings wirtschaftlich wesentlich größer und bedeutender waren.

Im Vorjahr wurden insgesamt 16,6 Prozent weniger Verbraucherinsolvenzen vermerkt. Zunahmen gab es allerdings vor allem im Baugewerbe und dem deutschen Handel. Dieser erreichte mit 2239 Insolvenzverfahren den zweiten Platz, während ersteres mit 2698 Verfahren die Spitzenposition einnehmen konnte.

Die Zahlungsmoral leidet unter stark steigenden Ausgaben für Energie und Löhne

Kredit- und Wirtschaftsexperten rechnen nun, auch aufgrund weiter steigender Zinsen und wachsenden Ausgaben für Produktion sowie Personal, mit einer weiterhin wachsenden Zahl von Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. 2023 sollen diese um etwa 15 Prozent zunehmen, 2024 nach aktuellen Prognosen noch einmal um weitere 6 Prozent. Versicherungen merken an, dass Unternehmen ihre Rechnungen 2022 im Durchschnitt etwa vier Tage später bezahlt haben – nach rund 49 Tagen – als noch im Vorjahr. Versicherungsexperten deuten diese Entwicklung zumeist als deutlich gestiegenes Insolvenzrisiko.

Auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle erwartet nach eigenen Angaben mehr Insolvenzen in den kommenden Monaten und betont dabei neben gestiegenen Ausgaben, vor allem für Energie, vor allem höhere Lohnforderungen der Arbeitnehmer, welche sich momentan unter anderem in den zahlreichen Verhandlungen und Warnstreiks in Deutschland manifestieren.

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