Europas Paypal-Konkurrent „Wero“ startet im Juli

Ab Anfang Juli steht Europa vor einer bedeutenden Veränderung im Zahlungsverkehr: „Wero“, ein neues Bezahlsystem, startet. Besonders Sparkassen und Volksbanken aus Deutschland sowie die belgische Bank KBC sind von Beginn an dabei, während andere Banken aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland im Laufe des Jahres folgen sollen. Die European Payments Initiative (EPI), die hinter „Wero“ steht, hat ambitionierte Ziele und will Europas Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr erhöhen.

Die European Payments Initiative (EPI) kündigte an, dass „Wero“ am 2. Juli 2024 mit Handy-zu-Handy-Zahlungen startet. Rund 85 Prozent der deutschen Sparkassen und viele Volks- und Raiffeisenbanken sind von Anfang an dabei. Kunden können die neuen Funktionen über ihre Banking-Apps nutzen. Die Deutsche Bank plant, gegen Ende des Sommers hinzuzustoßen. Die Wero-App wird zudem Ende August verfügbar sein und französische Banken sollen im Herbst folgen.

Funktionalitäten und Technische Details

„Wero“ ermöglicht Echtzeitzahlungen, auch Instant Payments genannt, bei denen das Geld innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird. Nutzer benötigen lediglich die Telefonnummer des Empfängers für eine Überweisung, was die Nutzung besonders einfach macht. Dieses Verfahren soll nicht nur den Geldtransfer zwischen Freunden und Familie vereinfachen, sondern auch im E-Commerce und später im stationären Handel genutzt werden können.

Herausforderungen und Hürden

Trotz des vielversprechenden Starts steht „Wero“ vor mehreren Herausforderungen. Erstens kommt das System spät auf den Markt. Paypal ist in Deutschland weit verbreitet und hat bereits etwa 35 Millionen aktive Konten. Zudem gibt es bereits ähnliche Funktionen bei deutschen Banken, wie etwa die von Kwitt, das inzwischen in Giropay integriert ist.

Ein weiteres Problem ist die begrenzte Anzahl der beteiligten Banken. Aktuell sind neben deutschen Banken nur Geldhäuser aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden Teil der EPI. Es fehlen Banken aus wichtigen Märkten wie Italien, Spanien und Portugal, was die Reichweite von „Wero“ einschränkt.

Der digitale Euro als mögliche Konkurrenz

Ein weiterer möglicher Konkurrent für „Wero“ ist der digitale Euro, der frühestens 2027 eingeführt werden könnte. Dieser würde in digitaler Form Zugang zu Zentralbankgeld bieten und könnte etablierte Bezahlmethoden wie Paypal und neue wie „Wero“ herausfordern. Es bleibt abzuwarten, ob und wie der digitale Euro in bestehende und neue Bezahl-Apps integriert wird.

Die Einführung von „Wero“ ist ein bedeutender Schritt für die europäische Finanzbranche. Sie markiert den Versuch, eine europäische Alternative zu den dominierenden US-amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie Paypal, Mastercard und Visa zu etablieren. Martina Weimert, die an der Spitze der EPI Company steht, betont, dass dies die Unabhängigkeit Europas im Zahlungsverkehr stärken soll.

Langfristige Ziele und Visionen

Die langfristigen Ziele von EPI sind ambitioniert. Bis zum zweiten Halbjahr 2025 sollen Zahlungen im E-Commerce und später auch an Ladenkassen ermöglicht werden. Das Ziel ist es, eine kritische Masse an Nutzern und Akzeptanzstellen zu erreichen, um sich gegenüber den US-Konkurrenten zu behaupten.

Mit „Wero“ steht Europa vor einer neuen Ära im Zahlungsverkehr. Der Erfolg des Systems wird stark davon abhängen, wie gut es von Banken und Händlern angenommen wird und ob es gelingt, eine breite Nutzerbasis zu schaffen. Die ersten Schritte sind vielversprechend, doch die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob „Wero“ das Potenzial hat, sich langfristig gegen etablierte Wettbewerber zu behaupten und den europäischen Zahlungsverkehr nachhaltig zu verändern.