Mehr Unternehmensinsolvenzen für 2023 prognostiziert

In den weltweit von diversen Krisen geprägten Jahren 2020 bis 2022 gab es in Deutschland außergewöhnlich wenige Firmenpleiten. Da sich die Lage zumindest in Ansätzen wieder normalisiert, erwarten Wirtschafts- und Kreditexperten für das neue Jahr wieder wesentlich mehr Insolvenzen deutscher Unternehmen. Zugleich warnen sie aber auch vor einer Panik und zu großem Pessimismus.

Die großen Kreditversicherer Deutschlands stellen sich auf mehr Firmenpleiten im Jahr 2023 ein und weisen dabei darauf hin, dass es sich um einen recht normalen und erwartbaren Prozess handle. Kreditversicherer gelten gemeinhin als eine Art Frühwarnsystem für die Wirtschaft Deutschlands. Sie übernehmen einen Teil der Forderungen, wenn Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten und etwa Lieferanten nicht mehr bezahlen können. Daher können diese schon frühzeitig gewisse Trends und Entwicklungen in der Wirtschaft erkennen.

Bereits gegen Ende des Jahres 2019, also kurz vor dem internationalen Ausbruch der Corona-Pandemie, deutete sich ein Abschwung der nationalen Wirtschaft an. Diese Entwicklung sei allerdings durch COVID-19 und den Folgen massiv beeinflusst worden. So unternahm die deutsche Bundesregierung etwa diverse Eingriffe, um zeitnah auf sich verändernde Gegebenheiten zu reagieren und die Wirtschaft zu schützen. Ein Teil davon war zum Beispiel das temporäre Aussetzen der Insolvenzantragspflicht.

Die Zahl der Insolvenzen normalisiert sich langsam wieder

Die Folge dieser Aussetzung war, dass Unternehmen, die grundsätzlich nicht mehr überlebensfähig und überschuldet waren, ihre Arbeit weiter fortsetzen konnten – obwohl diese nur noch Verluste verbuchen konnten und weiterhin sowohl Ressourcen als auch Fachkräfte an sich gebunden haben. Während es 2019, dem Jahr vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, noch etwa 18.700 gemeldete Insolvenzen von deutschen Unternehmen gab, sank die Zahl im Jahr 2022 auf knapp 14.000 Fälle. In Relation: In den Rekordjahren 2003 und 2004 gab es jeweils etwa 40.000 Firmenpleiten.

Diese Entwicklung käme nun allerdings zum Erliegen, so die Fachleute der deutschen Kreditversicherer. 2022 mussten sie etwa 700 Millionen Euro auffangen – im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fast 50 Prozent. Die möglichen Ursachen für diese negative Entwicklung sind mannigfaltig und reichen von den stark gestiegenen Energiepreisen, der äußerst hohen Inflation, einer drohenden Rezession bis hin zu immer noch strapazierten Versorgungsketten in Deutschland und weltweit.

Dadurch sinke die Zahlungsmoral in nahezu allen Branchen der deutschen Wirtschaft. Nicht nur die Bau- und Immobilienindustrie ist hiervon besonders betroffen, sondern auch diverse Traditionsfirmen wie Görtz oder Hakle, welche 2022 ebenfalls Insolvenz anmelden mussten. Auch die Automobil- oder Chemieindustrie haben immer stärker unter der schrumpfenden Liquidität zu leiden.

Trotz allem bewerten Experten die wachsende Zahl der Firmenpleiten als einen den Umständen entsprechenden natürlichen Prozess und eine Bereinigung des Marktes in Deutschland. Die Wirtschaft insgesamt sei davon nicht ernsthaft bedroht. 2023 rechnen sie mit etwas weniger als 17.000 Firmeninsolvenzen, also einem Fünftel mehr als noch im Vorjahr – kein neuer Negativtrend, sondern eine Annäherung an den Normalzustand vor den von diversen Krisen geprägten Jahren.