Netflix attackiert Disney mit neuem Werbe-Abo

Das Platzhirschduell der Streamingdienste geht in die nächste Runde. Nach Disney präsentiert nun auch Netflix ein Monatsabo, bei welchem die Nutzer Werbung vor und während der Serien und Filme sehen. Im Gegensatz zu Disney verfolgt der internationale Streaminggigant allerdings ein anderes Preismodell und bietet sein werbegetriebenes Abonnement für einen niedrigeren Preis als im üblichen Standardtarif an.

Am 3. November führt Netflix in zwölf Ländern, neben Deutschland auch in den USA und Großbritannien, eine werbeunterstütze Variante ihres Streamingdienstes ein. Mit monatlich 4,99 Euro soll der Zugang dabei in Deutschland weniger kosten als der bisher günstigste werbefreie Zugang (7,99 Euro). Dieses Angebot mit Werbespots erweitert die Zahl der von Netflix angebotenen Tarife nun auf vier – neben dem neuen Werbe- und dem genannten Basis-Tarif sind auch ein Standardtarif (12,99 Euro) und das funktional umfangreichste Premium-Abo (17,99 Euro) verfügbar.

Das 1997 in Kalifornien gegründete Medienunternehmen verfolgt mit dem eigenen werbeunterstützten Angebot einen grundsätzlich anderen Weg als Hauptkonkurrent Disney. Während Netflix die zusätzlichen Werbeeinnahmen an die Kunden weitergibt und einen günstigeren Monatstarif anbietet, plant Disney den Preis ihres werbefreien Standardtarifs signifikant zu erhöhen. Zur kommenden Einführung der Disney+ -Variante mit Werbung soll dieser auch in Deutschland um etwa 40 Prozent steigen. Ein Zugang mit Werbung würde monatlich dann mit 8,99 Euro so viel kosten wie der momentane Zugang ohne Werbung.

Vorerst sind bis zu fünf Minuten Werbung pro Stunde geplant

Beiden Streamingdiensten gemein soll die Länge und Frequenz der gezeigten Werbeclips sein. Die Spots sollen eine Länge von 15 bis 30 Sekunden haben und nicht nur vor den ausgewählten Filmen und Serienepisoden laufen, sondern auch währenddessen. Kunden von Netflix und Disney+ müssen sich auf Werbeunterbrechungen von vier bis fünf Minuten pro Stunde einstellen. Das ist zwar weitaus weniger als etwa im klassischen Privatfernsehen, allerdings auch ein Novum beim bisher primär werbefreien Streaming von Serien, Filmen oder Dokumentationen.

Des Weiteren fällt beim Werbeangebot von Netflix auch die Möglichkeit weg, die angebotenen Streams per Download auf smarten Mobilgeräten zu speichern. Dieser Wegfall könnte sich stark auf Pendler und vergleichbare Gruppen von Streamingdienst-Nutzern auswirken.

Mit ihren neuen Werbe-Angeboten reagieren sowohl Netflix als auch Disney+ auf eine sinkende Streaming- und generelle Konsumlaune ihrer Nutzer weltweit. Zudem wird der Konkurrenzkampf stetig härter, da etwa auch Amazon mit Freevee mittlerweile ein rein werbefinanziertes Angebot ohne zusätzliche Ausgaben als Alternative zum kostenpflichtigen Streamingservice Prime Video bietet.

Erst Mitte 2022 konnte Disney Netflix bei der weltweiten Zahl der Abonnements für ihre jeweiligen Streamingdienste einholen. In einigen Monaten wird sich zeigen, wie sich die Einführung eines Tarifs mit Werbung auf die beiden Anbieter und deren Kundenzahlen auswirkt.