Disney zieht mit Netflix gleich – Steht ein Führungswechsel auf dem Streamingmarkt bevor?

Vor allem den diversen Streaming-Serien zu den Universen von Star Wars und Marvel hat es der US-amerikanische Weltkonzern Disney zu verdanken, dass dessen Streamingdienste Disney+, Hulu und ESPN+ bei der Zahl der Abonnenten nun mit dem einstigen Branchenprimus Netflix gleichziehen konnten.

Im zweiten Quartal des laufenden Jahres konnte Netflix nach Verlusten weltweit etwa 221 Millionen Nutzerkonten vorweisen. Wie im August verkündet wurde, konnte Disney das zweite Quartal 2022 ebenfalls mit 221 Millionen Abonnenten beenden. Neben dem Zugpferd Disney+ gehören auch die Streamingdienste Hulu und ESPN+ zum Portfolio des Disney-Konzerns.

Disney+, die direkte Antwort auf den Streamingdienst des Hauptkonkurrenten Netflix und erst Ende 2019 an den Start gegangen, konnte im zweiten Quartal 2022 gleich 14,4 Millionen Abonnenten dazugewinnen. Die jährliche Wachstumsrate liegt hier momentan bei etwa 31 Prozent. Mit einer Rate von sogar 53 Prozent Wachstum im Jahr konnte sich der auf extreme Sportarten fokussierte Streamingsender ESPN+ sogar noch deutlicher steigern. Am Ende des zweiten Quartals konnten Disney+ und ESPN+ jeweils etwa 152 Millionen beziehungsweise 23 Millionen Nutzer vorweisen. Hulu wuchs um 8 Prozent auf weltweit 46 Millionen zahlender Abonnenten.

Als Grund für den Erfolg bei Disney+ wurde vor allem die Star Wars-Serie Obi-Wan Kenobi genannt. Auch die Marvel-Serie Ms. Marvel hätte sich laut Disney als großer Hit erwiesen, selbst wenn diese qualitativ beim Publikum eher durchgefallen ist.

Wenig überraschend nutzte der Unterhaltungskonzern den großen Quartalserfolg und die Gunst der Stunde, um – wie zuletzt schon Amazon mit dem hauseigenen Streamingdienst Prime Video – signifikante Erhöhungen der monatlichen Nutzungsgebühr bei allen seiner Streamingplattformen anzukündigen. So wird der Preis für das reguläre und werbefreie Monatsabo in den USA zum Jahresende von rund 8 auf 11 Dollar erhöht. Auch bei Hulu und ESPN+ steigen die monatlichen Kosten.

Disneys Streaming-Plattformen: Große Verluste trotz starker Zugewinne

Trotz Disneys Gleichziehen mit dem Hauptkonkurrenten Netflix kämpft der kalifornische Konzern, der eigentlich The Walt Disney Company heißt und im Oktober 2023 bereits 100 Jahre alt wird, weiterhin mit großen Verlusten im Streaming-Business. Allein im vergangenen Quartal wurde ein Verlust von 1,1 Milliarden US-Dollar gemeldet. Dadurch ging der Gewinn von Disneys gesamter Unterhaltungs- und Medienabteilung um 32 Prozent auf 1,38 Milliarden Dollar zurück. Auch die Abonnentenprognose für Disney+ wurde für das kommende Jahr um etwa 15 Millionen zahlende Nutzer weltweit gesenkt.

Dennoch konnte der Konzern seinen Gesamtumsatz um 26 Prozent auf 21,5 Milliarden, den Gewinn sogar um 53 Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar steigern – die Verluste in der Streamingsparte konnten unter anderem durch Disneys zahlreiche Ferienanlagen, Kreuzfahrtschiffe, Filmstudios und auch die bekannten Themenparks aufgefangen werden.

Disneys Aktie, welche seit Beginn des Jahres 2022 mit 28 Prozent im Minus lag, konnte nach der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal um mehr als 4 Prozent steigen.