Konsumlaune in Deutschland: Der zähe Weg aus dem Rekordtief

Nach wie vor befindet sich das Konsumklima in Deutschland auf einem historischen Tief. Die Konsumlaune ist zwar zum sechsten Mal in Folge leicht gestiegen, doch auch dieser Trend ebbt immer deutlicher ab. Ob hohe Inflation, der Invasionskrieg auf die Ukraine, die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie oder die aktuelle Krisensituation im Banken- und Finanzmarkt – Zweifel und Zögern in Bezug auf Ausgaben und Neuanschaffungen sind bei den Deutschen deutlich wie nie.

Der aktuelle Konsumklima-Index der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt, dass die Konsumlaune bei den Deutschen zwar monatlich immer noch leicht ansteigt, dieses Plus allerdings immer geringer wird. Trotz einer relativ stabilen Situation auf dem Arbeitsmarkt mit verhältnismäßig niedriger Arbeitslosigkeit ist die Stimmung in Hinblick auf Ausgaben und Neuanschaffungen unter den Deutschen äußerst getrübt. Auch Rolf Bürkl, Experte für Konsum bei der GfK, bezeichnet die Situation der Gegenwart und der vergangenen Monate als Novum, welches sich in den letzten vier Jahrzehnten in dieser Form noch nicht feststellen ließ.

Diese Krisenstimmung sorge dafür, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, dass nahezu jeder Mensch, vom Manager bis zum Singlehaushalt, sich über die neue Lage Gedanken machen und letztlich auch anpassen müsse. Ein Ende der Inflation ist zudem ebenfalls nicht in Sicht, ebenso wenig wie ein Ende des Angriffskrieges auf die Ukraine. Immer häufigere und größere Tarifstreiks in Deutschland sowie die international kritische und angespannte Situation im Bankenwesen tragen ihrerseits ihren Teil dazu bei, Sorgen und Zukunftsängste noch zu verschlimmern.

Die deutlich spürbare Unsicherheit, nicht nur in Deutschland, sorgt dafür, dass gerade größere, teurere Anschaffungen immer seltener und widerwilliger getätigt werden. Auch auf die eigenen Ausgaben bei alltäglichen Einkäufen achten die deutschen Bürger:innen immer häufiger und genauer. Grund dafür sind hier unter anderem auch die teils besonders deutlich gestiegenen Preise für Lebensmittel. Sollten hier keine drastischen Änderungen zum Positiven eintreten, dürften die Reallöhne in Deutschland weiterhin sinken – obwohl nach wie vor die Hoffnung besteht, unter anderem auch wegen der zahlreichen Streiks und Tarifverhandlungen in diversen Branchen, dass die Durchschnittseinkommen leicht steigen werden.

Große Handelskonzerne leiden besonders unter der angespannten Lage

Unter der stark gedämpften Konsumlaune in Deutschland haben auch die großen Handelsunternehmen zu leiden. Das gilt sowohl für den stationären Einzelhandel, etwa in Innenstädten und Einkaufszentren, als auch – vor allem nach dem Ende des Corona-„Hypes“ – für das Online-Geschäft. Geplante Investitionen werden gestrichen oder zumindest auf unbestimmte Zeit verschoben, nicht wenige Arbeitsplätze werden zusammengelegt oder komplett gestrichen, vor allem im Big Tech-Sektor.

So äußerte sich auch Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group (ehemals Otto Versand) und eines der größten deutschen Handels- und Dienstleistungsunternehmen, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) zur Situation in den vergangenen Monaten. Birken erwähnt hier selbstkritisch einen Ergebnisrückgang bei der Umsatzentwicklung, mit dem er und die Otto Group alles andere als zufrieden seien. Die Folge wären Einstellungsstopps, Sparmaßnahmen oder die Streichung geplanter Großinvestitionen. Man wolle nach Möglichkeit zwar betriebsbedingte Kündigungen weitestgehend vermeiden, könne diese aufgrund der äußerst volatilen und kaum planbaren Situation aber auch nicht definitiv ausschließen.

Vorsichtiger Optimismus in Hinblick auf die deutsche Konsumlaune

Andere Konzerne und CEOs sind trotz der teils kritischen Situation und der gedämpften Kauflaune in Deutschland etwas optimistischer. So erzählte auch Dr. Karsten Wildberger, Vorstandsvorsitzender und CEO der Düsseldorfer CECONOMY AG und MediaMarktSaturn, in einem aktuellen Interview mit der WirtschaftsWoche von den Plänen seines Handelskonzerns in der nahen Zukunft. Wildberger plane für die bekannten Elektrohandelsketten MediaMarkt und Saturn, auch aufgrund der hohen Inflation und generell gestiegener Kosten, eine signifikante Senkung der Ausgaben und zugleich mehr Wachstum mithilfe neuer und flexiblerer Shopformate im deutschen und europäischen Einzelhandel.

Der Manager und studierte Physiker betonte im Interview zudem die zentrale Bedeutung des Online-Geschäfts und der Omnichannel-Strategie bei CECONOMY und MediaMarktSaturn. Dr. Wildberger könne sich nicht an eine Zeit mit so vielen Krisen wie in den vergangenen Monaten und Jahren erinnern, etwa die Energiekrise, hohe Inflation, geopolitische Spannungen oder auch das jüngere Bankendilemma. Er blicke aber auch trotz der momentan niedrigen Konsumlaune und der volatilen Situation insgesamt zuversichtlich auf die kommenden Zeiten. Wildberger erwartet sogar, sollte sich die Lage nicht spontan signifikant weiter verschlechtern, einen leichten Anstieg des eigenen Umsatzes sowie eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse seines Unternehmens in der nahen Zukunft.

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