Zentralbanken bauen ihre Goldreserven weiter aus

Die oft vertretene Meinung, dass Gold seine Bedeutung bei der Risikokompensation und als nationale Reserve für Krisenzeiten nach und nach einbüßt, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Zahlreiche Zentralbanken haben schon vor einiger Zeit begonnen, ihren Bestand des Edelmetalls deutlich auszubauen. 2022 war in dieser Hinsicht ein Rekordjahr.

Laut Erhebungen der Schweizer Resource Capital AG haben im letzten Jahr alle Zentralbanken zusammen 1.136 Tonnen Gold zugekauft – mehr als jemals zuvor. Und der Trend hält unvermindert an. Auch in diesem Jahr haben bereits eine Reihe von Leitbanken mit massiven Goldkäufen von sich reden gemacht.

Singapur kauft massiv zu

Bereits im Januar erregte die Zentralbank von Singapur mit einer Aufstockung ihrer Goldreserven um satte 45 Tonnen weltweite Aufmerksamkeit. Das war ein monatlicher Zukauf, wie ihn Singapur seit Juni 2021 nicht mehr getätigt hatte. Gleichzeitig war es der höchste Monatserwerb seit Beginn der Aufzeichnungen im August 2000.

Damit hat der Stadtstaat seine Goldreserven auf knapp 200 Tonnen ausgebaut. Auf dem zweiten Platz bei den Zukäufen im Januar liegt die Zentralbank der Türkei mit 23 Tonnen. Alleine im Januar haben die Zentralbanken laut Schätzungen des World Gold Council insgesamt etwa 77 Tonnen des Edelmetalls erworben. Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um imponierende 192 Prozent.

China baut seinen Bestand merklich aus

Ebenfalls zu den großen Goldkäufern gehört China. Das Land stockte seinen Goldbestand im Januar um 15 Tonnen auf, und das nach einem Großeinkauf von 62 Tonnen im November und Dezember. Damit beträgt der gesamte Goldbestand Chinas Schätzungen zufolge bei 2.025 Tonnen. Schlusslicht bei den Goldkäufern im Januar ist Kasachstan mit vier Tonnen.

Einen unruhigen Kurs bei seinen Goldreserven hat Usbekistan eingeschlagen. Das Land setzte sich im Januar durch den Verkauf eines Teilbestands seiner Goldreserven vom herrschenden Trend ab. Der Meinungsumschwung folgte auf dem Fuß: Bereits im Februar kam es zu einem erneuten Zukauf, der nicht nur den vorangegangen Verkauf ausglich, sondern die eigenen Goldreserven auf 66 Prozent der Gesamtreserven des Landes aufstockte.

Politisches Klima hat Auswirkungen auf den Goldbestand

Dass der Goldbestand der Zentralbanken 2022 auf 52.000 Tonnen angewachsen ist, hat nach Ansicht des World Gold Council einen guten Grund. Vor allem die unübersichtliche politische Lage in Russland und der Ukraine sorgt für den Impuls der nationalen Leitbanken, ihr goldenes Sicherheitspolster aufzustocken. Aber auch die Verlangsamung beim wirtschaftlichen Wachstum und die streckenweise noch immer hohen Inflationsraten weisen in diese Richtung.

Daher wird der Zukauf beim Gold vorerst auch unvermindert weitergehen. Zudem hat das Kaufverhalten der Zentralbanken auch Signalwirkung auf private Anleger. Es steht zu erwarten, dass es auch in diesem Segment bald zu einer Belebung der Kauftätigkeit kommen wird.

Deutschland übt Kaufzurückhaltung

Nicht dem Trend zur massiven Aufstockung der nationalen Goldreserven folgt Deutschland, und das schon seit geraumer Zeit. Seit der Jahrtausendwende hat die Bundesrepublik ihren Bestand sogar von 3.486 auf 3.355 Tonnen verringert. Experten gehen nicht davon aus, dass sich das Land in diesem Jahr mit markanten Zukäufen hervortun wird.

Merkwürdigerweise scheint sich der lebhafte internationale Zuspruch nicht merklich auf den Goldpreis auszuwirken. Auch die Zukunftsprojektion sendet nur verhaltene Signale aus. Laut einer Untersuchung der London Bullion Market Association sehen Finanzanalysten für 2023 einen durchschnittlichen Goldpreis von 1.859 Dollar pro Feinunze voraus. Der Jahresendkurs soll laut einer Umfrage der FAZ unter Finanzdienstleistern bei 1.862 Dollar liegen. Das bedeutet: Trotz international lebhaftem Zuspruch für das Edelmetall ist beim Preis über eine Seitwärtsbewegung hinaus nicht viel drin.

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