Warnstreiks im Groß- und Einzelhandel: Verbraucher betroffen
In den Supermärkten gibt es aktuell Engpässe, und die Warteschlangen an den Kassen werden länger. Der Grund dafür sind erneute, bundesweite Warnstreiks im Einzel- sowie im Großhandel, zu denen die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Nach über einem halben Jahr erfolgloser Tarifverhandlungen in 13 Tarifgebieten sehen die Beschäftigten keine Alternative zu diesen Maßnahmen. Doch warum stehen die Verhandlungen in dieser Branche vor einem derartigen Dilemma?
Forderungen und Streiks in beiden Handelssektoren
Verdi fordert im Einzelhandel eine Erhöhung des Stundenlohns um mindestens 2,50 Euro in allen Regionen und eine Laufzeit von zwölf Monaten. Diese Forderung variiert je nach Bundesland. Im Großhandel hingegen verlangt die Gewerkschaft eine satte Steigerung der Entgelte um 13 Prozent beziehungsweise 425 Euro mehr, je nach Tarifgebiet. Diese Forderungen klingen nach einer notwendigen Anpassung an die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die Inflation der letzten Monate.
Hoffnungslose Tarifverhandlungen
Die Tarifverhandlungen gestalten sich äußerst zäh. Bereits seit Monaten ringen Verdi und die Arbeitgeber in den 16 Bundesländern um höhere Löhne und Gehälter für Millionen Beschäftigte. Es scheint, als sei eine Einigung in weiter Ferne, da es weder einen Tarifabschluss noch ein verbessertes Angebot der Arbeitgeber gibt. In der letzten Woche haben auch die Verhandlungen in mehreren Bundesländern nichts verändert. Die Geduld der Beschäftigten ist am Ende, und sie fordern gerechtere Arbeitsbedingungen.
Die Haltung der Arbeitgeber
Die Arbeitgeber argumentieren, dass die Lage im Handel weiterhin angespannt ist. Trotzdem hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) vor einiger Zeit empfohlen, die Entgelte vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen. Seit dem 1. Oktober besteht die Möglichkeit für tarifgebundene Unternehmen, „freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen“. Einige Handelsunternehmen, darunter die Rewe-Gruppe, folgten dieser Empfehlung. Doch Verdi betrachtet diese Erhöhung als zu niedrig, da sie für Verkäuferinnen lediglich 92 Cent pro Stunde ausmacht und somit einen Reallohnverlust bedeutet. Die ohnehin niedrigen Löhne der Beschäftigten werden durch die gestiegene Inflation zusätzlich aufgefressen.
Die anhaltenden Streiks im Groß- und Einzelhandel zeigen die wachsende Unzufriedenheit der Beschäftigten mit ihren Arbeitsbedingungen und Löhnen. Die harten Verhandlungen und die festgefahrene Situation in der Branche erfordern dringend eine Lösung, um den Verbrauchern und den Arbeitnehmern gleichermaßen gerecht zu werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickeln wird und ob die Tarifverhandlungen zu einem Abschluss führen können, der den Forderungen der Gewerkschaft Verdi gerecht wird.