Urbane Transformation: Städte im Wandel für eine nachhaltige Zukunft

Immer häufiger werden wir in den Medien mit urbaner Transformation konfrontiert. Was steckt dahinter?

Städte und ihre Quartiere befinden sich weltweit inmitten eines tiefgreifenden Wandels. Er betrifft besonders die Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, demographischer Wandel, Wärme- und Klimawende, Mobilität aber auch die sozialen Fragen unserer Zeit. Die Gesamtheit all dieser Veränderung in gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kontexten spielt sich in Städten und Quartieren ab – zusammengefasst unter „urbaner Transformation“.

Aufgrund der Komplexität dieser Herausforderungen kann es bei den Lösungen nur um gemeinschaftliche Kraftanstrengungen aller Akteure in einer Stadt und ihren Quartieren gehen. Daher ist die urbane Transformation kein Selbstläufer. In Duisburg wird die neue Urbanität als Strategie verschiedener Akteure von der Wirtschaftsförderung, der Stadtplanung bis hin zur Wohnungswirtschaft verfolgt. Die neue Urbanität betrifft sowohl Bestands- als auch in Neubauquartiere und es gibt bereits einige Pionierprojekte, in denen nachhaltig, smart und resilient an der Zukunft für Duisburg gearbeitet wird.

Einige Beispiele für die verschiedenen Ebenen urbaner Transformation:

Infrastruktur und Umweltschutz

Infrastruktur und Umweltschutz sind Beispiele für die verschiedenen Ebenen urbaner Transformation. Die Umgestaltung von Quartieren umfasst auch die Modernisierung der städtischen Infrastruktur und Energiesysteme. Dies beinhaltet die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, die effiziente Nutzung von Ressourcen, erneuerbarer Energien sowie die Schaffung grünerer und lebenswerterer Stadtlandschaften.

Die Energiewende ist dabei eine der größten Herausforderungen. Für Städte bedeutet das auch eine systemische und ganzheitliche Wärmeplanung, damit Klimaschutz für die Bürgerinnen und Bürger bei der Wärmeversorgung planbar und bezahlbar bleibt. Gerade die Bestandsquartiere stehen vor der Herausforderung, nachhaltige Infrastrukturen wie Fernwärme auszubauen und gleichzeitig die energetische Sanierung durchzuführen. Duisburg schafft bis 2029 mit dem Projekt „Urban Zero“ im Quartier Ruhrort den ersten umweltneutralen Stadtteil weltweit und zeigt so, welche Bedeutung Nachhaltigkeit in der urbanen Transformation hat.

Wirtschaftliche Diversität und Innovation

Die Wirtschaft spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle in der urbanen Transformation. Die Entwicklung von Quartieren steht im engen Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung von Städten und hat für Unternehmen und Wirtschaftsförderungen eine hohe Relevanz. In Zukunft werden Arbeiten und Wohnen aufgrund von knappen Flächen, Homeoffice und Klimaschutz wieder enger in einem Quartier räumlich zusammenrücken. Menschen wollen nicht mehr stundenlang pendeln, sondern leben und arbeiten zeitlich effizienter miteinander verbinden. Das schafft völlig neue Anforderungsprofile für Quartiere und betrifft auch die Innenstädte als „Wohnzimmer“, die von einem tiefgreifenden Funktionsverlust als reiner Konsum- und Einkaufsort bereits betroffen sind.

Die Innenstädte müssen sich von einem „place to buy“ hin zu einem „place to be“ transformieren. Dazu gehören neben dem Handel vor allem neue gastronomische und kulturelle Angebote – über Museen und Theater hinaus eine lebhafte Bar- und Klubszene, damit die Innenstadt auch nach Ladenschluss ein lebhafter Ort der Begegnung wird. Aber auch Freizeitangebote und Events für jungen Menschen, Studierende und Familien, um diese wieder zurück und die Innenstädte zu locken, müssen geschaffen werden.

Zudem liegt im zunehmenden Leerstand der High Streets eine Chance für die urbane Transformation: Hier kann zukünftig Wohn- und Büroraum oder eine universitäre Nutzung geschaffen werden, die die Innenstadt nachhaltig belebt.

Dafür bedarf es neuer Strukturen für eine organisierte Zusammenarbeit von Wirtschaftsförderungen, Immobilieneigentümern und Gewerbetreibenden. Ein funktionierendes Citymanagement kann dabei Motor und Treiber neuer Geschäftsmodelle und der Entwicklung der Innenstadt hin zu einem Quartier mit hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität sein. Denn auch hier gilt: Die Transformation der High Street ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

Inklusion, Diversität und Chancengleichheit

Die urbane Transformation strebt nach sozialer Inklusion und einem Raum, in der die Bewohner ähnlich gute Chancen auf Wohnraum, Arbeit, Bildung, Gesundheit und Partizipation haben. Das erhöht die Attraktivität der Städte und Regionen für Zuwanderung und die Bindung ihrer Bürger. Die Schaffung inklusiver und integrativer Quartiere ist deshalb ein wichtiges Ziel.

Mit dem Projekt „Urbane Zukunft Ruhr“ in Duisburg-Hochfeld wird gerade versucht, ein abgehängtes Quartier sozial zu drehen und so eine Blaupause für viele ähnliche Quartiere zu schaffen. Hochfeld hat eine hohe Zuwanderung erfahren und es ist dort, wie in vielen Städten, zu einer immer tieferen sozialen Spreizung und räumlichen Segregation gekommen. Dier Herausforderung für urbane Transformationen besteht hier darin, eine bessere soziale Durchmischung durch Bildung und städtebauliche Aufwertung zu fördern.

Auch ethnische Vielfalt und kulturelle Offenheit sind ein wesentlicher Bestandteil der urbanen Transformation. Städte sind oft Schmelztiegel verschiedener Ethnien, Kulturen und Sprachen, was die Vielfalt fördert, aber auch ein integrativ organisiertes städtisches Leben erfordert, das beispielsweise die migrantische Ökonomie gezielt fördert. Welche Kraft von migrantischer Ökonomie ausgehen kann, zeigt vor allem der Duisburger Norden mit seinen Stadteilen Marxloh und Hamborn. Gründende stellen hier unter Beweis, dass sie sehr wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung in Duisburg sind. Dieses enorme Potenzial wird aber noch in vielen Städten in Deutschland völlig unterschätzt. Allein in Duisburg hat die Hälfte der Einwohner einen Migrationshintergrund und die Brautmodenmeile an der Weseler Straße von Marxloh ist ein weithin ausstrahlender Leuchtturm für migrantisch geprägten Einzelhandel geworden. Nicht von ungefähr ist das Label „Made in Marxloh“ deshalb in ganz Europa bekannt geworden. Diese Entwicklung wurde allein durch die Eigeninitiative der Zugewanderten initiiert.

Urbane Transformation als regionaler Lernprozess

Die urbane Transformation ist ein kontinuierlicher Prozess. Ihr Ziel ist es, Städte nachhaltiger, lebenswerter, inklusiver und widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu machen. Nirgendwo in Deutschland ist die Dichte der Bevölkerung, aber auch von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen so groß wie im Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet ist mit 5,1 Millionen Einwohnern so etwas wie „Deutschlands größte Stadt“. Die Verdichtung von Infrastruktur, Unternehmen und verschiedenen Kulturen ist hier einzigartig hoch.

Allerdings ist „Urbanität durch Dichte“ nicht mehr genug, um eine attraktive Region zu werden. Zukunftsfähige Städte im Ruhrgebiet müssen homogene soziale Lebensverhältnisse, städtebauliche Attraktivität, grüne Infrastruktur, wissensbasierte Arbeitsplätze sowie neue Wohn-, Mobilitäts- und Kultur- und Freizeitangebote fokussieren. Dabei spielen ein guter Wissensfluss und eine interkommunale Kooperationskultur zwischen den beteiligten Akteuren eine sehr wichtige Rolle.

Die Duisburg Business & Innovation (DBI) – mit Geschäftsführer Prof. Dr. Rasmus C. Beck und Jan Tiemann, Leiter des Citymanagements – arbeitet auch an einer besseren regionalen Kooperation. Hierzu zählt beispielsweise die Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsförderungen, Netzwerken und Unternehmen auf der Plattform des „Deutschen Institut für Urbane Transformation“ (DIUT) an der EBZ Business School. Zusammen mit einem starken regionalen Netzwerk sind die DBI und das Team Duisburg auch im gesamten Ruhrgebiet mit dem Ziel unterwegs, ihre Erfahrungen zu teilen – und auch von anderen zu lernen, wie urbane Transformation interdisziplinär und ganzheitlich angegangen werden kann.

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