Umsätze des Einzelhandels auf historischem Tief

Im Juni 2022 musste der deutsche Einzelhandel den höchsten Umsatzeinbruch seit Beginn der vergleichenden Messungen im Jahr 1994 verkraften. Vor allem die sehr hohe Inflation und damit teils deutlich erhöhte Preise sorgen bei Konsumenten für Zurückhaltung, besonders bei Lebensmitteln, bei welchen die Preise im Verhältnis noch stärker gestiegen sind.

Die Konsumfreudigkeit bei der deutschen Bevölkerung nimmt weiterhin rapide ab. Im Juni 2022 ging der Umsatz im Einzelhandel Deutschlands im Vergleich zum Juni 2021 um gleich 8,8 % (real / preisbereinigt) zurück. Einschließlich der Preiserhöhungen nahm der Umsatz nominal betrachtet zwar um nur 0,8 % ab – in der Differenz zwischen den realen und nominalen Ergebnissen spiegelten sich allerdings deutlich die teils drastischen Preiserhöhungen im Einzelhandel wider, so das Statistische Bundesamt. Grund für die deutliche Verschlechterung des Konsumklimas und die sinkende Kauflaune der Verbraucher ist vor allem die besonders hohe Inflation in Deutschland in diesem Jahr.

Nach einer aktuellen Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) fiel das Konsumbarometer zu Beginn des Juni 2022 zudem auf ein absolutes Allzeit-Tief. Für die kommenden Monate des Jahres sei nicht mit einer Verbesserung der Konsumlaune und der Umsätze zu rechnen, so der HDE.

Historischer Einbruch des Umsatzes bei Lebensmitteln in Deutschland

Besonders bei Lebensmitteln sparen deutsche Konsumenten immer mehr. Der Umsatz mit diesen sank im Juni 2022 auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Schuld daran trügen, so Experten, vor allem die Lebensmittelpreise, welche seit dem Juni des Vorjahres um knapp 12 % gestiegen sind. Auch die Tatsache, dass viele Menschen wieder häufiger zum Essen ausgehen, etwa in ein Restaurant, wirke sich negativ auf den Kauf und damit den Umsatz bei Lebensmitteln aus. Im Gegensatz zum Lebensmitteleinzelhandel konnte der deutsche Gastronomiesektor zwischen April und Mai 2022 sogar um 8,6 % zulegen.

Weitere Faktoren könnten dafür sorgen, dass die Preise für Lebensmittel für den Rest des Jahres 2022 noch weiter in die Höhe schnellen. Der deutsche Bauernverband fordert etwa immer vehementer generell höhere Lebensmittelpreise. Durch die weltweite Krisensituation, bedingt durch die immer noch anhaltende Corona-Pandemie, Liefer- und Versorgungsprobleme durch China oder auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, haben Landwirte immer stärker mit teils drastischen Kostensteigerungen bei Tierfutter, Dünger oder Diesel zu kämpfen. Um überhaupt noch ausreichend wirtschaften zu können, müssten die Preise für Lebensmittel weiter erhöht werden, so Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbands.

Von den erwähnten Lieferschwierigkeiten und teils nicht mehr verfügbaren essenziellen Komponenten sind auch die Spielwaren- und Unterhaltungselektronikindustrie, Fahrradhändler oder Baumärkte stark betroffen. Nicht gelieferte wichtige Bauteile oder generell fehlende Halbleiter lassen nicht nur die Auswahl in diesen Bereichen weiter schrumpfen, sondern wirken sich letztlich ebenfalls negativ auf die Umsätze und die Konsumlust der Deutschen aus.

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