UBS: Stellenstreichungen nehmen Gestalt an

Die Äußerungen zu geplanten Stellenstreichungen nach der Übernahme der in Not geratenen Credit Suisse seitens der Schweizer Großbank UBS waren zunächst recht allgemein gehalten. Nun zeigen sich erste konkrete Auswirkungen. Führungskräfte der dritten Managerebene im fusionierten Bankgiganten wurden laut einer Recherche der Schweizer SonntagsZeitung aufgefordert, einen Plan abzuliefern, wie sich 30 Prozent der Belegschaft in der neuen gemeinsamen Abteilung einsparen lassen. Laut Insiderberichten gibt es dabei klare Verlierer.

Die diplomatisch “Reduction in Force” genannte Maßnahme der neuen UBS zum massiven Personalabbau vom September 2022 gibt einen gerechten Ausgleich bei den Freisetzungen zwischen UBS und ehemaligen Credit Suisse-Mitarbeitern vor. In der gelebten Praxis scheint es aber nicht so fair zuzugehen. Glaubt man inoffiziellen Berichten von Firmeninsidern, muss wohl vor allem Credit Suisse-Personal damit rechnen, den Arbeitsplatz zu verlieren.

Einsparungen über den Stellenabbau hinaus

Doch auch Mitarbeiter, die dem personellen Kahlschlag nicht zum Opfer fallen, fühlen eine neue Zeit heraufziehen: Ein rigides Sparprogramm hat schmerzhafte Einschränkungen bei Beraterleistungen, Softwarelizenzen, Reisekosten und Spesen zum Inhalt. Insgesamt sollen auf diesem Weg weitere zehn bis zwanzig Prozent an Kosten eingespart werden.

Die direkte Folge des verschlankten Mitarbeiterstamms sind entsprechende Maßnahmen auf dem Immobiliensektor. So soll laut SonntagsZeitung der Standort Uetlihof aufgelöst werden. Die Mitarbeiter werden zu großen Teilen in den UBS-Standort in Opfikon umgesiedelt. Nun gilt es, einen Nachmieter für das Gebäude in Uetlihof zu finden, um Kosten in Höhe von rund 500 Millionen Schweizer Franken zu vermeiden. Die Credit Suisse hat das Gebäude zwar 2012 an den norwegischen Staatsfond verkauft, doch offenbar existiert noch ein Mietvertrag mit einer Restlaufzeit von mehr als zehn Jahren.

Abbauplan offenbar angelaufen

Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS im März 2023 im Rahmen einer staatlich verordneten Notfusion scheint nun der angekündigte Plan zur Personalreduzierung anzulaufen. Die Fusion soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein und Synergien, Kosteneinsparungen und eine stärkere Position im globalen Wettbewerb einbringen. Geplant ist, auch die mit der Fusion zusammenhängenden Entlassungen bis zu diesem Zeitpunkt abzuschließen.

Laut Medienberichten plant die UBS, mehr als die Hälfte der 45.000 Mitarbeiter, die sie von der Credit Suisse geerbt hat, zu entlassen. Die Kündigungen sollen in drei Runden erfolgen: die erste bereits Ende Juli, die zweite im September und die dritte im Oktober. Insgesamt will die neue Gigabank etwa 30.000 bis 35.000 Stellen streichen – das bedeutet eine Reduzierung  der bisherigen Gesamtbelegschaft von 120.000 Mitarbeitern um rund 30 Prozent.

Trotz der Beteuerungen im Reduction in Force-Plan stammen die meisten der betroffenen Mitarbeiter von der Credit Suisse, vor allem aus den Bereichen Investment Banking, Asset Management und Corporate Banking, wo es zu Überschneidungen und Doppelbelegungen mit der UBS kommt. Am stärksten betroffen sind Insidern zufolge die Standorte in London, New York und in einigen Teilen Asiens. In der Schweiz soll es laut Befürchtungen der Gewerkschaften zu bis zu 15.000 Entlassungen kommen.

Abbau soll fair und transparent erfolgen

Die Maßnahmen seien notwendig, um das selbst gesetzte Sparziel von rund sechs Milliarden US-Dollar zu erreichen, so UBS-Sprecher. Das soll die Rentabilität verbessern und die Kapitalbasis stärken. Die staatlich verordnete Übernahme der Credit Suisse sei nur widerwillig erfolgt, nachdem die ehemalige Traditionsbank durch Skandale und hohe Verluste in eine existenzbedrohende Krise geraten war.

Für die Mitarbeiter soll der Personalabbau in einem fairen und transparenten Prozess erfolgen. Die UBS will die soziale Verantwortung gegenüber den betroffenen Mitarbeitern wahrnehmen und ihnen Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung anbieten. Dazu gehört auch die Absicht der Bank, ihre Präsenz in der Schweiz zu erhalten und weiterhin in Innovation und Digitalisierung zu investieren.

Dennoch stehen die Mitarbeiter der Credit Suisse vor einer ungewissen Zukunft. Viele von ihnen hatten bereits vor der Fusion das Vertrauen in ihre von Skandalen gebeutelte Führung verloren. Sie müssen sich nun auf einen harten Konkurrenzkampf mit ihren Kollegen von der UBS einstellen, um ihren Job zu behalten oder eine neue Stelle zu finden.

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