Sinkende Reallöhne und Preisanstiege
Auch 2022 sind die Reallöhne in Deutschland wieder einmal gesunken – zum dritten Mal in Folge. Trotz eines leichten Anstiegs der Nominallöhne wirken sich die nach wie vor hohe Inflation und die ansteigenden Verbraucherpreise negativ auf das letztlich zur Verfügung stehende Geld der deutschen Arbeitnehmer aus. Zumindest teilweise ist allerdings eine leichte Besserung der Situation in Sicht.
Die Reallöhne der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind auch im vergangenen Jahr 2022 ein weiteres Mal gesunken – laut Angaben des Statistischen Bundesamtes um 3,1 Prozent im Vergleich zu 2021. Trotz eines dezenten Anstiegs der nominalen Löhne um 3,5 Prozent ist es der hohen Inflation von durchschnittlich 7,9 Prozent zu verdanken, dass die Menschen in Deutschland durchschnittlich weniger Geld zur Verfügung hatten als noch im Jahr zuvor.
Frühere Schätzungen von Wirtschaftsexperten sind zunächst von einer noch größeren Reduzierung des Reallohns ausgegangen. Die Einbußen fielen aufgrund zwischenzeitlich angepasster Inflationswerte in Deutschland nicht so drastisch aus wie ursprünglich befürchtet. Dennoch handelt es sich bei dieser Abnahme der Reallöhne um die größte seit Beginn der Messungen im Jahr 2008.
Niedrigere Reallöhne als Folge höherer Monatsgehälter?
Auch 2023 könnte die Inflation in Deutschland nach Angaben der Deutschen Bundesbank weiter hoch bleiben. Ein Grund dafür sind unter anderem die von den jeweiligen Gewerkschaften einiger Branchen organisierten Warnstreiks und die daraus zumeist resultierenden höheren Tarifverträge. Von diesen profitieren zwar die Arbeitnehmer der jeweiligen Bereiche zunächst. Die meisten Unternehmen geben die Mehrausgaben für höhere Personalkosten allerdings zeitnah an die Kunden weiter, etwa im öffentlichen Personennahverkehr oder bei Fluggesellschaften. Trotz steigender Nominallöhne könnten die realen Löhne der deutschen Bevölkerung also auch 2023 weiter fallen.
Allerdings gibt es trotz allem auch vereinzelt positive Entwicklungen für Verbraucher zu vermelden. So wollen laut Wirtschaftsforschern des ifo-Instituts in München weniger deutsche Unternehmen in den nächsten Monaten ihre Preise erhöhen. Der Index der Preiserwartungen ist im Februar auf 29,1 Punkte gesunken, 6,1 Punkte weniger als noch im Monat zuvor. Die Inflationsrate lag in diesem Monat deutschlandweit weiterhin bei 8,7 Prozent.
Der Inflationsdruck, so das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, solle dadurch in den nächsten Wochen etwas abnehmen. Viele Unternehmen hätte ihre Preise für Verbraucher bereits in den vergangenen Monaten erhöht. Außerdem lasse die Nachfrage in fast allen Bereichen der deutschen Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr deutlich nach. Seit dem 1. März greifen zudem die Deckelungen bei den Preisen für Gas und Strom. Die Preisbremsen sollen ebenfalls zu einem leichten Abflauen der Inflation beitragen.
Lebensmittelpreise sollen noch weiter steigen
Vorerst keine Besserung in Sicht ist allerdings in der Lebensmittel- und Getränkebranche. Mehr als drei Viertel aller Einzelhandelsunternehmen planen hier, die Preise in den kommenden Wochen und Monaten noch deutlicher zu erhöhen als bereits in der vergangenen Zeit. Auch rund 63 Prozent aller deutschen Reiseveranstalter und 52 Prozent der Gastronomiebetriebe planen teils signifikante Preiserhöhungen in der nahen Zukunft.
Besser ist die Lage allerdings im Baugewerbe. Die Zahl der geplanten Preiserhöhungen ist in diesem Sektor so niedrig wie seit April 2021 nicht mehr. Auch durch den Rückgang der Nachfrage an Dienstleistungen im Immobilienbereich wollen hier nur sehr wenige Unternehmen gestiegene Kosten für Ressourcen oder Baupersonal direkt an die Kundschaft weitergeben.