Silicon Valley: Trotz Massenentlassungen gute Perspektiven

Alleine bei den Big Three des Silicon Valley – Alphabet, Amazon und Microsoft – müssen rund 40.000 Mitarbeiter den Hut nehmen. Doch der massive Stellenabbau in der amerikanischen Tech-Szene ist beileibe kein Omen einer nahenden Apokalypse. Vielmehr scheint es darum zu gehen, die Auswirkungen der durch COVID-19 ausgelösten Sondereffekte abzubauen. Ein Blick auf vergangene Zahlen setzt den Stellenrückgang ins rechte Licht. Ob mehr dahintersteckt, werden die kommenden Monate zeigen.

Insgesamt werden wohl etwa 50.000 Menschen im Silicon Valley ihren Arbeitsplatz verlieren, so Prognosen von Branchenexperten. In normalen Zeiten wäre das ein unüberhörbares Warnsignal, doch der Blick auf die Prä-Pandemie-Ära relativiert den massenhaften Abfluss von Workpower deutlich. Aus dieser Perspektive gesehen, scheint der aktuelle Stellenabbau nur ein systembedingtes Korrektiv darzustellen.

Corona hat die Sättigungsgrenze vorverlegt

Die starke Zunahme in den Bereichen Homeoffice und Home Entertainment während der Pandemie-Einschränkungen in den Jahren 2020 bis 2022 hat bei den Tech-Unternehmen zu einer Sonderkonjunktur geführt, die sich vor allem in über dem Plan liegenden Rekrutierungsmaßnahmen zeigen. Vor einer unerwarteten Situation stehen heute nur Unternehmen, die die rapiden Wachstumszahlen der COVID-Jahre für eine ökonomische Konstante gehalten haben. Die anderen werden die nun angelaufenen Rückführungen wohl von Anfang an eingepreist haben.

Heute sehen sich die Tech-Firmen einem weitgehend gesättigten Markt gegenüber. Insbesondere die Rückkehr der Arbeitswelt in die Geschäftsräume der Unternehmen und die sanfte Abkehr der Verbraucher von Streaming-Diensten wie Netflix & Co. schaffen markante Überhänge, die es nun abzubauen gilt.

Trotzdem deutliche Zuwächse seit 2018

Ein Blick auf die Personalentwicklung im US-Tech-Bereich zeigt trotz massenhaftem Stellenabbau ein durchaus positives Bild. Bereits zwei Jahre vor Corona begannen bei Google & Co. deutliche Personalzuwächse, die sich ab Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 unvermindert fortsetzten und 2022 ihren absoluten Spitzenwert erreichten. Auch nach der derzeit laufenden Konsolidierung liegen die Mitarbeiterzahlen noch immer deutlich über den Werten am Beginn der Pandemie.

Sollte die Konsolidierung in absehbarer Zeit ihren Abschluss finden, könnte das auf eine nachhaltige Steigerung der Unternehmenszahlen hinweisen. In diesem Fall wäre das Wachstum der Jahre 2020 bis 2022 nicht alleine auf Corona zurückzuführen. Lediglich der aktuell verzeichnete Rückgang wäre in diesem Fall ein Pandemie-bedingter Effekt. Ob das der Fall ist, oder ob sich der Stellenrückbau auf unabsehbare Zeit fortsetzt, wird die nahe Zukunft zeigen.

Weitere Effekte: Inflation und Druck von Investorenseite

Auch die inflationär bedingte gedrückte Stimmung beim Verbraucherverhalten mag zu einem gewissen Teil für die derzeitigen Rückgänge bei den Mitarbeiterzahlen in der Tech-Branche verantwortlich sein. Angesichts schmerzhaft steigender Preise im Bereich der allgemeinen Bedarfsartikel wird so mancher Verbraucher Pläne für anstehende Anschaffungen zurückstellen. Wie lange diese Phase anhält, wird wohl vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine abhängen.

Unmut erfahren die Tech-Unternehmen auch von ihren Investoren. In der Euphorie der Wachstumsjahre haben viele von ihnen auf der Suche nach geeignetem Personal Mitarbeiter zu stark erhöhten Gehältern eingestellt. Auf diese Weise hat beispielsweise Meta für den Ausbau von Facebook und Instagram sein Personal seit 2019 fast verdoppelt. Nun lasten diese zusätzlichen Ressourcen schwer auf den Bilanzen. Dass dieser Überhang nun abgebaut wird – nicht zuletzt durch massiven Druck von Investorenseite – ist nichts weiter als ein gesunder Prozess des Gesundschrumpfens.

Für Deutschland könnte der Massen-Exodus im Silicon Valley eine gute Botschaft sein. Das Land sucht händeringend nach Fachkräften. Die könnten auch aus dem Silicon Valley kommen – wenn sich die Bundesregierung zu einer benutzerfreundlicheren Handhabung bei der Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte durchringen könnte.

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