Shein unter Beschuss: Verbraucherzentrale fordert Änderungen

Im April 2023 wurde die Shopping-Plattform Shein von der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) wegen mehrerer Verstöße abgemahnt. Das Unternehmen, bekannt für seine günstige Mode und aggressive Marketingstrategien, geriet in die Kritik, Verbraucherschutzregeln zu missachten. Die Verbraucherzentrale monierte eine Reihe von Praktiken, die die Verbraucher in die Irre führen könnten, und forderte sofortige Nachbesserungen.

Die Liste der Beanstandungen gegen Shein war umfangreich. Der vzbv warf dem Unternehmen unter anderem vor, manipulative Designs und komplizierte Beschwerdewege zu nutzen. Kontaktmöglichkeiten seien versteckt und die Höhe der Rabatte wirke willkürlich. Auch fehlende Informationen bei den Sternchen-Bewertungen wurden kritisiert. Besonders problematisch wurden die Pop-up-Fenster angesehen, die Käufern den Hinweis „Du könntest jetzt Gutscheine erhalten! Bist du sicher, dass du gehen willst“ anzeigen und damit den Kaufprozess manipulativ beeinflussen könnten.

Verstöße gegen das Gesetz für digitale Dienste (DSA)

Ein weiterer zentraler Punkt der Kritik war der Verstoß gegen das Gesetz für digitale Dienste (DSA). Diese EU-Richtlinie zielt darauf ab, Inhalte im Netz strenger zu regulieren und illegale Inhalte wie Hassrede und Hetze konsequent zu bekämpfen. Shein wurde als eine der sehr großen Online-Plattformen eingestuft und muss daher die strengsten Vorschriften des Gesetzes einhalten. Neben Shein stehen auch Plattformen wie Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter) unter Beobachtung der EU.

Nach der Abmahnung lenkte Shein ein und unterzeichnete eine Unterlassungserklärung. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass man mit dem vzbv zusammenarbeite, um dessen Bedenken auszuräumen. Vorständin Ramona Pop betonte, dass Shein künftig auf irreführende Praktiken in Deutschland verzichten wolle. Die Webseite müsse bis zum 1. Juni überarbeitet werden, um den Vorgaben zu entsprechen. Sollte Shein erneut gegen die Vereinbarungen verstoßen, könnte der vzbv Strafen fordern.

Vergleichbare Fälle und Forderungen nach strengeren Maßnahmen

Shein ist nicht das einzige chinesische Unternehmen, das wegen Verbraucherschutzverstößen in der Kritik steht. Auch das Shopping-Portal Temu wurde kürzlich abgemahnt und zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung gezwungen. Handelsexperten und Verbände fordern seit Monaten ein strikteres Vorgehen gegen diese Online-Händler. Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), wies darauf hin, dass viele Produkte auf diesen Plattformen oft nicht der Produktsicherheit und den hiesigen Vorschriften entsprächen.

Shein und die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette

Shein steht zudem wegen der Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette in der Kritik. Eine Recherche der Schweizer Menschenrechtsorganisation Public Eye aus dem Jahr 2021 deckte erschreckende Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken auf, in denen Shein produzieren lässt. Arbeiter berichten von einem durchschnittlichen Arbeitspensum von 75 Stunden pro Woche und lediglich einem freien Tag im Monat. Trotz öffentlicher Besserungsgelöbnisse haben sich die Bedingungen laut einer weiteren Recherche von Public Eye im Jahr 2023 kaum verbessert. Die Löhne der Arbeiter bleiben niedrig, und Kinderarbeit ist nach wie vor ein Thema, auch wenn Shein dies bestreitet.

Die Konkurrenz und der Druck auf Zalando

Während Shein und Temu mit ihren Niedrigpreismodellen und schnellen Lieferzeiten den Markt erobern, gerät auch Europas führender Online-Modehändler Zalando unter Druck. Zalando, das einst durch Innovation und schnelles Wachstum glänzte, sieht sich nun gezwungen, neue Strategien zu entwickeln, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Insbesondere die Kombination von Entertainment, Gaming und Shopping, wie sie von den chinesischen Apps genutzt wird, setzt neue Maßstäbe.

Zalando experimentiert mit neuen Ideen und setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI), um seine Marktposition zu stärken. KI könnte helfen, personalisierte Einkaufserlebnisse zu bieten und die Effizienz zu steigern. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um das Wachstum wieder anzukurbeln, bleibt abzuwarten. Christina Kyriasoglou vom manager magazin diskutiert in einem Podcast über die Herausforderungen und Chancen, die sich für Zalando in diesem hart umkämpften Markt ergeben.

Notwendige Anpassungen und zukünftige Entwicklungen

Die Abmahnungen und die daraus resultierenden Maßnahmen gegen Shein und andere chinesische Plattformen wie Temu zeigen, dass der Verbraucherschutz und die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette stärker in den Fokus rücken. Unternehmen müssen sich den strengen Regulierungen anpassen, um weiterhin am Markt bestehen zu können. Gleichzeitig stehen traditionelle Anbieter wie Zalando vor der Herausforderung, innovative Ansätze zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Entwicklungen in diesem Bereich werden weiterhin von großer Bedeutung für die Zukunft des Online-Handels sein.