Schuldendruck bei Adler Group wächst weiter an

Nach dem verweigerten Testat von Wirtschaftsprüfer KPMG für den Jahresabschluss 2021 der angeschlagenen Adler Group hat sich der Verschuldungsgrad der Firmengruppe weiter erhöht. Auch ein misslungener Immobilienverkauf drückt massiv auf die Zahlen. Die Zukunft der Unternehmensgruppe bleibt weiter im Ungewissen.

Zum Ende des ersten Quartals 2022 lag die Beleihungsquote bereits bei 52 Prozent, nach 50,9 Prozent zum Jahresende 2021. Zusätzlich hat die Gruppe markante Anteile ihres Wohnungsbestands verkauft, was zu einem Rückgang des operativen Ertrags im ersten Quartal auf etwa 29 Millionen Euro geführt hat. Nach Abschluss der Verkäufe zum Zweck der Schuldenminimierung hat die Firmengruppe eigenen Angaben zufolge noch etwa 27.000 Wohnungen im Portfolio.

Im Mai hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass sich bei der Tochter Consus Real Estate wirtschaftliche Probleme eingestellt hätten. Seither sieht sich das Gesamtunternehmen massiven Problemen ausgesetzt, nicht zuletzt wegen der Verweigerung des Testats durch KPMG. Darüber hinaus hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen erklärt, dass es für den Abschluss 2022 nicht mehr zu  Verfügung steht.

Fehlendes Testat als Kapitalmarktsperre

Neben allen anderen Problemen ist Adler daher auch noch auf der Suche nach einem neuen Wirtschaftsprüfer. Obwohl der Quartalsbericht eigenen Angaben zufolge den Tatsachen entspricht, bedeutet das Fehlen eines Wirtschaftsprüfers dennoch massive Einschränkungen bei der Kapitalisierung. Ohne ein aktuelles Testat sei die Firmengruppe von den Kapitalmärkten abgeschnitten, erklärt dazu Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten.

Einer der Gründe, die Adler in die aktuelle Schieflage versetzt haben, ist der Vorwurf fehlerhafter Immobilienbewertungen. In den Raum gestellt hat diesen Vorwurf der Leerverkäufer Fraser Perring mit seinem Unternehmen Viceroy. So soll es teilweise zu künstlich übersteigerten Wertbestimmungen gekommen sein.

Es hätten sich keine Anzeichen für einen systematischen Betrug gezeigt, so die Erklärung von KPMG Forensic. Dennoch hätten die Prüfer Defizite gefunden, darunter auch das Fehlen relevanter Informationen. Mittlerweile hat auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin Untersuchungen bei der Adler Group in Angriff genommen.

Adler wird auch vom Pech verfolgt

Neben den offenbar selbst verschuldeten Problemen belastet auch ein geplatzter Immobiliendeal die Sanierungsanstrengungen. So geht aus dem Quartalsbericht hervor, dass das Unternehmen den Verkauf eines Immobilienpakets wegen ausbleibender Zahlung wieder rückgängig machen musste.

Dabei geht es um einen Verkauf an Partners Immobilien Capital Management im Gesamtvolumen von 313 Millionen Euro im Mai 2020. Da bis heute die Zahlung dafür nicht eingetroffen ist, musste Consus Real Estate den Verkauf rückgängig machen. „Es stellte sich daher als die beste Lösung für Consus heraus, den Vertrag rückgängig zu machen und damit langwierige Gerichtsverfahren gegen den Käufer zu vermeiden“, heißt es dazu in einer offiziellen Stellungnahme von Consus.

Massiver Wertverlust durch unwidersprochene Anschuldigungen

Da Adler nicht in der Lage war, die Anschuldigungen von Fraser Perring vollständig zu entkräften, kam es bei den Adler-Aktien 2021 zu einem Kursverlust um mehr als 80 Prozent, begleitet von mehreren Rücktritten auf der Führungsebene. Durch Abschreibungen und massive Verkäufe aus dem Portfolio trat im gleichen Zeitraum ein Verlust von über einer Milliarde Euro ein.

Insidern zufolge soll mittlerweile die Staatsanwaltschaft Frankfurt Ermittlungen gegen die Adler Group wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung aufgenommen haben. Konkret soll es dabei um die Bewertung und den Verkauf einer Immobilie aus dem Jahr 2019 gehen. Die Eröffnung des Verfahrens soll auf eine Strafanzeige der BaFin zurückgehen.