Reisebranche leidet unter den Folgen von Corona und der Inflation

Trotz des aktuellen Reisebooms und einer gesteigerten Reisebereitschaft der deutschen Bevölkerung bleiben die Hotels in Deutschland weitgehend leer. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Zahlen sprechen für sich: Booking.com und andere Hotelportale verzeichnen weltweit steigende Buchungen und Umsätze. Im zweiten Quartal 2023 vermittelte Booking.com allein in Deutschland 268 Millionen Übernachtungen, ein Anstieg von fast neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei im Durchschnitt um 25 Prozent höheren Preisen.

Jedoch offenbart der Blick auf den deutschen Markt eine andere Realität. Trotz des steigenden Reiseaufkommens haben die deutschen Hotels die Verluste, die durch die Corona-Pandemie und die Inflation verursacht wurden, noch nicht ausgeglichen. Laut einer Übersicht des Hotelverbands Deutschland (IHA) liegt Deutschland im ersten Halbjahr 2023 mit einem Anstieg der Übernachtungen um lediglich 3,7 Prozent weit unter dem europäischen Durchschnitt von 14,2 Prozent.

Die Preise steigen

Obwohl der Juni mit einem Umsatzwachstum von 24,5 Prozent im Vergleich zu 2019 positiv verlief und höher war als die Inflationsrate, bleiben die Einnahmen pro Zimmer und Nacht in Deutschland niedrig. Dies ist vor allem auf gestiegene Kosten zurückzuführen. Personalkosten sind um elf Prozent gestiegen, die Inflation beeinflusst vor allem die Lebensmittelpreise und Energiekosten belasten ebenfalls die Budgets der Hotels. Diese zusätzlichen Belastungen können die Hotels aufgrund des deutschen Preisniveaus nicht vollständig an ihre Kunden weitergeben.

Die geringe Auslastung der Hotels verstärkt das finanzielle Dilemma der Hoteliers. Im ersten Halbjahr 2023 blieben 37 Prozent der Zimmer in Deutschland leer, ein Anstieg gegenüber den 30 Prozent im Jahr 2019. Dies ist vor allem auf den Rückgang der ausländischen Besucher zurückzuführen. Im Juni gab es einen Rückgang von 2,2 Prozent gegenüber dem gleichen Monat 2019 und bei ausländischen Gästen sogar einen Rückgang von 8,7 Prozent.

Unterschiedliche Ergebnisse in den Bundesländern

Die Situation variiert jedoch regional. Während es in Nordrhein-Westfalen, den Küstenregionen und den neuen Bundesländern gut läuft, sind Hessen, Bayern und Baden-Württemberg unter dem deutschen Durchschnitt. Besonders in den Großstädten wie Stuttgart, Frankfurt und München, wo die Einnahmen zurückgegangen sind, sind die Auswirkungen spürbar.

Auch die verschiedenen Hotelkategorien spiegeln die Vielfalt der Herausforderungen wider. Günstigere Häuser mit bis zu zwei Sternen verzeichnen ein moderates Umsatzwachstum, während Hotels mit vier und fünf Sternen sinkende Einnahmen verzeichnen. Deutsche Reisende sind traditionell weniger bereit, höhere Preise für Hotelzimmer zu bezahlen, was eine geringere Wertschätzung für Dienstleistungen widerspiegelt.

Die Aussichten auf eine Besserung der Situation sind derzeit eher schlecht. Die ersten Zahlen für Juli deuten bereits auf einen Rückgang der Einnahmen hin. Das Umsatzplus im Vergleich zum Juli 2019 beträgt nur noch 6,5 Prozent, im Vergleich zu den starken 24,5 Prozent im Juni.

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