Preisentwicklung beim Energieträger Holzpellets folgt eigenen Gesetzen
Auch im April setzt sich die Abwärtsfahrt bei den Tonnenpreisen für Holzpellets weiter fort. Damit folgt der nachwachsende Rohstoff dem allgemeinen Trend bei den Energieträgern Öl und Gas – das allerdings aus Gründen, die bedenklich stimmen. Dennoch ist das Heizen mit Holz angesichts der politischen Großwetterlage weiterhin eine aussichtsreiche Option.
Die massiven Preisrückgänge der bisher kriegsbedingt teuren Energieträger Öl und Gas gehen im Wesentlichen auf eine Normalisierung der Liefersituation zurück. Zahlreiche Länder konnten die Lieferausfälle aus Russland durch andere Quellen ersetzen, und selbst die angekündigte Drosselung der Liefermengen durch die OPEC konnte bei den fossilen Energien die Rückkehr in die Nähe der Normalsituation nicht aufhalten.
Pelletindustrie erweist sich als opportunistisch
Die große Hoffnung der Verbraucher, Holzpellets könnten sich als stabilisierendes Element erweisen, wenn die übrigen Energiepreise in Krisensituationen explodieren, hat sich bisher nicht erfüllt. Das geht allerdings auf die Lieferanten selbst zurück, nicht auf Auswirkungen höherer Gewalt. Als nach Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine insbesondere die Gaspreise in den Himmel schossen, führte das auch zu massiven Preisanstieg bei Holzpellets – das allerdings ohne jeden Grund.
Betrug der Preis pro Tonne vor Kriegsausbruch Anfang 2020 noch durchschnittlich 230 Euro, stieg er bis Anfang 2022 auf rund 350 Euro, um bis Anfang 2023 auf etwa 495 Euro zu klettern. Während der Preisauftrieb bei den fossilen Energieträgern allerdings durch die weggebrochenen Liefermengen marktbedingt waren, gibt es für die Preisrallye bei Holzpellets keine plausible Erklärung – außer vielleicht, dass die Anbieter die Gunst der Stunde nutzten, um ordentliche Sondergewinne einzufahren.
Liefersituation war niemals beeinträchtigt
Dass sich beim hölzernen Heizmittel durch den Krieg in Osteuropa keine Lieferengpässe einstellen konnten, ist leicht nachvollziehbar. Der Großteil des nachwachsenden Brennstoffs stammt aus dem eigenen Land und europäischen Nachbarn, deren Holzproduktion von den kriegerischen Auseinandersetzungen unberührt blieb.
Auch ist nicht anzunehmen, dass eine sprunghafte Steigerung bei der Nachfrage zu Lieferengpässen geführt hat – dagegen spricht nicht zuletzt auch der aktuell zu beobachtende Preisrückgang. Der Wechsel von der fossilen Heizung hin zur Holz-Variante geschieht nicht spontan unter dem Eindruck eines aktuellen Ereignisses. So stieg die Zahl der Pelletheizungen laut Statista von 497.000 im Jahr 2020 auf 570.000 im Folgejahr an – eine Steigerung, die durch die Holzproduktion in Europa mühelos bedient werden kann.
Ob sich die Anbieter mit dieser Form des Opportunismus einen Gefallen tun, sei dahingestellt. Ein Hauptargument für Holzpellets ist neben der Klimaneutralität des nachwachsenden Rohstoffs die Stabilität gegen äußere Einflüsse. Diesen Trumpf hätten die Hersteller angesichts des Ukraine-Kriegs ausspielen können, um die alternative Heizform nach vorne zu bringen. Offenbar waren kurzfristige wirtschaftliche Interessen wichtiger.
Hohe Anlagenpreise machen nur bei günstigen Pelletspreisen Sinn
Noch immer kostet eine Heizanlage für Holzpellets etwa das Doppelte einer herkömmlichen Heizung. Damit braucht die Holzheizung ein zusätzliches Argument, um nach dem gesetzlich verordneten Stopp fossiler Heizungen die Verbraucher auf ihre Seite zu ziehen, statt sie zu Alternativen wie Wärmepumpe oder Geothermie abwandern zu lassen.
Ein stabiler Rohstoffpreis auf niedrigem Niveau, unbeeinflusst von politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen, wäre ein solches schlagkräftiges Argument. Vielleicht wird ein breiter aufgestelltes Marktumfeld mit einer größeren Zahl von Anbietern diesen Weg zur Vernunft ja befeuern – im wahrsten Sinn des Wortes.