Netflix: Künftig mehr Transparenz bei den Nutzungszahlen

Zum ersten Mal seit dem Einstieg in das Video-on-Demand-Streaming-Geschäft im Jahr 2007 hat Marktführer Netflix konkretere Informationen in Bezug auf die Nutzungszahlen des internationalen Streamingdienstes veröffentlicht. Auch wenn der Informationen nur wenig aussagekräftig und informativ ist, dürften sie die diversen Konkurrenten des kalifornischen Unternehmens dennoch unter Druck setzen.

Netflix Inc., der internationale Marktführer beim kostenpflichtigen Streaming sowie der Produktion eigener Filme und Serien, hat zum ersten Mal seit dem Einstieg in das Video-Streaming-Business 2007 offizielle Nutzungszahlen veröffentlicht. Im Rahmen des Berichts Was wir schauten hat das ursprünglich 1997 gegründete US-amerikanische Unternehmen 18.000 bei Netflix verfügbare Produktionen aufgelistet.

Sonderlich informativ und aussagekräftig ist der Bericht, auch nach Aussagen von Experten, allerdings nicht: Die Daten geben nur an, wie viele Stunden eine Serie, ein Film oder eine Dokumentation weltweit gestreamt beziehungsweise angesehen wurde. Essenzielle Informationen über die konkreten Zuschauerzahlen, Altersgruppen, besonders erfolgreiche Regionen, die Abbruchquoten oder auch die Konversionsraten fehlen vollständig.

Mehr Transparenz bei Netflix: Bessere Verhandlungsgrundlagen für Schauspieler und Autoren

Nichtsdestotrotz wird der dezent zögerliche Schritt von Netflix international positiv bewertet. Zuvor habe man nach eigenen Angaben keinerlei Daten veröffentlichen wollen, um aktuellen und eventuellen zukünftigen Konkurrenten keine „Blaupausen“ für den Erfolg liefern zu wollen. Da sich durch dieses vollständig intransparente Verhalten allerdings mit der Zeit eine Atmosphäre des Misstrauens gebildet habe, wolle man künftig halbjährlich einen Bericht mit den Zahlen der weltweit gestreamten Stunden veröffentlichen.

Die bisherige Intransparenz des Konzerns war allerdings nicht nur Branchenexperten und Fans von Video-Streaming ein Dorn im Auge, sondern auch den Künstlern selbst. So wurden weder Regisseuren,  Schauspielern noch Drehbuchautoren Zuschauerzahlen oder sonstige relevante Informationen genannt. Alle Beteiligten haben stets ein zuvor vertraglich abgeklärtes Festgehalt erhalten – unabhängig von den Klickzahlen und dem „Erfolg“ der bei Netflix verfügbaren Serien und Filme.

Eben diese Intransparenz war auch einer der Gründe für die monatelangen Streiks von Schauspielern und Drehbuchautoren in Hollywood 2023. Die publizierten Zahlen der geschauten Stunden bei Netflix geben den involvierten Personen nun immerhin einige Daten, welche als Grundlage für kommende Vertragsverhandlungen genutzt werden können. Damit wurde die Verhandlungsbasis gerade auf der kreativen Seite der Video-Streaming-Branche dezent verbessert.

Netflix legt vor, aber zieht die Konkurrenz mit?

Ein weiterer möglicher Vorteil: Netflix als Marktführer dürfte durch diese Aktion zumindest mittelfristig wesentlich mehr Druck auf direkte Konkurrenten wie etwa Amazon, Disney oder HBO ausüben. Denn selbst mit den geringen Informationen, die Netflix ab sofort regelmäßig veröffentlichen will, ist der Konzern im Vergleich zum Großteil der Konkurrenz nun dennoch transparenter und damit für die Kreativen bei der Produktion von Filmen und Serien auch potenziell attraktiver.

Ob die anderen großen Player der Video-Streaming-Branche aber letztlich mitziehen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Denn sollten diese zukünftig ebenfalls die globale Nutzungsdauer oder sogar konkretere Informationen bezüglich der Nutzerzahlen veröffentlichen, können sie im direkten Vergleich mit dem international Branchenprimus und Marktführer Netflix in nahezu allen Kategorien eigentlich nur verlieren. Doch in einem gesellschaftlich wie auch finanziell so bedeutenden Geschäft sind auch die weiteren Plätze auf dem Siegerpodest extrem begehrt.

Interessant in Bezug auf die geschauten Stunden ist zudem, dass sich unter den erfolgreichsten Zehn bei Netflix keinerlei Filme, sondern ausschließlich Serien befinden. Dies ist allerdings dadurch zu erklären, dass Serien – wenig überraschend – eine wesentlich längere Laufzeit haben und daher insgesamt auch länger angesehen werden. Während ein Film also häufig eine maximale Laufzeit von rund zwei Stunden ermöglicht, fällt diese bei Serien, die oftmals viele Episoden über mehrere Staffeln und Jahre hinweg bieten, nachvollziehbarerweise sehr viel höher aus, weswegen diese insgesamt länger angeschaut werden (können) als Filme.

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