MSCI World Index 2023: Volatil in die nahe Zukunft

Ein zwiespältiges Bild hinsichtlich der weiteren Entwicklung liefert der MSCI World Index für die kommenden Monate. Der wichtige globale Aktienindex mit 1.508 Unternehmen aus 23 Industrieländern präsentiert sich Analysten unentschlossen, und das nach einem Rückgang um rund 15 Prozent seit dem Allzeithoch bei 3.248 Punkten im Januar 2022 mit nachgeordneter Teil-Erholung. Die negativen Prognosen scheinen derzeit allerdings zu überwiegen.

Die globale Streuung des MSCI World ist auf die Bewertung der Weltwirtschaft ausgelegt – und die zeigt sich derzeit nicht gerade euphorisch. Die Aussagekraft ist allerdings eingeschränkt, denn trotz der internationalen Ausrichtung dominieren im Index die USA mit einem Anteil von knapp 67 Prozent. Das macht den MSCI World dann doch wieder auf gewisse Weise zu einem US-Industrie-Indikator.

Robuste Gesamtentwicklung

Seit seiner Premiere im Jahr 1986 hat der MSCI World Index wiederholt die Stabilität der internationalen Wirtschaft in ihrer Gesamtheit aufgezeigt. Sowohl nach dem Platzen der Dotcom- und Bankenblasen und auch angesichts der Corona-Krise konnten sich die Märkte wieder erholen, abgebildet im MSCI World. Auf die gesamte Laufzeit gesehen weist der Index eine durchschnittliche jährliche Steigerung um neun Prozent aus.

Nach dem Allzeithoch von Anfang 2022 befand sich der Index auf langsamer, aber stetiger Abwärtsfahrt, mit einem Tiefststand unter 2.400 Punkten im Oktober 2022. Seither ist wieder eine Erholung zu beobachten, die sich in einem aktuellen Wert um 2.800 Punkte widerspiegelt – eine Erholung um rund 8,5 Prozent.

Aktueller Anstieg übertrieben?

Der Herausgeber des Index, die Investmentbank Goldman Sachs, betrachtet die aktuelle Erholung mit wenig Begeisterung. Die hauseigenen Analysten sehen den aktuellen Anstieg als “stark übertrieben” an. Für die nächste Zeit sehen die Analysten wenig bis gar keine Chancen auf ein nachhaltiges Kurswachstum. Besondere Sorgen macht den Bankern derzeit der S&P 500, dem nach Ansicht von Goldman Sachs in nächster Zeit keine rosige Zeit bevorsteht. Da die Unternehmen des S&P 500 im MSCI World stark repräsentiert sind, wirkt sich das entsprechend drastisch auf den globalen Index aus.

Die Analysten sehen für den S&P 500 bis Jahresende einen Rückgang um mehr als 3,2 Prozent voraus. Davon dürfte ein spürbarer Anteil an den MSCI World abstrahlen. Das belegt die Problematik bei dem globalen Index: Die S&P-Depression geht im Wesentlichen auf schlechte Entwicklungsaussichten amerikanischer Unternehmen zurück. Die hohe Bedeutung der US-Unternehmen im MSCI World macht diese Prognose zur globalen Aussage, ob das nun zutrifft oder nicht.

Trendumkehr erwartet – aber nicht sofort

Die Nacht ist vor dem Morgen am dunkelsten – diese bekannte Weisheit trifft aktuell in verstärktem Maß auf den MSCI World Index zu. Zwar sehen die Goldman-Sachs-Analysten ein Licht am Horizont, das zu einer Erholung der anstehenden Kurs-Talfahrt führen wird. Die nahe Zukunft ist allerdings von fallenden Werten geprägt, ausgelöst durch die schlechtere Verfügbarkeit von Krediten. Das wird sich laut Goldman Sachs negativ auf das Wachstum auswirken, insbesondere bei Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil.

Einen der Hauptgründe für die kommende Kurs-Talfahrt sehen die Analysten in der Psychologie der Anleger. Führen die enttäuschenden Gewinnzahlen der Unternehmen bei ihnen zu Frustration, steht eine Verkaufswelle an. Alleine beim S&P 500 halten die Analysten einen Absturz um 20 bis 30 Prozent für durchaus realistisch. Das allerdings sind gute Nachrichten für risikofreudige Anleger. Stimmen die Prognosen von Goldman Sachs, lohnt sich ein Einstieg in den Index mitten in der Talsohle – der vermutete Anstieg zum Jahresende dürfte dann zu erfreulichen Gewinnmitnahmen führen.