Inflationssorgen abgeschwächt: EZB hält Leitzins unverändert bei 4,5 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in einer überraschenden Entscheidung beschlossen, die Leitzinsen im Euroraum vorerst nicht weiter anzuheben. Dieser Schritt kommt trotz wachsender Sorgen um die Konjunktur und einer jüngsten Abschwächung der Inflation. Der Hauptrefinanzierungssatz bleibt bei 4,5 Prozent, und der Einlagensatz verharrt bei 4 Prozent.

Hintergrund der Zinserhöhungen und ihre Auswirkungen

Im vergangenen Jahr war die Inflation im Euroraum zeitweise zweistellig, hauptsächlich aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Seit Juli 2022 hat die EZB mit einer beispiellosen Serie von Zinserhöhungen dagegengesteuert. Diese Maßnahmen verteuern Kredite und sollen die Nachfrage dämpfen, um der hohen Teuerung entgegenzuwirken. Gleichzeitig belasten sie jedoch die Wirtschaft, da kreditfinanzierte Investitionen teurer werden.

Die Inflation und das angestrebte Ziel

Die EZB verfolgt mittelfristig das Ziel stabiler Preise bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent. Die Inflationsrate im Euroraum hat sich im September deutlich abgeschwächt, von 5,2 Prozent im August auf 4,3 Prozent. Dies spiegelt die Bemühungen der Zentralbank wider, die Inflation in den Griff zu bekommen.

Auswirkungen auf Sparer und Hausbauer

Die gestiegenen Zinsen und die gesunkene Inflation haben deutschen Sparern nach einer längeren Durststrecke endlich höhere Zinsen für Festgeldanlagen beschert. Einige Topanbieter bieten Zinsen von 4,75 Prozent für Festgeldanlagen mit einem Jahr Laufzeit an, was über der Inflationsrate von 4,5 Prozent im September liegt. Dennoch bleibt der Realzins, also der Zins nach Abzug der Inflation, immer noch bei minus 1,18 Prozent. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Ära steigender Zinsen bald zu Ende geht.

Sorgen um die Konjunktur im Euroraum

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten und Sorgen um die Konjunktur im Euroraum halten an. Die EZB rechnet mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von nur 0,7 Prozent in diesem Jahr, während im Juli noch ein Plus von 0,9 Prozent prognostiziert wurde. Europas größte Volkswirtschaft, Deutschland, wird voraussichtlich in diesem Jahr sogar leicht schrumpfen, wie von der Bundesregierung und vielen Ökonomen erwartet wird.

Insgesamt zeigt die Entscheidung der EZB, die Zinsen unverändert zu lassen, dass sie bemüht ist, die Inflation zu bekämpfen und die wirtschaftliche Stabilität zu wahren, ohne die Konjunktur weiter zu gefährden. Trotzdem bleibt die Situation weiterhin volatil, und die Märkte werden gespannt auf zukünftige geldpolitische Schritte der EZB achten. Die Inflationssorgen scheinen vorerst abgeschwächt, aber die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum bleibt bestehen.

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