Ikea wird schrittweise vegan

Es hat vor allem ökologische Gründe, warum Möbelriese Ikea eigenen Bekundungen zufolge sein Angebot mittelfristig klimapositiv einstellen will. Doch die kostentreibenden Auswirkungen der jüngsten Ereignisse – COVID-19 und der Krieg in der Ukraine – dürften auch ein gewichtiges Wort bei der neu ausgegebenen Strategie mitgeredet haben. Der Schwerpunkt der Maßnahmen betrifft übrigens nicht den Möbelbereich, sondern das Speisenangebot.

Bis 2030 will Ikea eine klimapositive Bilanz ausweisen. Soll heißen: Der ökologische Fußabdruck soll kleiner werden, als es zum Erreichen der internationalen Klimaziele erforderlich ist. Das soll hauptsächlich durch das Ausmustern tierischer Produkte aus dem Speisenangebot geschehen. Sie werden nach und nach durch ökologisch korrekte pflanzliche Alternativen ersetzt.

Abschied von Köttbullar – Zeitenwende beim Möbelgiganten

Fleischgerichte machten bislang ein wesentliches Element des beliebten Restaurant- und Imbissangebots bei Ikea aus. Besonders Hotdogs und die kultigen Köttbullar-Fleischbällchen gehörten bisher zu Ikea wie die Matratze auf den Lattenrost. Doch damit soll schon bald Schluss sein.

Erste Schritte hat der Möbelriese bereits getan. So werden seit einiger Zeit auch vegane Gerichte angeboten – wohl als Test, um die Akzeptanz des Publikums für die neue Bistrot-Philosophie bei Ikea auszuloten. Die Resonanz ist laut Firmenangaben ermutigend.

Ökologie ist Teil der Ikea-DNS

Der schwedische Möbelriese hat sich von Anfang an als Verfechter von Umwelt- und Klimaschutz positioniert, wenn auch nicht völlig unwidersprochen. Dass die aktuelle vegane Revolution in Ikeas Küchen ausgerechnet jetzt, angesichts kürzlich angeschlagener Lieferketten und massiv gestiegener Rohstoffpreise, an den Start geht, lässt darauf schließen, dass das Unternehmen mit seinem Schritt auch gestandene wirtschaftliche Interessen verbindet.

Für das Bistrot-Angebot heißt das: Viele Produkte werden entweder teurer, oder verschwinden von der Speisekarte. Gerade die steigenden Preise bei Fleisch geben dem Möbelhaus einen Grund, sich jetzt von diesem Produktsegment zu verabschieden. Und wenn das auch gleichzeitig positive ökologische Auswirkungen hat – umso besser.

Gastronomie als Umweltsünder

Laut Ikeas Nachhaltigkeitsbericht zum Geschäftsjahr 2022 stammen die größten umwelttechnischen Belastungen nicht aus dem Einrichtungssektor, sondern aus dem Speisenangebot. Daher konzentriert sich der Möbelriese bei seinen Nachhaltigkeitsinitiativen vor allem darauf.

Das soll insbesondere durch die phasenweise Umstellung auf pflanzliche Produkte geschehen. Nach Lesart des Unternehmens verkörpert das eine klassische Win-Win-Strategie: Pflanzliche Produkte sind nicht nur billiger, sondern lassen sich auch umweltverträglicher produzieren und zubereiten.

Auf die Kunden kommt eine Zeit der Umstellung zu. Ob sich tatsächlich die komplette Speisekarte durch vegane Alternativen ersetzen lässt, ist noch offen. Bei Hot Dogs zumindest scheint der Wechsel problemlos möglich: Vegane Wurstprodukte schmecken bereits heute ziemlich authentisch.

Fünfzig-Prozent-Marke in zwei Jahren

Bis 2025 will Ikea die Hälfte aller angebotenen Hauptgerichte aus pflanzlichen Produkten herstellen. Innerhalb dieser Frist sollen auch alle Milchprodukte aus der Zubereitung verschwinden. Ob dabei die aktuell hohen Milchpreise oder ökologische Überlegungen den Ausschlag geben, ist nicht eindeutig geklärt. Nach offizieller Position geht es vor allem darum, die klimatischen Auswirkungen der verwendeten Lebensmittelzutaten zu reduzieren. Zu Kompromissen beim Geschmack soll es dabei aber nicht kommen.

Veganer Lachsersatz, pflanzliche Schnitzel und, vor allem, nicht fleischliche Köttbullars – ob die Klientel diesen Schritt bei Ikea mitgehen wird, bleibt abzuwarten. Die bisherigen Erfahrungen zumindest sind durchaus positiv. Die Erfolgsgeschichte des Möbel-Selbstbaupioniers lässt darauf schließen, dass das Unternehmen wohl auch diesmal die richtige Entscheidung getroffen hat.

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