Grüner Wasserstoff: EU und Deutschland noch weit hinter den eigenen Zielen

In Bezug auf die selbstgesetzten und strengen Ziele beim Erreichen der Klimaneutralität in Deutschland und auch der gesamten Europäischen Union gilt der sogenannte „grüne Wasserstoff“ neben Wind- und Solarenergie als absolut essenzieller Stützpfeiler. Doch gerade in diesem Bereich hinkt Europa den ambitionierten Zielen noch weit hinterher – in den nächsten sechs Jahren müsste die Wasserstoffkapazität allein in Deutschland mehr als verhundertfacht werden.

Für die Zukunft der klimaschonenden und nachhaltigen Energieversorgung ist Wasserstoff nach Ansicht zahlreicher Experten absolut essenziell. Wasserstoff, als H im Periodensystem mit der Ordnungszahl 1 versehen, ist sowohl als Energiespeicher, aber auch als Treibstoff flexibel einsetzbar und bietet vielfältige Potenziale. Regenerativer Strom, welcher in Wasserstoff transformiert wird, lässt sich nicht nur hervorragend speichern, sondern auch relativ einfach über Pipelines quer durch Europa transportieren. Daher ist Wasserstoff nicht nur für die amtierende deutsche Bundesregierung, sondern auch für die EU ein zentraler Baustein der dringend benötigten Energiewende.

Der europäische Kontinent sei zwar in Hinblick auf den geplanten Ausbau der benötigten Infrastruktur für die Nutzung von grünem Wasserstoff und diversen Ankündigungen im internationalen Vergleich führend, doch bei der bisherigen Umsetzung führen China, Japan und Südkorea um mehr als das Doppelte.

Ein noch sehr weiter Weg bis zum Umsetzung der ambitionierten Ziele bei grünem Wasserstoff

Einer aktuellen Studie des Wirtschaftsprüfungsnetzwerks PwC (PricewaterhouseCoopers) zufolge werden sowohl die EU als auch Deutschland im Speziellen die eigenen Ziele in Bezug auf grünen Wasserstoff wohl deutlich verfehlen: 2030 soll sich die Leistung der Wasserstoffkapazität hierzulande auf zehn Gigawatt belaufen, momentan liegt die umgesetzte Leistung allerdings noch bei weniger als 0,1 Gigawatt. In rund sechs Jahren müsste der Output von grünem Wasserstoff in Deutschland also mehr als verhundertfacht werden. Um eine hierzulande vollkommene Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen, soll Wasserstoff auch immer extensiver im Schiffsverkehr, der Luftfahrt oder auch in der Industrie genutzt werden.

Doch nicht nur Deutschland dürfte die eigenen ambitionierten Wasserstoffziele bis 2030 verfehlen, sondern auch die Europäische Union in ihrer Gesamtheit. Diese will in den kommenden sechs Jahren jährlich rund 20 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff nutzen und etwa 50 Prozent davon selbst produzieren. Dafür müsste allerdings eine durchschnittliche Jahresleistung von 120 Gigawatt erreichen. In Planung oder bereits finanziert sind Wasserstoffanlagen mit rund 3 Gigawatt, momentan umgesetzt wird allerdings gerade einmal das Fünftel eines Gigawatts – bis 2030 müsste die Leistung also um den Faktor 600 multipliziert werden.

Bis die EU und Deutschland also fossile und nicht regenerative Energiequellen wie Kohle oder Öl im großen Stil durch nachhaltige Energieträger wie eben grünen Wasserstoff ersetzen kann, wird in den nächsten Jahren noch wesentlich mehr nötig sein als zum Beispiel finanzielle Förderprogramme seitens der EU-Staaten wie Deutschland.

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