Fed dämpft Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen
Während viele Marktbeobachter das Ende der Zinsanhebungsphase nahen sehen, zeigt sich der Anleihemarkt weniger optimistisch. Zwar entwickeln sich die Aktienkurse vorherrschend positiv, doch bei den Anleihen herrscht derzeit noch eine Stimmung der Angst vor. Die ist allerdings nicht nur der Zinsentwicklung geschuldet.
Neben Befürchtungen vor weiteren Zinsanhebungen ist es besonders die Furcht vor einem eventuellen Zahlungsausfall der US-Verwaltung, die Anleihen auf der Stelle treten lässt. Hinzu kommt eine allgemeine Mutlosigkeit, was die restriktiven Maßnahmen der Fed bei ihrer Geldpolitik betrifft. Die Mehrzahl der Marktteilnehmer geht nicht davon aus, dass sich die amerikanische Notenbank noch in diesem Jahr zu Zinssenkungen entschließen wird.
Unstete Etatpolitik bedrückt amerikanische Anleihenhändler
Neben dem Hickhack um die Staatsfinanzen fürchtet der Anleihemarkt auch das raue Klima bei den Verhandlungen um eine Anhebung der Schuldenobergrenze. Die Unstimmigkeiten darüber sind die zentrale Gefahrenquelle für einen rechtzeitig verabschiedeten Haushalt. Kommt es nicht bald zu einer Einigung, droht schon im kommenden Monat die Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten – mit allen schrecklichen Folgen für die Finanzmärkte.
Besondere Befürchtungen ordnen die Marktteilnehmer im Anleihensegment den Auswirkungen einer drohenden Zahlungsunfähigkeit auf die Fed zu. Sie könnte sich in diesem Fall zu einem Richtungswechsel gezwungen sehen, der sich negativ auf den Anleihemarkt auswirkt.
Bipolares Marktumfeld verunsichert den Anleihemarkt
Nicht alle Indikatoren in der amerikanischen Wirtschaft deuten auf ein ungünstiges Umfeld für Anleihen hin. Da ist vor allem das unerwartet robuste wirtschaftliche Klima samt positiver Konjunkturindikatoren, die den Grund für einen Hoffnungsschimmer darstellen. Dem steht das politische Tauziehen in Washington um den Staatshaushalt entgegen. In diesem Spannungsfeld kann es keine eindeutigen Richtungsindikatoren für den allgemeinen Trend geben.
Dazu kommen Aussagen von Funktionsträgern, die wenig Hoffnung auf eine baldige Entspannung der Lage machen. So fielen einige Sprecher der Notenbank mit der Bemerkung auf, dass die Herausforderungen der Inflationsbekämpfung noch lange nicht bewältigt seien.
Kurze Erholungsphase schon wieder gestoppt
Noch im März schien es, als ob sich der Anleihemarkt aus dem Klammergriff negativer Erwartungen würde lösen können. Nachdem sich die Unruhe um den Crash mehrerer US-Banken gelegt hatte, hofften nicht wenige Analysten und Anleger, nun sei die Zeit für erste Zinssenkungen gekommen. Doch die Erwägungen der Fed zielten in eine andere Richtung, was zu einer kräftigen Vollbremsung bei den Anleihewerten führte.
Auch, wenn eine Einigung der US-Regierung über die Schuldenobergrenze rechtzeitig kommt und den drohenden Zahlungsausfall abwendet, wird das laut aktueller Aussagen der Fed wohl nicht zu baldigen Zinssenkungsschritten führen. Doch so weit ist es derzeit noch nicht: Nach anfänglichen Annäherungen verließen die Republikaner am Freitag kurz nach Beginn die im Kongress laufenden Verhandlungen. Einen Termin für die Fortsetzung gibt es derzeit noch nicht.
Unklare Signale der Fed verunsichern den Markt
Selbst, wenn die Fed eine Zinspause verkündet, dürfte das an der misslichen Lage auf dem Anleihemarkt auf absehbare Zeit nichts ändern. Das liegt insbesondere an den Renditen für US-Staatsanleihen, die derzeit deutlich unter dem Zinsniveau der Fed zwischen 5 und 5,25 Prozent liegen. Auf eine Entspannung der Situation durch die Notenbank dürfen die Marktteilnehmer in nächster Zeit nicht hoffen – im Gegenteil: Die Fed glänzt derzeit mit sich widersprechenden Aussagen.
Als Ergebnis einer offenbar inkonsistenten Kommunikationsstrategie der Notenbank kommen derzeit unterschiedliche Botschaften aus den Räumen der Währungshüter. So lassen einige verlauten, dass eine Zinspause angedacht sei, während andere resolut für eine weitere Straffung bei der Zinspolitik plädieren, wenn das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden soll.
Als Orakel präsentiert sich derzeit auch Fed-Chef Jerome Powell. Einerseits neige er zu einer Zinspause im Juni, andererseits könne es auch ganz anders kommen, angesichts der Unwägbarkeiten der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Stabilisierung sieht anders aus.