Energiesparpläne im Einzelhandel – HDE mahnt zur schnellen Umsetzung
Aufgrund der stark angezogenen und weiterhin steigenden Energiekosten mahnt der Handelsverband Deutschland (HDE) sowohl die Politik als auch Unternehmen des Einzelhandels zu einem raschen Handeln und realisierbaren Plänen, um die extremen Auswirkungen der hohen Energiepreise einzudämmen. Zudem sollen Unternehmen Wege finden, ihren Verbrauch und die Ausgaben in puncto Strom bestmöglich zu reduzieren. Konzerne wie ALDI oder CECONOMY (MediaMarkt & Saturn) finden dabei eigene, nicht immer unumstrittene Wege.
Aufgrund der sich ständig verändernden Situation und aktuell noch laufender Verhandlungen sowie Planungen auf politischer Ebene hat der Handelsverband Deutschland (HDE) unter Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zu einem schnellen Handeln aufgerufen. Die Auswirkungen der Energiekrise auf den Einzelhandel seien extrem, so Genth. Zahlreiche Händler stießen bereits an die finanziellen Belastungsgrenzen, die Folgen der weiterhin steigenden Energiekosten würden nicht einmal ansatzweise abgefedert.
In puncto Klimaschutz und dem Sparen von Energie gehe der Einzelhandel teilweise bereits seit Jahren voran, nicht nur durch eine reduzierte Beleuchtung oder geschlossene Türen. Unternehmen seien aber, so Genth weiter, bei der anhaltenden Kostenexplosion auf staatliche Unterstützung angewiesen. Diese reagieren in den vergangenen Wochen und Monaten mit unterschiedlichen Methoden auf die veränderte Situation.
So haben zum Beispiel die Düsseldorfer CECONOMY AG und deren Tochterunternehmen MediaMarktSaturn unter der Leitung von Dr. Karsten Wildberger im August einen Maßnahmenkatalog für 60 Testfilialen in Deutschland definiert. Im Angesicht angespannter Stromnetze, steigender Ausgaben und der heiklen Gassituation sollten die Kosten und der Energieverbrauch dabei bundesweit deutlich reduziert werden. Die kürzlich beendete zweimonatige Testphase brachte dabei interessante Erkenntnisse.
Reduzierte Temperaturen, reduzierte Öffnungszeiten – reduzierte Umsätze?
So hätten sich sowohl das Ausschalten der zahlreichen Vorführ-TVs auf den Ausstellungsflächen als auch das Senken der Raumtemperatur der Filialen um 2 °C als besonders wirksam erwiesen. Diese Maßnahmen werden nun in allen knapp 400 Filialen von MediaMarktSaturn in Deutschland umgesetzt. Die so eingesparten Kosten will das Unternehmen von November 2022 bis März 2023 in Form von monatlichen Bonuszahlungen an die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergeben.
Nach eigenem Ermessen können die einzelnen regionalen Standorte zudem zusätzliche Maßnahmen ergreifen, etwa die Abschaltung von Rolltreppen, die Reduzierung der eingeschalteten Lichtquellen oder auch eine Verkürzung der Öffnungszeiten. Eben diese Maßnahme hat auch ALDI Nord erst kürzlich angekündigt. Ab November 2022 sollen die Öffnungszeiten zahlreicher ALDI Nord-Filialen verringert werden, um einen aktiven und bewussten Beitrag zum Einsparen von Energie zu leisten.
Die betroffenen Standorte schlössen, so ein Unternehmenssprecher von ALDI Nord, nun einheitlich um 20 Uhr statt um 21 oder 22 Uhr wie bisher. Diese Einsparmaßnahmen sollen zeitlich zunächst auf den kommenden Winter begrenzt sein. Im Einzelhandel sind die Verkürzungen der Öffnungszeiten allerdings umstritten, zumal sich die Ladenschlusszeiten auch abhängig von Bundesland und Region ohnehin schon unterscheiden. Während Geschäfte des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel bis Mitternacht öffnen dürfen, schließen viele Läden in Bayern oder dem Saarland bereits um 20 Uhr.
So schließt die Rewe Group laut eines Unternehmenssprechers frühere Ladenschließungen für ihre deutschen REWE- und Penny-Filialen etwa grundsätzlich aus, da die damit erzielbare Energieeinsparung zu marginal sei. Stattdessen würde man auf energieeffizientere Wärme- und Klimatechnik, LED-Beleuchtung oder moderne und sparsamere Kühlanlagen setzen.
In dieser Frage nimmt der HDE eine neutrale Haltung ein und spricht sich weder für noch gegen verkürzte Öffnungszeiten aus. Man könne auf diesem Wege Personal- und Energiekosten einsparen, riskiere aber eventuell auch Umsätze durch weniger Einnahmen in den Abendstunden.