Elon Musks Ein-Jahres-Bilanz: Wie Twitter unter seiner Führung auf den Kopf gestellt wurde
Im Oktober 2022 übernahm Elon Musk Twitter und kündigte an, den blauen Vogel zu befreien. Ein Jahr später wirft die Bilanz einen Schatten auf das einstige Social-Media-Giganten.
Die Umbenennung in „X“ und der verschwundene Vogel
Eine der auffälligsten Veränderungen unter Musks Leitung war die Umbenennung von Twitter in „X“. Schon 2017 hatte Musk die dazugehörige Webdomain gesichert, und nun war es an der Zeit, diesen Schritt zu vollziehen. Gleichzeitig verschwand der ikonische blaue Vogel aus dem Firmenlogo, was symbolisch für die Veränderungen stand.
Massenentlassungen und Unsicherheit bei den Mitarbeitern
Musk trennte sich von einem Großteil der Mitarbeiter, was zu einem erheblichen Stellenabbau führte. Über 6000 Menschen verloren ihre Arbeitsplätze, was etwa 80 Prozent der Belegschaft entsprach. Im April 2023 hatte Twitter noch etwa 1500 Mitarbeiter, aber die genaue Anzahl der seither wieder eingestellten Personen bleibt unbekannt.
Später gab Musk zu, dass einige der entlassenen Mitarbeiter doch noch gebraucht wurden, aber der Schaden war bereits angerichtet. „Manchmal wirft man versehentlich Babys mit heraus, wenn man das Badewasser entleert“, bemerkte er salopp.
Rückgang der Reichweite und aktiven Nutzer
Die allgemeine Reichweite von Twitter hatte vor Musks Übernahme zugenommen, insbesondere während der Coronapandemie. Doch nach der Übernahme nahmen die Besucherzahlen dramatisch ab. Im September 2023 besuchten nur noch etwa 5,8 Milliarden Nutzer die Website, der niedrigste Wert seit Juli 2021. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Rückgang etwa neun Prozent.
Auch die Anzahl der aktiven Nutzer auf Twitter/X ging zurück. Innerhalb von zehn Monaten verlor die Plattform etwa 3,5 Prozent ihrer aktiven Nutzerschaft. Die Schätzungen zur tatsächlichen Nutzerzahl variieren, aber es steht außer Frage, dass die Plattform an Boden verlor.
Weniger Werbeeinnahmen und schwindendes Vertrauen
Die Einnahmen aus Werbeanzeigen waren seit der Übernahme drastisch gesunken. Musk gab zu, dass die Werbeumsätze um etwa 50 Prozent gesunken seien. Tatsächlich waren die Verluste sogar größer, insbesondere in den USA.
Ein Bericht des Marketingberatungsunternehmens Ebiquity zeigte, dass viele der größten Werbetreibenden die Werbung auf X eingestellt hatten. Im Dezember 2022 hatte Twitter in den USA nur noch 22 Prozent der Werbeeinnahmen im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Musk schob die Schuld auf die Anti-Defamation League, behauptete aber auch, dass die meisten Werbekunden zur Plattform zurückkehren würden.
Konkurrenz und fehlende Alternativen
Obwohl die Veränderungen und der Rückgang bei Twitter unter Musk auffällig sind, gibt es derzeit keine ernsthafte Konkurrenz. Apps wie Mastodon und Bluesky können nicht mit Twitter/X konkurrieren. Der Twitter-Konkurrent Threads von Meta-Chef Mark Zuckerberg zeigte anfänglich vielversprechende Zahlen, aber seine Aktivität nahm wieder ab.
Trotz aller Herausforderungen bleibt Twitter/X eine Plattform, die die Aufmerksamkeit von Millionen von Nutzern auf sich zieht. Ob sich die Veränderungen langfristig auszahlen oder ob Musk’s Experiment auf Twitter/X scheitern wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall hat Musk die Social-Media-Landschaft nachhaltig verändert, und die Zukunft von Twitter/X bleibt ungewiss.