Die Herausforderungen und Chancen des E-Rezepts in Deutschland

Der Einstieg in das Zeitalter des elektronischen Rezepts in Deutschland verlief alles andere als reibungslos. Trotz der seit dem 1. Januar geltenden Verpflichtung für Ärzte, E-Rezepte auszustellen, gab es technische Schwierigkeiten. Dieses Problem war jedoch keine Ausnahme, wie sich herausstellte. In zahlreichen Praxen gab es ähnliche Schwierigkeiten, und auch das Einlösen in der Apotheke gestaltete sich oft kompliziert.

Patienten schneller in der Apotheke als ihr E-Rezept

Eine bemerkenswerte Situation zeichnete sich ab, als einige Patienten schneller in der Apotheke waren als ihre elektronischen Rezepte. Jens Naumann, Geschäftsführer von medatixx, einem Softwareanbieter für Arztpraxen, beobachtete dieses Phänomen. Die Ursache lag in der Verwendung der sogenannten Stapelsignatur in den Praxen, anstatt der für E-Rezepte geeigneten unmittelbaren Komfortsignatur. Die Umstellung auf die Komfortsignatur löste diese Probleme, doch es blieb eine weitere Hürde: die mangelnde Aufklärung der Patienten über das E-Rezept, was zu Unverständnis in den Praxen führte.

Trotz der Herausforderungen gibt es Gewinner in diesem Prozess. Die Aktienkurse von Redcare Pharmacy und DocMorris verzeichneten in den vergangenen Tagen einen Anstieg. Die Einführung des elektronischen Übertragungswegs soll das Geschäft der Großversender erleichtern. Die Steckkartenlösung, die bisher nur in Vor-Ort-Apotheken funktionierte, soll bald durch eine digitale Lösung ersetzt werden, die im ersten Quartal 2024 einsatzfähig sein soll.

Über 7 Millionen eingelöste E-Rezepte

Obwohl der Start des E-Rezepts nicht ohne Probleme war, wurden in den ersten Tagen des neuen Jahres bereits beeindruckende 7 Millionen E-Rezepte in Apotheken eingelöst. Die gematik meldet, dass trotz anfänglicher Schwierigkeiten die Gesamtzahl bei 25,7 Millionen liegt. Derzeit nutzen die meisten Deutschen die Gesundheitskarte zum Einlösen, aber eine digitale Lösung wird für die Zukunft erwartet.

Laut einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage begrüßen 53,7 Prozent der Deutschen das E-Rezept und möchten es digital nutzen. 36,4 Prozent bevorzugen die elektronische Gesundheitskarte, während 17,3 Prozent die Smartphone-App für das E-Rezept nutzen wollen. Diese hohe Akzeptanz zeigt den Rückenwind der Bevölkerung für mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Fehlende Berufsbezeichnung und Retaxverzicht

Die Einführung des E-Rezepts brachte neue Herausforderungen mit sich, darunter das Fehlen der Berufsbezeichnung bei über 50 Prozent der E-Rezepte. Die AOKen Rheinland Hamburg und Nordost haben jedoch zugesichert, auf Retaxationen zu verzichten. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) strebt eine verbesserte Integration der Berufsbezeichnung in der Praxissoftware an.

Neue Regeln für Vertragsärzte

Seit dem 1. Januar 2024 sind Vertragsärzte verpflichtet, E-Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente auszustellen. Patienten haben die Optionen, das E-Rezept per App, Ausdruck oder mit der Krankenkassenkarte einzulösen. Die elektronische Variante erleichtert den Prozess und ermöglicht es, Medikamente ohne persönlichen Besuch in der Arztpraxis abzuholen.

Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten und Formfehler zeigt sich, dass das E-Rezept in Deutschland auf eine digitale Zukunft zusteuert. Die hohe Akzeptanz der Bevölkerung und die Bemühungen um verbesserte Prozesse deuten darauf hin, dass die Herausforderungen überwunden werden können. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Integration in Versandapotheken und die weitere Aufklärung der Patienten voranschreiten werden.

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