Deutscher Einzelhandel – Mehr Kauflust, weniger Lieferschwierigkeiten
Laut aktuellen Ergebnissen diverser Marktforschungsinstitute hat sich die Konsumlaune der deutschen Bevölkerung in der wichtigsten Zeit des Jahres, dem Weihnachtsgeschäft im November und Dezember, trotz der eher schlechten Ausgangssituation etwas verbessert. Weitere positive Neuigkeiten gibt es auch in Bezug auf die Lieferprobleme des deutschen Einzelhandels. Auch hier hat sich die Situation im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft etwas entspannen können. Ökonomen und Experten geben allerdings noch keine Entwarnung.
Obwohl weiterhin teils stark steigende Preise für Energie oder Lebensmittel und eine drohende Rezession für eine äußerst angespannte Grundstimmung in der deutschen Bevölkerung und auch im Einzelhandel sorgen, werden die Deutschen wohl etwas kauflustiger in das neue Jahr starten. Das zeigt das Januar-Barometer des größten deutschen Marktforschungsinstituts GfK, welches im ersten Monat des Jahres 2023 auf -37,8 Punkte steigen soll – ein Anstieg um immerhin 2,3 Punkte.
So sollen vor allem die Maßnahmen der deutschen Bundesregierung zur Abfederung der 2022 enorm gestiegenen Energiekosten, etwa durch Sonderzahlungen oder Preisdeckel für Gas, Strom und Fernwärme, für eine leichte Verbesserung des Konsumklimas gesorgt haben. Mit dem dritten Anstieg in Folge, so GfK, arbeite sich die Kauflust in Deutschland langsam aus dem Tief.
Auch die sogenannte Anschaffungsneigung konnte sich leicht verbessern. Damit ist die Bereitschaft der Menschen gemeint, in diesem Fall die der deutschen Bürgerinnen und Bürger, größere Ausgaben zu tätigen, etwa für ein neues Auto, Möbel oder kostspieligere Anschaffungen aus der Unterhaltungselektronik. Diese befand sich vom Herbst des vergangenen Jahres bis zum Herbst 2022 konstant im Fall, konnte diesen im Dezember aber etwas auffangen.
Dennoch stehe die Erholung, so Experten von GfK, weiterhin auf wackeligen Füßen, da die Verunsicherung durch zahlreiche Krisen wie die Inflation und eine drohende Rezession, den Angriffskrieg auf die Ukraine oder die anhaltende Corona-Pandemie weiterhin hoch sei. Auch deutsche Ökonomen können noch keine Entwarnung geben. Diese bewerten die Kauflaune in Deutschland weiterhin als negativ. Besonders die hohen Verluste im Realeinkommen der Deutschen durch den deutlichen Inflationsanstieg seien für die schlechte Grundstimmung und mangelnde Zuversicht verantwortlich.
Die Nachschub- und Liefersituation im deutschen Handel entspannt sich leicht
Ein möglicher Grund für den leichten Zuwachs bei der Konsumlust in Deutschland könnte auch die Liefersituation im Handel darstellen, welche sich im Weihnachtsgeschäft 2022 in Teilen stabilisieren konnte. Laut ifo-Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.) klagten im Dezember nur noch 62,2 Prozent der befragten Unternehmen über Lieferengpässe und -schwierigkeiten. Im Vormonat waren es noch knapp 9 Prozent mehr. Der deutsche Handel blicke auch generell weniger pessimistisch auf die ersten Monate des kommenden Jahres.
Vor allem Spielwarenhändler konnten vom Aufwärtstrend beim Nachschub im deutschen Einzelhandel deutlich profitieren. Diese erzielen einen großen Anteil ihres jährlichen Umsatzes in den Wochen vor Weihnachten, meldeten aber nur noch bei einem knappen Drittel ihrer Ware Lieferschwierigkeiten. Auch der Modesektor und Fahrradhändler hatten bei zwei Dritteln ihrer angebotenen Produkte keinerlei Probleme mehr. Rechtzeitig und in ausreichenden Mengen geliefert werden konnten auch knapp mehr als 50 Prozent aller befragten Baumärkte.
Weiterhin problematisch ist die Situation allerdings in anderen Branchen, etwa im Handel mit Automobilen, Haushaltsgeräten oder auch in generellen Supermärkten. Hier meldeten knapp 86 Prozent der Befragten Probleme mit nicht gelieferten und kaum verfügbaren Waren.
Vorsichtiger Optimismus für die Nachweihnachtstage
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet im Weihnachtsgeschäft 2022, also im November und Dezember, mit einem Gesamtumsatz von etwa 120 Milliarden Euro im deutschen Einzelhandel aus. Im Vergleich zu 2021 wäre dies preisbereinigt ein Verlust von 4 Prozent. Neben der trotz leichter Entspannung immer noch anhaltenden Lieferprobleme würde auch die hohe Inflation in Deutschland dem Einzelhandel Kopfzerbrechen bereiten, so der HDE.
Lediglich einer von vier Einzelhändlern sei mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft zufrieden. Knapp die Hälfte äußerte sich in der Befragung unzufrieden über die vergangenen Wochen. Die Hoffnung läge nun auf den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester, einer traditionell äußerst umsatzstarken Zeit.