Deutsche Bahn: Mehr als 2 Milliarden Euro Verlust

Trotz relativ hoher Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr musste die Deutsche Bahn einen extrem hohen Verlust in Höhe von rund 2,4 Milliarden Euro erleiden – 2,2 Milliarden Euro mehr als noch 2022. Schuld daran seien laut DB nicht nur hohe Kosten für Personal oder Energie und gestiegene Zinsen, sondern vor allem große Investitionen in den Ausbau des deutschen Schienennetzes, welches in den letzten Jahren bestenfalls stiefmütterlich behandelt wurde. Auch die Unpünktlichkeit der Zugverbindungen nahm weiter zu.

Die Deutsche Bahn erfüllt weiterhin konsequent das eigene Klischee der nahezu durchgehend unpünktlichen Züge. 2023 ist jeder dritte Fernzug verspätet eingetroffen, im Regionalverkehr viel der gemessene Pünktlichkeitswert nach eigenen Angaben von 91,8 auf mittlerweile 91 Prozent. Der von der DB genannte und noch relativ hohe Wert resultiert aus der eigenen Pünktlichkeitsdefinition: Nur, wenn ein Zug mehr als sechs Minuten zu spät eintrifft, gilt dieser als verspätet. Fährt die Bahn etwa mit fünf Minuten Verspätung ein, wird diese trotzdem als absolut pünktlich bewertet.

Potenziell mehr und vor allem dramatischere Konsequenzen als die immer größere Unpünktlich- und Unzuverlässigkeit der DB dürften allerdings die massiven Verluste aus dem vergangenen Jahr sein. Während die Deutsche Bahn im Jahr 2022 bereits einen Verlust von rund 200 Millionen Euro hinnehmen musste, verzwölffachte sich dieser im vergangenen Jahr sogar auf 2,4 Milliarden Euro.

Immer höhere Investitionen nach jahrzehntelanger Unterfinanzierung des Schienennetzes

Vielerorts überlastete Strecken, marode Schienen, zahlreiche sanierungsbedürftige Bahnhöfe oder auch fehlendes Personal waren 2023 Ursachen für die weiter zunehmenden und weltweit berüchtigten Verspätungen der Deutschen Bahn. Daher wollen der Konzern selbst und auch der Bund in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nahezu die komplette Schieneninfrastruktur erneuern, modernisieren und ausbauen.

Ein wesentlicher Aspekt der extrem hohen Verluste der DB im vergangenen Jahr ist dabei die Tatsache, dass das Unternehmen bei den immer notwendiger gewordenen und jahrzehntelang aufgeschobenen Investitionen in Vorleistung gegangen ist. Die 2023 ausgegebene Summe von 7,6 Milliarden Euro wurde also zunächst aus Eigenmitteln investiert – erst in diesem Jahr soll dieser Betrag durch Mittel des Bundes ausgeglichen werden.

Auch in Sachen Logistik und Güterverkehr strauchelt die Deutsche Bahn

Erschwerend kam im Vorjahr hinzu, dass der Unternehmensumsatz auf etwa 45,2 Milliarden Euro gesunken ist – ein Rückgang von 13 Prozent. Nicht anders sah es im operativen Bereich aus: Vor Zinsen und Steuern betrug der Verlust fast eine Milliarde Euro. Auch Probleme bei DB Cargo, dem Tochterunternehmen für Güterverkehr und die schrumpfende Schienentransportbranche, hatten einen spürbar negativen Einfluss auf das Jahresergebnis der Deutschen Bahn.

DB Schenker, das für Logistik zuständige Tochterunternehmen, konnte 2023 nur noch einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro verbuchen – 0,7 Milliarden Euro weniger als noch im Jahr zuvor. Das Unternehmen steht momentan, unter anderem auch aus diesem Grund, zum Verkauf.

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