Deutsche Bahn: Massive Boni in Millionenhöhe trotz verfehlter Ziele
Aktuellen Medienberichten und Recherche von WDR, NDR und SZ zufolge erhalten die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn AG trotz verfehlter Ziele bei der Pünktlichkeit und der Kundenzufriedenheit des Konzerns Boni in Höhe von rund 5 Millionen Euro als Nachzahlung. Dabei handelt es sich um Sondervergütungen aus dem Jahr 2022, welche zwischenzeitlich zurückgestellt wurden und nun 2024 ausgezahlt werden können.
Jedes Mitglied des Vorstands der Deutschen Bahn AG erhält neben einem festen Jahresgehalt zwischen 400.000 und 1.000.000 Euro zusätzliche individuelle und leistungsabhängige Boni. Für das Jahr 2022 durften diese Boni allerdings nicht ausgezahlt werden, da die Deutsche Bahn die Strompreisbremse als staatliche Unterstützung in Anspruch genommen hatte. Genau diese Strompreisbremse endet nun zum Jahreswechsel, weswegen die zurückgestellten Sonderleistungen ab dem 1. Januar 2024 nachträglich ausgezahlt werden dürfen.
Obwohl sich die Deutsche Bahn AG aufgrund eines teilweise maroden Schienennetzes, extremer Unpünktlichkeit, massiver Zugausfälle oder einer generellen Unzufriedenheit unter Kunden wie auch Mitarbeitenden in einem teils desolaten Zustand befindet, erhalten die Vorstandsmitglieder der DB trotz allem massive Boni in Höhe von insgesamt fast fünf Millionen Euro.
Hauptziele deutlich verfehlt, Vorstandsboni signifikant erhöht
Während die vor allem für die deutsche und auch europäische Bevölkerung wichtigsten Ziele der DB, vor allem in Bezug auf Pünktlichkeit / Zuverlässigkeit und generelle Kundenzufriedenheit, deutlich verfehlt wurden, wurden die Boni dafür in anderen Kategorien, in welchen die Erwartungen übertroffen werden konnten, erhöht. So fällt das Ergebnis in der Kategorie Frauen in Führungspositionen bei der Deutschen Bahn AG etwa um ein Prozent besser aus als ursprünglich geplant.
Um die nicht erreichten Meilensteine und damit auch die ausgebliebenen Boni in Hinblick auf Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit auszugleichen, wurde der Bonus bei der Frauenquote allerdings massiv aufgewertet und auf 175 Prozent erhöht. Ähnlich sieht es zum Beispiel bei der von CEO Richard Lutz (59) vereinbarten CO2-Reduktion aus: Hier konnten nach Aussage der DB 2022 etwa zwei Prozent mehr CO2 eingespart werden als ursprünglich vereinbart. Die Konsequenz: ein weitere Bonuszahlung für Lutz in Höhe von 440.000 Euro.
Der Vorstandsvorsitzende erhält damit allein für das Jahr 2022 – trotz des vielerorts desolaten Zustands des Schienennetzes und des Konzerns an sich – Bonuszahlungen in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro.
Deutsche Bahn AG: Die Vorzüge des Vorstands
Neben diesen signifikanten Bonuszahlungen profitieren die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn allerdings noch von weiteren Vorteilen. So wurden jedem Mitglied, das für die Arbeit bei der DB umziehen und sich einen Zweitwohnsitz in der Nähe des Konzernsitzes in Berlin suchen musste, weitere 800 Euro pro Monat für eine Laufzeit von zwei Jahren ausgezahlt.
Trotz der Ausrichtung auf den Schienenverkehr wurde 2022 zudem jedem Vorstandsmitglied ein luxuriöser Dienstwagen zur beruflichen wie auch zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt. Auf Geschäftsreisen gesammelte Vielfliegermeilen durften ebenfalls privat eingesetzt werden.
Die Vergütungspraxis und das Bonussystem der Deutschen Bahn sollen 2024 allerdings angepasst werden. Der Anteil der leistungsabhängigen Bonuszahlungen soll im kommenden Jahr von 66 auf 50 Prozent reduziert werden, während der Anteil des monatlichen Fixgehalts im Gegenzug steigt.