Der deutsche Musikmarkt wächst – digital und auf Vinyl

In der ersten Jahreshälfte von 2022 konnte die deutsche Musikindustrie ihren Umsatz im Vorjahresvergleich um 5,5 Prozent auf 967 Millionen Euro steigern. Dabei spielen Streamingdienste für Musik eine immer essenziellere Rolle. Doch auch eine alte Bekannte deutscher Musikfans feiert ein immer wichtigeres Comeback: die Schallplatte.

Laut einer Mitteilung des BVMI (Bundesverband Musikindustrie) aus dem August 2022 folgte das Umsatzplus der ersten Hälfte des laufenden Jahres auf ein ohnehin schon positives Vorjahr, in welchem die Bruttoerlöse bereits um rund 10 Prozent gesteigert werden konnten. Das „stabile Wachstum“, wie es Florian Drücke, der Vorsitzende des BVMI nennt, ist auch die Konsequenz des Siegeszugs der Musik-Streaming-Anbieter. Das Streaming von Songs mache, nach einer Zunahme von 9,1 Prozent, mit 73,3 Prozent in der ersten Hälfte von 2022 den absoluten Löwenanteil am Umsatz der deutschen Musikindustrie aus.

Mehr als 80 Prozent des Umsatzes stammen aus dem rein digitalen Musikmarkt. Das klassische Kaufen und Downloaden einzelner Songs oder kompletter Alben spielt im Angesicht des Streamings von Musik mit mittlerweile 2,4 Prozent Anteil am Gesamtumsatz allerdings kaum noch eine Rolle.

Physische Medien kehren zurück: Das Comeback der Vinyl-Schallplatte

In einer immer digitaleren Musiklandschaft, nicht nur in Deutschland, sollten einstige physikalische Medienformate, allen voran die Vinyl-Schallplatte (deren „Tod“ von der internationalen Musikindustrie bereits Anfang der Neunziger Jahre ausgerufen wurde), die Audiokassette und auch die 1981 auf der Berliner Funkausstellung vorgestellte CD (Compact Disc), eigentlich keine Rolle mehr spielen. Doch gerade Vinyl feiert seit einem knappen Jahrzehnt eine immer bedeutendere Rückkehr, wie sich nicht nur in den Musikabteilungen diverser Filialen des Fachhandels für Unterhaltungsmedien beobachten lässt.

Auch der Bundesverband der Musikindustrie spricht offiziell von einem Comeback der Schallplatte in Deutschland. In diesem Bereich stieg der Umsatz um gleich 12,3 Prozent. Auch die großen deutschen Musikkonzerne bestätigen die positive Entwicklung auf dem Vinyl-Sektor und geben an, dass mittlerweile wieder knapp 40 Prozent der Umsätze mit physischen Tonträgern auf Schallplatten fallen. Ein Vertrieb hätte zuletzt sogar wieder Musikkassetten produziert und verkauft, weil die Nachfrage unter Musikfans wieder gestiegen war.

Im Gegensatz dazu sanken die Umsätze bei CDs um 6,5 Prozent auf 12,8 Prozent. Musik auf physikalischen, greifbaren Tonträgern machte damit noch ein knappes Fünftel des Gesamtumsatzes in der ersten Jahreshälfte von 2022 aus, so der BVMI weiter. In den kommenden Jahren dürfte sich zeigen, ob die Musik-CD damit nahezu vollkommen vom Markt verschwindet und die Bedeutung sowie der Umsatz mit Vinyl-Schallplatten noch weiter wächst – eine komplette Verkehrung der Rollen, welche die beiden Medienformate in den Neunzigern eingenommen hatten.