Der Bundeshaushalt 2024: Schienenverkehr im Fokus der Kürzungen

Die Verhandlungen um den Bundeshaushalt 2024 sind abgeschlossen, doch nicht ohne schmerzhafte Kürzungen und politische Diskussionen. Besonders betroffen ist der Schienengüterverkehr, wie der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, bedauernd feststellte. Die geplanten Einsparungen treffen diese Branche besonders hart, und es bedurfte intensiver Proteste seitens der Eisenbahner, um zumindest eine teilweise Reduzierung um 50 Millionen Euro zu erreichen.

Der Einsatz der EVG führte zu einer kurzfristigen Reduzierung der Kürzungen, doch Burkert merkte an, dass die abgezwungenen 50 Millionen Euro aus der Infrastrukturfinanzierung stammen. Dies, so betonte er, könnte sich langfristig auf die Zukunftsfähigkeit der Schiene auswirken. Der Sanierungsbedarf im Schienennetz beläuft sich auf 45 Milliarden Euro für die Grundsanierung von 2024 bis 2027, und hier sieht Burkert den Bund in der Pflicht, seine Zusagen einzuhalten. Druck auf die Regierung, insbesondere in Bezug auf eine zuverlässige Finanzierung ohne „Taschenspielertricks“, wird die EVG weiterhin ausüben.

Schuldenbremse und unerwartete Finanzspritzen

Die Diskussion um die Schuldenbremse fand ebenfalls ihren Weg in die Verhandlungen, als die Ampelkoalition erwog, sie im Falle einer Eskalation der Lage in der Ukraine auszusetzen. Dieser Schritt wurde vorerst vermieden, da eine unerwartete Finanzspritze von 6,3 Milliarden Euro aus einer Rücklage half, den Bundeshaushalt ohne eine Aussetzung der Schuldenbremse aufzustellen. Die Entscheidung wurde als politischer Kompromiss bewertet, der jedoch Raum für zukünftige Diskussionen lässt.

Änderungen in verschiedenen Ressorts

Die Ampelkoalition musste jedoch an verschiedenen Fronten Kompromisse eingehen. So bleibt die Schuldenbremse vorerst intakt, aber nicht ohne Opfer. Sozialleistungen bleiben von Kürzungen ausgenommen, während das Bürgergeld für Jobverweigerer maximal für zwei Jahre gestrichen wird. Im Verkehrssektor erfährt die Bahn eine Kapitalaufstockung von 5,5 Milliarden Euro, jedoch auf Kosten von Kürzungen im Güter- und Radverkehr. Eine höhere Luftverkehrsabgabe für Flüge ab deutschen Flughäfen und eine unerwartete Verteuerung von Flugtickets werden ab Mai erwartet. Zusätzliche Fördermittel von einer Milliarde Euro sollen dem Wohnungsbau zugutekommen, während die Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe um insgesamt zwei Milliarden Euro gekürzt werden.

Einblick in die Landwirtschaft und Verteidigung

Im Agrarsektor gibt es umstrittene Kürzungen bei der Agrardiesel-Förderung, was zu Unzufriedenheit bei Landwirten führt. Die Verteidigung bleibt von zusätzlichen Milliarden verschont, aber die Nato-Quote und die Finanzierung von Bundeswehr-Nachbeschaffungen sorgen für kontroverse Debatten.

Trotz der Erleichterung über einen ausgewogenen Haushalt betont die Ampelkoalition, dass schmerzhafte Einschnitte unumgänglich waren. Die politischen Entscheidungen spiegeln den schwierigen Balanceakt zwischen sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlichen Anreizen und internationaler Solidarität wider. Die nächsten Schritte liegen nun in den Händen von Bundestag und Bundesrat, die den Haushalt Anfang Februar billigen müssen. Der Blick in die Zukunft bleibt jedoch aufgrund möglicher Entwicklungen in der Ukraine und weiterer politischer Unsicherheiten gespannt.

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