Das Gastronomie-Sterben in Deutschland

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 mussten deutschlandweit mehr als 48.000 Gastronomiebetriebe schließen, weitere 6.100 haben einen Insolvenzantrag gestellt. Allein 2023 mussten zehn Prozent aller deutschen Gastrobetriebe den Betrieb endgültig einstellen. Experten sind sich sicher, dass die vergangenen vier Jahre allerdings einen noch relativ harmlosen Anfang darstellen und das eigentliche Gaststätten-Sterben erst noch bevorsteht.

Das vergangene Jahr haben rund zehn Prozent aller Gastronomiestätten in ganze Deutschland nicht überlebt. Mit etwa 14.000 Schließungen lag die Zahl zudem höher als in den Jahren zuvor. Einen Grund für diese Entwicklung sehen Experten unter anderem in den während der Corona-Pandemie und der Lockdown-Zeiten gewährten finanziellen Staatshilfen. Mit diesen konnten sich zahlreiche Unternehmen, welche oftmals schon vor Corona finanziell angeschlagen waren, noch über die schlimmsten Monate retten und drohende Schließungen beziehungsweise Insolvenzen zwar nicht verhindern, aber immerhin hinauszögern.

Diese „Schonfristen“ sind mittlerweile allerdings verstrichen, weswegen immer mehr Gastronomiebetriebe in Deutschland schließen mussten und müssen. Direkt im Anschluss an die Pandemie folgte zudem der lange und drastische Anstieg der Inflation in Deutschland, welcher die Lage signifikant verschlechtert hatte. Experten der Finanz- und Gastronomiewelt gehen allerdings nicht davon aus, dass die schlimmste Phase nun überstanden ist. Das Gegenteil ist der Fall: Nahezu einstimmig rechne man mit einer drastischen Verschärfung der Situation – und noch wesentlich mehr Schließungen – in den kommenden Jahren.

Erweist sich die erhöhte Mehrwertsteuer als Dolchstoß für die Gastronomie?

Die zudem seit einigen Jahren immer weiter ansteigenden Preise für Lebensmittel, aber auch für Standortmieten oder Energie haben zahlreichen weiteren Restaurants, Kneipen, Bars und Cafés das Genick gebrochen. Die gestiegenen Kosten mussten größtenteils direkt an die Kunden weitergegeben werden. Die wenig überraschende Konsequenz: Immer weniger Menschen wollten oder konnten lokale Gastronomiebetriebe aufsuchen, um dort etwas zu essen und zu trinken – bei Preisen von fast 10 Euro für einen Döner oder 6,50 Euro für ein Glas Fassbier ist diese dramatische Entwicklung im deutschen Gastrogewerbe mehr als nachvollziehbar.

Erschwerend hinzu kam zum Januar 2024 zudem die Wiederherstellung des regulären Mehrwertsteuersatzes von 19 Prozent in der Gastronomie. Zwischenzeitlich wurde diese, um die finanziellen Einbußen der Corona-Pandemie zumindest etwas abfedern zu können, auf 7 Prozent gesenkt, was zum neuen Jahr allerdings unter zahlreichen kontroversen Diskussionen beendet wurde. Die amtierende Bundesregierung hofft durch die Wiederherstellung der ursprünglichen MwSt. nun auf zusätzliche Einnahmen in Höhe von etwa 3,4 Milliarden Euro.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, betonte in einem Interview noch einmal, wie sich die Wiederherstellung der Mehrwertsteuer, die gestiegenen Kosten für Lebensmittel und auch Personal sowie der generelle Mangel an solchem besonders negativ auf die Entwicklung der Gastronomie in Deutschland ausgewirkt hätten. Viele Gäste würden ihren Stammlokalitäten zwar nach wie vor die Treue halten, doch ihre Zahl nähme weiter ab.

Immer mehr deutsche Gastronomiebetriebe sind insolvenzgefährdet

Mit 27 Prozent ist die Zahl der Insolvenzen in dieser Branche zudem deutlich stärker angestiegen als in der gesamten Wirtschaftsbranche. Bei 88 Prozent aller Insolvenzen der Gastronomie handelte es sich 2023 um kleine Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Rund die Hälfte aller Insolvenzen betraf relativ junge Unternehmen, die noch nicht älter als fünf Jahre waren. Auch Catering- und vergleichbare Verpflegungsdienstleister mussten eine Zunahme der Insolvenzen von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022 verkraften.

Finanz- und Kreditexperten gehen stark von einem weiteren Anstieg der Pleiten in der deutschen Gastronomie aus. Die Zahl der Bars, Imbissbuden, Kneipen, Cafés und Restaurants in Deutschland, welche nach wie vor von einer Insolvenz bedroht sind beziehungsweise es sein werden, wird auf über 15.000 geschätzt – und ein Ende ist in absehbarer Sicht nicht in Sicht.

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