Boeing und Airbus sehen Verdoppelung des Flugverkehrs bis 2042

Aus den Krisenjahren der Corona-Pandemie gehen die beiden führenden Flugzeugbauer Boeing und Airbus mit unterschiedlichen Zukunftsperspektiven hervor. In einem Punkt herrscht allerdings Einigkeit: Bis 2042 sehen beide Unternehmen eine Fast-Verdoppelung des Flugverkehrs auf etwas unter 50.000 Maschinen weltweit. Im Übrigen scheint sich die Situation der beiden Flugzeugbauer stark zu unterscheiden. Ein Situationsbericht.

Insgesamt präsentiert sich die Flugreisebranche nicht in Feierlaune. Die erwartete Erholung nach dem Ausklingen der Corona-Pandemie ist in großen Teilen ausgeblieben – viele Fluggesellschaften melden weiterhin gesunkene Fluggastzahlen, und das ohne Aussicht auf rasche Besserung. Noch immer steht die Branche unter dem Eindruck von Insolvenzen und staatlichen Hilfsprogrammen. Branchenbeobachter befürchten, dass die anstehenden Rückzahlungen der ausbezahlten Stützgelder die Situation noch verschärfen könnten.

Airbus: Rekordgewinn und optimistischer Ausblick

Der europäische Airbus-Konzern hat sich von den Folgen der Krise schneller erholt als erwartet. Nach dem Milliardenverlust im Jahr 2020 meldete der weltgrößte Flugzeugbauer für das erste Halbjahr 2021 einen Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro. Das Management hob auch die Gewinnerwartungen für das gesamte Jahr an und rechnet mit einem operativen Ergebnis von 4,5 Milliarden Euro.

Ein Grund für die positive Entwicklung ist die starke Nachfrage nach Mittel- und Kurzstreckenflugzeugen aus der A320-Modellfamilie, die vor allem von Billigfluggesellschaften bestellt werden. Airbus will in diesem Jahr insgesamt 600 Flugzeuge an Kunden ausliefern, bisher haben bereits 424 Maschinen die Werke verlassen.

Airbus profitiert auch von dem enormen Wachstum des Luftverkehrs in Asien vor der Pandemie, das sich langfristig fortsetzen soll. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen für das Jahr 2042 eine Verdopplung der weltweiten Flotte auf 46.560 Maschinen prognostiziert. Allerdings könnte die Erholung des asiatischen Marktes durch noch existierende Reisebeschränkungen und die finanziellen Schwierigkeiten einiger Fluggesellschaften verzögert werden.

Boeing: Rote Zahlen und anhaltende Probleme

Der US-Konzern Boeing steckt dagegen weiter tief in der Krise. Der Airbus-Rivale schrieb 2022 mit rund fünf Milliarden Dollar Verlust erneut rote Zahlen. Die Probleme entstammen nicht nur den Auswirkungen der Pandemie, sondern vor allem den Schwierigkeiten mit den Langstreckenjets vom Typ 787 “Dreamliner”, die Boeing teuer zu stehen kommen.

Der Dreamliner ist wegen seines niedrigen Treibstoffverbrauchs Boeings Hoffnungsträger für den klimafreundlichen Flugverkehr der Zukunft. Allerdings mussten die amerikanischen Flugzeugbauer die Auslieferung und Herstellung des Jets in diesem Jahr herunterfahren, weil wiederholte Produktionsmängel entdeckt wurden, die auch die Sicherheit gefährdeten. Die Sonderkosten dafür beliefen sich alleine im dritten Quartal 2021 auf 183 Millionen Dollar.

Auch Boeing rechnet – wie Airbus – mit einer Verdopplung der weltweiten Flugzeugflotte bis 2042. Allerdings umfasst Boeings Prognose auch kleinere Regionaljets. Der US-Hersteller sieht voraus, dass Schmalrumpfflugzeuge wie seine 737 MAX oder die A320neo-Familie von Airbus mit 32.420 Stück bis 2042 die Auslieferungen dominieren werden. Die 737 MAX war nach zwei tödlichen Abstürzen wegen eines Softwarefehlers fast zwei Jahre lang weltweit mit einem Flugverbot belegt worden.

Die Suche nach dem Antrieb der Zukunft

Die Luftfahrtbranche steht insgesamt vor tiefgreifenden Veränderungen, insbesondere angesichts des selbst erklärten Ziels eines emissionsfreien und klimaneutralen Flugverkehrs bis 2050. Das hatte der internationale Branchenverband IATA bereits 2021 beschlossen. Die größte Herausforderung für die Branche ist deshalb die Suche nach dem optimalen emissionsfreien Antrieb.

Sowohl Airbus als auch Boeing forschen an verschiedenen Technologien wie Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe oder Elektromotoren. Airbus hat bereits drei Konzepte für Wasserstoff-Flugzeuge vorgestellt, die ab 2035 in Betrieb gehen sollen. 

Boeing arbeitet unter anderem an einem Hybrid-Elektro-Flugzeug, das bis zu 50 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen soll als herkömmliche Modelle.

Die Zukunft des Flugverkehrs hängt jedoch nicht nur von den technischen Innovationen der Flugzeughersteller ab, sondern auch von den politischen Rahmenbedingungen und den Verbraucherpräferenzen. Ob und wie sich die Luftfahrtunternehmen mit ihren Strategien aus der aktuellen Nachfragekrise lösen können, bleibt abzuwarten.