Bauindustrie in Turbulenzen: Krise am Bau führt zu erwartetem Verlust von 10.000 Jobs
Die Bauindustrie in Deutschland steht vor einer schweren Bewährungsprobe, da der Wohnungsbau rückläufig ist und ein erheblicher Arbeitsplatzabbau droht. Diese Entwicklung, die seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr erlebt wurde, könnte die Branche vor erhebliche Herausforderungen stellen.
Rückgang im Wohnungsbau führt zu Jobverlusten
Aufgrund der Wohnungsbaukrise erwartet die deutsche Bauindustrie im Jahr 2024 den ersten Beschäftigungsverlust seit der Finanzkrise. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, warnte vor einem möglichen Abbau von rund 10.000 Arbeitsplätzen in den kommenden Monaten. Der Grund für diese düstere Prognose liegt in der schwachen Konjunktur im Bauwesen, insbesondere im Wohnungsbau, wo die Erlöse im vergangenen Jahr um alarmierende 12 Prozent gesunken sind.
Branchenweit sinkende Umsätze und pessimistische Aussichten
Der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau konnten sich 2023 noch recht gut behaupten, während der Wohnungsbau deutlich schwächelte. Die Mitgliederumfrage des HDB verdeutlicht die pessimistische Stimmung in der Branche, da 55 Prozent der befragten Firmen eine Verschlechterung der Ertragslage im Jahr 2024 erwarten. Trotz dieser Herausforderungen planen 60 Prozent der Unternehmen, ihre Belegschaften stabil zu halten, während 12 Prozent Expansion anstreben und fast ein Drittel (29 Prozent) sogar mit einem Arbeitsplatzabbau rechnet.
Rückblick und Ausblick: Ende eines langen Jobaufbaus am Bau
Die Bauindustrie war seit 2008 ein bedeutender Arbeitgeber, aber jetzt könnte der erwartete Jobabbau den ersten seit der globalen Finanzkrise darstellen. Die Beschäftigung stieg stetig an und erreichte 2022 einen Höhepunkt, stagnierte jedoch im letzten Jahr. Besonders besorgniserregend ist der demografische Wandel, der bis 2030 einen Mangel von rund 120.000 Fachkräften verursachen könnte.
Baugewerbe noch pessimistischer für Beschäftigung
Die düsteren Aussichten werden durch den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) verstärkt, der bereits im Dezember mit einem erheblichen Verlust von rund 30.000 Arbeitsplätzen im Jahr 2024 rechnete. Der Wohnungsbau in Deutschland stockt aufgrund gestiegener Zinsen und teurer Materialien. Sorgen bereitet auch die erwartete Fertigstellung von nur 225.000 Wohnungen im Jahr 2024, verglichen mit den geschätzten 270.000 im Vorjahr.
Die Politik reagiert auf die Krise mit einem neuen KfW-Förderprogramm über insgesamt zwei Milliarden Euro. Diese Maßnahme soll den Wohnungsmarkt entlasten und den Bau bezahlbarer Wohnungen fördern. Trotz der Herausforderungen sehen Vertreter der Bauindustrie das Förderprogramm als einen kleinen Hoffnungsschimmer und betonen die Notwendigkeit, schnell auf die Situation zu reagieren, um die Arbeitsplätze zu erhalten und den Wohnungsmangel zu bekämpfen.