Ausgebraut? Deutschland trinkt immer weniger Bier

In Deutschland, einst international als Land des Bieres bekannt, ist der Absatz seit 1993 um mehr als 25 Prozent zurückgegangen. Vor allem das vergangene Jahr 2023 erwies sich als besonders negativ für die großen Brauereien und kleineren Brauhäuser der Nation: Neben den Exporten ins Ausland nahm auch der Konsum von Bier signifikant ab. Hat die einst so bedeutende deutsche Bierindustrie noch eine Zukunft?

Was einst als nahezu unvorstellbar galt, wird immer mehr zur Realität: Der Bierkonsum in Deutschland nimmt konstant ab. Die Bevölkerung wird im Durchschnitt älter und auch immer mehr jüngere Menschen zwischen 20 und 40 Jahren wollen oder können immer seltener ausgehen, feiern und dabei Bier trinken. Die bittere Konsequenz: Der Absatz des häufig auch als Gerstensaft bezeichneten Getränks ist in den vergangenen drei Jahrzehnten seit 1993 um gut 25 Prozent zurückgegangen.

2023 war die Situation im deutschen Brauereigewerbe besonders kritisch: Laut aktuellen Informationen des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr nur noch rund 8,4 Milliarden Liter verkauft – 4,5 Prozent weniger als noch 2022. Der jährliche Bierabsatz, so das Amt, gehe in Deutschland kontinuierlich zurück. 2023 war dieser im Vergleich zu 2013 um rund 9,5 Milliarden Liter Bier geringer (11,5 Prozent), 2003 wurde mit 11,2 Milliarden Litern sogar 25,3 Prozent mehr konsumiert als im letzten Jahr. Auch die Exporte deutscher Biere bleiben davon nicht verschont und nehmen kontinuierlich ab.

Biermischgetränke sind besonders stark vom Rückgang betroffen

Biermischgetränke, bei denen Bier zumeist mit Cola, Energydrinks oder Säften gemischt wird, haben am gesamten deutschen Bierabsatz einen Anteil von etwa 4,8 Prozent. 2023 war der Rückgang in dieser Sparte mit 9,2 Prozent allerdings noch wesentlich deutlicher als bei den „klassischen“, nicht vermischten Bieren.

Es bleibt die Frage, warum der Bierkonsum in den vergangenen drei Jahrzehnten im oftmals als „Biernation“ geltenden Deutschland immer weiter abgenommen hat, besonders in den letzten Jahren. Während der Hochzeit der Corona-Pandemie zwischen 2020 und 2022 war ein spürbarer Rückgang den Umständen geschuldet und zu erwarten. Doch der Bierkonsum in Deutschland hat sich seitdem nicht wieder erholt, im Gegenteil. Immer weniger Deutsche kaufen und konsumieren immer weniger Bier, obwohl wieder mehr und mehr Feiern und größere Open-Air-Veranstaltungen und Festivals stattfinden, auf denen traditionell viel Bier getrunken wird.

Eine wahrscheinliche Ursache ist die nach wie vor hohe Inflation. Besonders Lebens- und Genussmittel, zu denen auch das Bier zählt, sind in den vergangenen zwei Jahren immer teurer geworden. Allein zwischen 2022 und 2023 ist der Literpreis für Bier um fast zwölf Prozent gestiegen. Während solche Preise immer weiter steigen, die Reallöhne in Deutschland aber nicht oder nur sehr gering wachsen, bleibt immer mehr Menschen nur noch die Option, beim Einkauf von Lebensmitteln und Getränken zu sparen.

Ist das Ende der deutschen Brauerei-Industrie in Sicht?

Unter der steigenden Inflation und der Rezession hatten – und haben – vor allem die deutschen Brauereien zu leiden, unabhängig von ihrer Größe. Rücklagen sind vielerorts aufgebraucht. Die notwendigen Investitionen, um eine Brauerei weiterhin betreiben zu können und dabei konkurrenzfähig zu bleiben, scheinen teils ins Unermessliche zu steigen, weswegen vor allem kleinere Brauereien und Brauhäuser mit Ausschank prüfen müssen, ob sich der weitere Betrieb überhaupt noch rentiert. Auch der Deutsche Brauer-Bund geht davon aus, dass eine Erholung der Branche, wenn überhaupt, in der näheren Zukunft nicht in Sicht ist.

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