Apple unter Druck
Die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres von Apple am Donnerstag wies vor allem auf eines hin: Die nächste Zeit wird nicht einfach für den Tech-Riesen. Neben Rückgängen bei Umsatz und Ertrag weisen insbesondere bereichsübergreifende Negativentwicklungen auf eine strukturelle Krise hin. Allerdings gibt es auch Licht am Ende des Tunnels.
Ein Rückgang des Umsatzes um 4,8 Prozent auf nun 92,6 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal dominiert die Berichterstattung über die aktuellen Geschäftsergebnisse. Das wirkt sich unmittelbar auf den verwässerten Gewinn pro Aktie aus: Laut Bloomberg Consensus wird er um 6,1 Prozent auf 1,43 Dollar fallen.
Erster Rückgang seit drei Jahren
Ein Einbruch beim Hauptumsatzbringer, den iPhone-Verkäufen, um drei Prozent auf 49,1 Milliarden Dollar führte im abgelaufenen Quartal zum ersten Umsatzrückgang seit drei Jahren. Das darf nicht verwundern: Das iPhone ist zu mehr als der Hälfte am Gesamtumsatz des Konzerns beteiligt. Zusätzlich belasten die gestiegenen Kosten und die dadurch eingeschränkten Margen die Bilanz
Analysten sehen in absehbarer Zeit keine Verbesserung der Lage. Die Nachfrage nach iPhones dürfte auch im nächsten Quartal niedrig bleiben. Der Druck auf die Hardwaresparte von Apple kommt auch aus anderen Richtungen: Laut Bloomberg ist ein Nachfragerückgang bei iPads um 12,5 Prozent und bei Macs um satte 25 Prozent zu erwarten.
Alle Produktlinien litten dabei unter den gleichen Störfaktoren: Probleme in den Lieferketten, ungünstige Wechselkurse und problematische makroökonomische Voraussetzungen. Insgesamt wird der Gesamtumsatz in der Hardwaresparte voraussichtlich um 7,2 Prozent auf 71,9 Milliarden Dollar absacken.
Positive Entwicklung bei den Services
Im Bereich der Dienstleistungen kann Apple deutliche Steigerungsraten vorweisen. Die Publikumsdienste von Apple Music bis Apple TV konnten sich um 8,5 Prozent verbessern und erreichen mit 21,1 Milliarden Dollar ihr Allzeithoch. Auch einen Meilenstein kann der Konzern für das abgelaufene Quartal vermelden: Erstmals gibt es über zwei Milliarden Geräte – gute Nachrichten für die Dienste, die auf ihnen laufen. Allerdings könnten die jüngsten Rückgänge bei den Absatzzahlen zukünftig auf die Stimmung bei den Services drücken.
Laut Analysten ist die Talsohle im Hardwarebereich noch nicht erreicht. Nach Erkenntnissen von IDC könnte es besonders für den Mac noch heftig werden: Hier befürchten die Marktbeobachter über das nächste Quartal hinaus einen Einbruch um stolze 40 Prozent – weit mehr, als in die Aktie eingepreist ist.
Gemischter Ausblick bei Werbeeinnahmen und Spielen
Für die nächste Zeit sehen die Analysten auch bei den Werbeeinnahmen und im Gaming-Sektor nur wenig Grund zur Freude. Zumindest bei der Werbung könnte es allerdings bald wieder aufwärts gehen: Sowohl Alphabet als auch Meta demonstrieren durch ihre jüngsten Ergebnisse, dass sich der Werbemarkt im Bereich Onlinewerbung wieder deutlich erholen könnte.
Belastend für Apple ist der Umstand, dass sich die negativen Ergebnisse nicht auf eine Region beschränken, sondern eine globale Entwicklung darstellen. Deprimierende Aussichten kommen insbesondere aus China. Trotz Aufhebung der drastischen Corona-Beschränkungen und der im ersten Quartal beobachteten Erholung beim Konsumverhalten erwarten Analysten für Apple einen Rückgang des China-Geschäfts um 6,3 Prozent. Eine Erholung dürfte sich erst in der zweiten Jahreshälfte einstellen.
Dem steht Indien als bedeutender Hoffnungsträger entgegen. Hier hat Apple vor Kurzem seine ersten Stores eröffnet. Das Potential der rapide wachsenden indischen Mittelschicht könnte die negativen Entwicklungen in China mehr als ausgleichen – wenn alles läuft wie erwartet.