Altersarmut in Deutschland: Rentner im Wandel der Zeit
Die finanzielle Lage vieler Rentnerinnen und Rentner in Deutschland steht zunehmend im Fokus, insbesondere in Bezug auf die Grundsicherung. Die Anzahl derer, die trotz Rentenbezügen auf zusätzliche Unterstützung angewiesen sind, ist in den letzten Jahren gestiegen. Ein Trend, der die Alarmglocken läuten lässt und dringende Fragen zur Wirksamkeit der bestehenden Rentenpolitik aufwirft.
Die Statistik spricht eine klare Sprache: Die Anzahl der Rentnerinnen und Rentner, die zusätzlich zur Rente auf Grundsicherung angewiesen sind, ist besorgniserregend angestiegen. Allein von Ende 2020 bis September 2023 erhöhte sich die Zahl von rund 414.000 auf 469.000, wie aus einer Analyse des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Diese Entwicklung hat verschiedene Ursachen und wirft drängende Fragen zur Rentenpolitik auf.
Ursachen für die steigende Zahl bedürftiger Rentner
Ein wichtiger Faktor für den Anstieg ist die Einführung einer Freibetragsregelung im Rahmen der Grundrente Anfang 2021. Diese Regelungen sollten sicherstellen, dass Menschen mit niedrigem Einkommen eine Rente oberhalb der Grundsicherung erhalten. Personen, die mindestens 33 Jahre lang Beiträge für Beschäftigung, Erziehung oder Pflege geleistet haben, können seit Januar 2021 einen zusätzlichen Freibetrag bei der Beantragung von Grundsicherungsleistungen im Alter geltend machen. Diese Maßnahme hat dazu geführt, dass bis zu 223 Euro der Rente im Jahr 2021 und bis zu 251 Euro im Jahr 2023 anrechnungsfrei blieben.
Die Statistik verdeutlicht den Trend: Im Jahr 2010 bezogen lediglich 283.000 Rentner Grundsicherung im Alter. Innerhalb von fünf Jahren stieg diese Zahl auf über 414.000 und erreichte Ende 2022 rund 454.000. Besorgniserregend ist dabei die hohe Anzahl von Frauen, die mit einer Rente unter dem Grundsicherungsniveau leben müssen. Im Jahr 2022 erhielten fast 50 Prozent der Frauen, die in Rente gingen, weniger als 850 Euro pro Monat, während dies nur bei etwa 25 Prozent der Männer der Fall war.
Politische Herausforderungen und Lösungsansätze
Die steigende Altersarmut wirft drängende Fragen an die Rentenpolitik auf. Der AfD-Abgeordnete René Springer betont, dass prekäre Beschäftigung und steigende Lebenshaltungskosten zu dieser Entwicklung beitragen. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, um Altersarmut effektiv zu bekämpfen und die Rentenpolitik grundlegend zu überdenken.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor den Folgen einer stagnierenden Rentenpolitik. Die Durchschnittsrente sinkt, insbesondere bei neuen Rentnern, was auf eine steigende Anzahl von Menschen mit prekären Erwerbsbiografien hinweist. Der DGB fordert unter anderem eine Anhebung des Rentenniveaus auf mindestens 50 Prozent und eine Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge.
Die steigende Anzahl bedürftiger Rentnerinnen und Rentner in Deutschland stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Die Rentenpolitik muss dringend überarbeitet werden, um Altersarmut effektiv zu bekämpfen und sicherzustellen, dass Menschen im Alter ein würdevolles Leben führen können.