Tupperware meldet Insolvenz

Tupperware, die Traditionsmarke für Frischhaltedosen, die seit Jahrzehnten in zahlreichen Haushalten weltweit vertreten ist, steht vor einer historischen Zäsur. Das im Jahr 1946 gegründete Unternehmen, das nicht nur durch seine innovativen Produkte, sondern auch durch das erfolgreiche Geschäftsmodell der Tupperware-Partys berühmt wurde, hat offiziell einen Insolvenzantrag nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts gestellt. Die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre und die zunehmend schwierige Marktlage zwangen den Frischhaltedosen-Spezialisten in die Knie.

Historischer Rückblick: Von der Innovation zum Meme-Stock

Die Erfolgsgeschichte von Tupperware begann mit dem Ingenieur Earl Silas Tupper, der 1946 das erste revolutionäre Produkt auf den Markt brachte – eine luft- und wasserdicht verschließbare Schüssel, die die Art und Weise, wie Lebensmittel aufbewahrt wurden, grundlegend veränderte. Der internationale Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, nicht zuletzt dank der kreativen Idee von Brownie Wise, die das Konzept der Tupperware-Partys entwickelte. Hausfrauen luden Freunde und Bekannte in ihre Wohnzimmer ein, um die neuesten Produkte zu präsentieren, was Tupperware in den 1950er-Jahren zu einem echten Verkaufsschlager machte.

Doch diese goldene Ära gehört längst der Vergangenheit an. In den letzten Jahren geriet Tupperware zunehmend in Schwierigkeiten. Das Unternehmen verpasste den Einstieg in den Online-Handel, während Konkurrenten mit günstigeren Produkten den Markt überschwemmten. Besonders schmerzhaft war der Absturz der Aktie an der New Yorker Börse: Tupperware wurde zeitweise zum Spekulationsobjekt von Anlegern und landete in der Kategorie der sogenannten „Meme-Stocks“, ähnlich wie zuvor die US-Videospielkette Gamestop. Trotz kleiner Lichtblicke während der Corona-Pandemie, als Menschen wieder vermehrt zu Hause kochten, setzte sich der Niedergang nach dem Ende der Lockdowns unaufhaltsam fort.

Wirtschaftliche Schieflage und die Last der Schulden

In der jüngsten Vergangenheit summierten sich die finanziellen Probleme von Tupperware. Laut Unternehmensangaben beläuft sich die aktuelle Schuldenlast auf rund 700 Millionen US-Dollar. Dies führte letztlich zu der Entscheidung, ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts einzuleiten, welches das Unternehmen vor den Ansprüchen seiner Gläubiger schützt, während es versucht, sich zu restrukturieren und einen Käufer zu finden. Dieser Schritt bietet Tupperware die Möglichkeit, weiterhin zu operieren, während Verhandlungen mit den Kreditgebern und die Suche nach neuen Investoren fortgeführt werden.

Die Umsatzzahlen des Unternehmens sanken in den letzten Jahren stetig, auch bedingt durch gestiegene Rohstoff- und Produktionskosten, während gleichzeitig der Konkurrenzdruck wuchs. Insbesondere die Einführung von billigeren Alternativen in Supermärkten und der zunehmende Trend zu Einwegprodukten führten dazu, dass die einstigen Bestseller von Tupperware weniger gefragt waren. Die Kooperation mit großen Einzelhändlern wie dem US-Diskonter Target oder Interspar in Österreich brachte nicht den erhofften Umsatzerfolg. Zudem schrumpfte die Zahl der Party-Gastgeberinnen, die in der Vergangenheit ein zentraler Bestandteil der Verkaufsstrategie waren.

Die Tupperware-Fabriken: Ein Blick nach Belgien

Die Insolvenz betrifft nicht nur die USA, sondern auch zahlreiche Tochterfirmen und Standorte weltweit. In Belgien beispielsweise betreibt Tupperware eine Fabrik in Aalst, in der etwa 260 Menschen beschäftigt sind. Auch hier sind die Auswirkungen der Krise spürbar. Bereits vor der offiziellen Insolvenzanmeldung hatte das Unternehmen in dieser Fabrik Kurzarbeit eingeführt, um die Produktion der sinkenden Nachfrage anzupassen. Die Gewerkschaft ABVV äußerte sich dazu, dass das veränderte Konsumverhalten einen erheblichen Einfluss auf den Rückgang der Verkaufszahlen habe: „Die Menschen kaufen lieber alle fünf Jahre einen neuen Plastikbehälter aus einem Billigladen, anstatt in langlebige Produkte zu investieren.“

Neue Führung, alte Probleme: Die Rolle des Managements

Die Ernennung von Laurie Ann Goldman zur neuen CEO im Jahr 2023 brachte zunächst Hoffnung auf einen möglichen Turnaround. Doch auch unter ihrer Führung gelang es nicht, die grundlegenden Probleme des Unternehmens zu lösen. Bereits im März dieses Jahres warnte das Management vor ernsthaften Liquiditätsproblemen, und es wurde öffentlich darüber spekuliert, ob Tupperware überhaupt in der Lage sein würde, weiterhin seine Rechnungen zu begleichen. Trotz aller Bemühungen von Goldman, das Unternehmen in eine technologische Richtung zu lenken, blieb der wirtschaftliche Erfolg aus.

Goldman äußerte sich zu den aktuellen Entwicklungen und betonte, dass der Verkauf des Unternehmens die beste Möglichkeit sei, um die Marke zu erhalten und den Wandel zu einem vorrangig technologieorientierten Geschäft voranzutreiben. Das Unternehmen hat Vermögenswerte in Höhe von 500 Millionen bis 1 Milliarde US-Dollar angegeben, während die Passiva mit bis zu 10 Milliarden US-Dollar beziffert werden.

Das Ende einer Ära und die Frage nach der Zukunft

Mit der Insolvenz endet für viele die Ära der Tupperware-Partys, die über Jahrzehnte hinweg ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens waren – besonders in Ländern wie Deutschland und Österreich, wo die Marke eine starke Präsenz hatte. In Österreich fand 1965 die erste Tupperware-Party statt, und Studien zufolge ist Tupperware in rund 80 Prozent aller österreichischen Haushalte vertreten.

Doch das Unternehmen hat sich verändert, und die Zeit, in der Tupperware als unangefochtener Marktführer im Bereich der Haushaltswaren galt, scheint vorbei zu sein. Das Geschäftsmodell, das in der Mitte des 20. Jahrhunderts ein unglaublicher Erfolg war, wirkt heute veraltet in einer Welt, die von Single-Haushalten, berufstätigen Frauen und Convenience Food geprägt ist. Die Menschen haben weder die Zeit noch das Interesse, an Verkaufspartys teilzunehmen, und auch das riesige Sortiment, das einst die unterschiedlichsten Bedürfnisse in der Küche abdecken sollte, hat nicht mehr den gleichen Reiz.

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