Schäden durch Gewitter und Hagel: Die wachsende Bedrohung durch Naturkatastrophen
Mit dem Fortschreiten des Klimawandels nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel und Überschwemmungen immer weiter zu. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Schadensbilanzen von Versicherungsunternehmen wider. Die ersten sechs Monate des Jahres 2024 haben in Bezug auf Naturkatastrophen erhebliche finanzielle Verluste verzeichnet, was auf eine Zunahme der Intensität und Häufigkeit solcher Ereignisse hinweist.
Laut dem Forschungsinstitut des Schweizer Rückversicherers Swiss Re beliefen sich die weltweit versicherten Schäden durch Naturkatastrophen in der ersten Hälfte des Jahres 2024 auf 60 Milliarden Dollar (etwa 56,8 Milliarden Euro). Dies stellt eine Steigerung von 62 Prozent im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt dar. Die gesamten wirtschaftlichen Schäden, einschließlich der unversicherten Verluste, werden sogar auf das Doppelte dieser Summe geschätzt. Diese alarmierende Zunahme wird vor allem durch schwere Gewitter verursacht, die 70 Prozent der weltweit versicherten Schäden ausmachen.
Ursachen und Folgen
Die Klimakrise trägt wesentlich dazu bei, dass Naturkatastrophen häufiger und intensiver auftreten. Das Jahr 2024 zeigt dies deutlich, denn die Schadenssumme liegt mit 120 Milliarden Dollar bereits über dem inflationsbereinigten zehnjährigen Durchschnitt von 89 Milliarden Dollar. Die Munich Re berichtet, dass schwere Gewitter, Hochwasser und Waldbrände mehr als zwei Drittel der Schäden und über drei Viertel der versicherten Schäden im ersten Halbjahr 2024 verursachten.
In den USA sind die Schäden besonders hoch, nicht unbedingt weil die Gewitter dort stärker sind, sondern weil mehr Häuser und Infrastruktur versichert sind und die Immobilienpreise durch Inflation gestiegen sind. Balz Grollimund, der bei Swiss Re für Katastrophengefahren zuständig ist, weist darauf hin, dass die erhöhte Anfälligkeit versicherter Immobilien für Hagelschäden ein weiterer Faktor ist.
In Deutschland beliefen sich die Schäden durch Naturkatastrophen im ersten Halbjahr auf 7 Milliarden Euro, von denen jedoch nur 3 Milliarden Euro versichert waren. Tobias Grimm, Geograf der Munich Re, hebt hervor, dass nur 54 Prozent der Gebäude gegen Überschwemmungen versichert sind, da herkömmliche Versicherungen solche Schäden oft nicht abdecken.
Schwere Gewitter als Haupttreiber
Schwere Gewitter sind ein wesentlicher Treiber für die steigenden Schäden durch Naturkatastrophen. Diese Wetterereignisse sind gekennzeichnet durch starke Winde, Tornados, Hagel und Starkregen. Im ersten Halbjahr 2024 verursachten sie weltweit versicherte Schäden in Höhe von 42 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von 87 Prozent im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt entspricht. Besonders in den USA führten zwölf Stürme zu Schäden von jeweils mindestens 2 Milliarden Dollar.
Die gestiegenen Baukosten aufgrund der Inflation sowie die zunehmende Verstädterung und der damit verbundene Anstieg der Immobilienwerte tragen zur erhöhten Schadenssumme bei. Jérôme Jean Haegeli, Chefökonom von Swiss Re, betont die Notwendigkeit von Investitionen in Schutzmaßnahmen wie Hochwasserschutz und strengere Bauvorschriften.
Maßnahmen zur Schadensminderung
Die Experten sind sich einig, dass zur Minderung der Schäden durch Naturkatastrophen erhebliche Investitionen in Präventionsmaßnahmen erforderlich sind. Dazu gehören insbesondere der Ausbau von Hochwasserschutzsystemen und die Einführung strengerer Bauvorschriften, um Gebäude besser gegen Hagel und andere extreme Wetterereignisse zu schützen. Thomas Blunck, Vorstand der Munich Re, fordert zudem strukturelle Präventionsmaßnahmen von staatlicher Seite und betont, dass auch jeder Einzelne einen Beitrag leisten sollte, um die Risiken zu minimieren.
Überschwemmungen und ihre Auswirkungen
Überschwemmungen haben im ersten Halbjahr 2024 weltweit signifikante Schäden verursacht. In den Vereinigten Arabischen Emiraten führten sintflutartige Regenfälle im April zu beispiellosen Sturzfluten, die Schäden in Höhe von mindestens 2 Milliarden Dollar anrichteten. Auch in Deutschland und Brasilien traten Überschwemmungen mit überdurchschnittlichen Schäden auf.
Die rapide Urbanisierung und veränderte Flächennutzung, mangelnde Entwässerungssysteme und trockene Böden tragen dazu bei, dass die Auswirkungen von Starkregenereignissen verstärkt werden. Mit wärmerem Klima ist häufiger mit solchen Ereignissen zu rechnen, was die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen unterstreicht.
Konkrete Beispiele aus Deutschland
In Deutschland haben Gewitter und Starkregen in vielen Regionen erhebliche Schäden verursacht. So führte eine Unwetterfront im nordhessischen Trendelburg zu Überflutungen und Erdrutschen, nachdem innerhalb weniger Stunden 150 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen waren. Straßen wurden unpassierbar, Bäume ausgerissen und Häuser evakuiert.
In Bayern sorgten Unwetter für zahlreiche Feuerwehreinsätze in der Region Nürnberg und Fürth, wo Keller und Straßen überflutet wurden und Sturmböen Bäume umstürzten. Ähnliche Szenarien spielten sich in Nordrhein-Westfalen und Thüringen ab, wo Überschwemmungen und vollgelaufene Keller die Einsatzkräfte forderten.
Die steigenden Schäden durch Gewitter, Hagel, Überschwemmungen und andere extreme Wetterereignisse machen deutlich, dass der Klimawandel bereits heute spürbare Auswirkungen hat. Um die finanziellen Verluste zu begrenzen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, sind umfassende Investitionen in präventive Maßnahmen und eine Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen unerlässlich. Versicherungsunternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Risiken bewerten und den Bedarf an Schutzmaßnahmen aufzeigen.