Superblocks: Planungsrahmen für nachhaltiges Bauen

Ein Stadtentwicklungsmodell, das in Barcelona seinen Anfang nahm, ist auf dem Weg, sich weltweit zu verbreiten. Superblocks bilden den strukturellen und sozialen Rahmen für die Etablierung nachhaltigen Wohnungsbaus im städtischen Raum. Erste Projekte sind auch in Deutschland auf dem Weg.

Die Vision der neuen Stadt im dritten Jahrtausend hat sich zuerst in der katalanischen Hauptstadt Barcelona manifestiert. Sie verkörpert die Idee des Stadtviertels, das nicht vom Auto dominiert wird, sondern Fußgängern und Radfahrern den Vortritt lässt. Die Supergrilles, international mittlerweile Superblocks genannt, gehen auf eine Vision von Salvador Rueda zurück, seines Zeichens Direktor der Agentur für Stadtökologie in Barcelona.

Rückkehr zu dörflichen Strukturen

Der Traum von der autogerechten Stadt gehört spätestens seit den ersten messbaren Auswirkungen der menschengemachten Klimaveränderung der Vergangenheit an. Zunehmend kehrt die Erkenntnis in die Planungsbüros von Architekten und Konzeptionisten ein, dass es der Mensch ist, der das Maß für urbane Strukturen vorgeben muss, soll sich die Stadt auch in Zukunft als lebenswerte Siedlungsform halten.

Das Modell der Superblocks teilt die Stadt in zahlreiche autarke Siedlungszonen auf, die einerseits hohe Lebensqualität bieten und andererseits durch weitgehende Autarkie die Verkehrsdichte senken. So werden Straßen zu verkehrsberuhigten Fußgängerzonen, in denen das Auto allenfalls geduldet ist.

Mehr als eine verkehrsberuhigte Zone

Ein Superblock nach dem Barceloneser Konzept besteht aus vier bis neun miteinander verbundenen Wohnquartieren, die weitgehend autofrei gestaltet sind. Der Wegfall des Autoverkehrs bildet den Ausgangspunkt für weitere Elemente, die einen Supergrille ausmachen.

Im Grunde ist ein Superblock weniger ein topographisches Konstrukt – eher ein Planungskonzept. Eine überlegt gestaltete Interaktion aus Grünflächen, Fahrradwegenetz und öffentlichen Verkehrsmitteln, kombiniert mit einem ausgewogenen Angebot an Geschäften, Lokalen und Unterhaltungsbetrieben schafft ein Lebensumfeld, das es leicht macht, auf das Auto gänzlich zu verzichten.

Massiver Ausbau geplant

Gänzlich autofrei wird auch eine in Superblocks gegliederte Stadt nicht sein. Vor allem zwischen den einzelnen Blocks führen weiterhin Adern für den Autoverkehr durch die Stadt, um die Versorgung und die Verbindung untereinander zu gewährleisten. Insgesamt verringert sich der tägliche Individualverkehr per Auto allerdings massiv.

Barcelona will die Idee der Superblocks massiv fördern. Aus den derzeit fünf Superblocks sollen in den kommenden Jahren 503 werden. Damit dürfte die katalanische Hauptstadt die erste sein, die einen derart radikalen Konzeptwechsel großflächig umsetzt.

Auch deutsche Städte setzen zunehmend auf Superblocks

Hamburg und Berlin sind die ersten deutschen Städte, die sich konkret mit der Realisierung von Superblocks befassen. Neben dem Projekt Superbüttel in Hamburg ist auch Berlin auf dem Weg, mit dem Projekt Kiezblocks das Konzept aus Barcelona in konkretes Stadtleben umzusetzen.

Unter Führung des Berliner Vereins Changing Cities sollen sich mehrere Kieze miteinander vernetzen und innerhalb der gemeinsam gebildeten Zone keinen Durchgangsverkehr mehr zuzulassen. Die Straßen sollen größtenteils zu Fußgängerzonen werden.

Lebensqualität als zentraler Wert

Die Zufahrt mit dem Auto ist in den Kiezblocks nur Anwohnern und zu bestimmten Zeiten dem Lieferverkehr gestattet. Die so den Fußgängern zurückgegebenen Areale sollen Nachhaltigkeit und Lebensqualität innerhalb der Superblocks wiederherstellen.

„Das Kiezblocks-Konzept vereint alles, was den Städten derzeit fehlt, aufgrund von Zuwachs, Platzmangel und den damit einhergehenden Umweltproblemen“, sagt Kampagnenleiterin Antje Heinrichs von Changing Cities. Inwieweit sich das katalanische Modell auf die raue Wirklichkeit deutschen Großstadtlebens umsetzen lässt, wird die Zukunft zeigen.

 

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