Stärkere Drogen und steigender Konsum strapazieren das EU-Gesundheitssystem
Einem aktuellen Bericht der UN zufolge sind die Wirkstoffe von Cannabis hauptverantwortlich für mittlerweile 30 Prozent aller Drogentherapien innerhalb der Europäischen Union. Zudem konnte beobachtet werden, dass sowohl Cannabis als auch Haschisch immer stärkere Wirkstoffe aufweisen. Dadurch würden die ohnehin schon, unter anderem durch die weltweite Corona-Pandemie, strapazierten Gesundheitssysteme und -einrichtungen innerhalb der EU noch stärker belastet werden.
Der aktuelle Jahresbericht wurde vom UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlicht. Während innerhalb der EU fast ein Drittel der durchgeführten Drogentherapien auf den oftmals zu intensiven Konsum von Cannabis zurückgehen, sind es in einigen Ländern Lateinamerikas und Afrikas sogar mehr als die Hälfte. Anhand der aktuellsten vorliegenden Daten wird geschätzt, dass weltweit etwa 284 Millionen Menschen, darunter werden auch Jugendliche gezählt, regelmäßig Drogen konsumieren.
Kontrollierte Cannabis-Abgabe – Der richtige Weg?
Zum aktuellen Zeitpunkt zählt Cannabis in Deutschland nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) noch zu den illegalen Drogen, bei welchen Besitz und Handel – der Anbau fällt ebenfalls darunter – komplett verboten und damit strafbar sind. Die neue Bundesregierung, eine Koalition aus SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP, hatte in ihrem Koalitionsvertrag allerdings die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ beschlossen. Ein konkreter Gesetzesentwurf beziehungsweise eine entsprechende Änderung des Betäubungsmittelgesetzes wird in der zweiten Hälfte von 2022 erwartet.
In ihrem neuen Bericht erklärt das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, dass in der Wirkung immer stärkeres Marihuana und Haschisch zusammen mit immer häufigerem Konsum zu einem klaren Anstieg von Suchterscheinungen und psychischen Erkrankungen in Westeuropa geführt haben. Immer stärkere Drogen würden immer neue Absatzmärkte erschließen. Auch der sonst eher auf Nordamerika und Europa fokussierte Schmuggel und Handel von Kokain würde sich laut UNODC-Bericht mittlerweile nachweislich in Asien und Afrika ausbreiten.
Das Aufputschmittel Methamphetamin wird mittlerweile nicht nur im Osten und Südosten Asiens, sondern auch immer regelmäßiger in Ländern wie Mexiko oder Afghanistan genutzt. Auch die aktuelle humanitäre Krise in Afghanistan könnte das Drogenproblem, vor allem den illegalen Anbau von Schlafmohn, noch weiter verschärfen, auch wenn die zum aktuellen Zeitpunkt herrschenden Taliban die Opiumproduktion, zumindest offiziell, verboten haben.
Die Folgen der Krisensituation: Weniger Kontrolle, mehr Drogenlabore und Konsum
Auch die humanitäre Krisenlage in der Ukraine durch den Angriffskrieg Russlands, welcher seit Februar 2022 bis zum jetzigen Zeitpunkt anhält, dürfte laut Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechungsbekämpfung zu einer gesteigerten Produktion von synthetischen Drogen führen. „Es gibt keine Polizei, die patrouilliert und Labore stoppt“, so Expertin Angela Me von der UNODC. Konfliktregionen wären ein wahrer Magnet für die Produktion synthetischer Drogen – noch mehr, wenn die Kriegs- und Krisenregionen in unmittelbarer Nähe großer Absatzmärkte lägen, wie es hier der Fall ist.
Gerade in der Ukraine ist die Zahl der entdeckten und aufgelösten Drogenlabore in den letzten Jahren extrem stark angestiegen. Waren es 2019 noch 17 Labore, in welchen synthetische Drogen im großen Stil produziert wurden, waren es 2020 bereits 79. In keinem anderen Land der Welt wurden so viele Labore aufgelöst. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in solch einer chaotischen Region mit nahezu keiner staatlichen und polizeilichen Kontrolle viele weitere Drogenlabore in den kommenden Monaten oder Jahren, abhängig von der Länge des Konflikts, aus dem Boden sprießen werden. Handels- und Schmuggelrouten könnten allerdings auch, ebenso wie die Labore selbst, durch das Kriegsgeschehen stark beeinträchtigt oder gar aufgelöst beziehungsweise komplett zerstört werden.
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