„Die digitale Verwaltung vorantreiben“ – Ein Interview mit Baupilot-Geschäftsführer Mathias Heinzler

Mathias Heinzler ist Geschäftsführer des Portals Baupilot.com, das Kommunen bei der Vermarktung von Bauplätzen unterstützt. Mit Managerblatt spricht der Unternehmer über die Digitalisierung der Verwaltung und eine nutzbringende Vernetzung von Menschen und Kommunen. Ein Interview.

Hr. Heinzler, das Thema Verwaltungsdigitalisierung ist in aller Munde: Öffentliche Organisationen setzen bei Ausschreibungsvorgängen schon lange auf digitale Systeme, im privaten Sektor sind sie längst der Standard. Wieso hat es so lange gedauert, bis die öffentliche Verwaltung nachgezogen hat?

Mathias Heinzler: Vielen Verwaltungen fehlt der Mut zur Veränderung. Digitalisierung bedeutet auch, dass eine Neuerung auch scheitern kann. Das ist für die öffentliche Hand mit Ihrem Anspruch auf Korrektheit und perfekte Bürokratie ungewohnt und rüttelt am Selbstverständnis. Hinzu kommen lange Abstimmungsphasen, weil eine Reihe unterschiedlicher Interessengruppen in die Prozesse involviert sind. Auch das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen hat zu einem Chaos unterschiedlicher Systeme und Vorgehensweisen beigetragen. Der Bund versucht aktuell, die digitale Lage in den Griff zu bekommen. Bis 2022 sollen Verwaltungsleistungen digital angeboten und ein einheitliche Bürgerkonten etabliert werden.

Mathias Heinzler, Gründer und Geschäftsführer des Portals Baupilot.com

Führen Sie uns durch die technischen Details: Wie genau funktioniert so ein digitales Vergabesystem und welche Vorteile bietet es?

Mathias Heinzler: Bürger möchten die digitale Verwaltung so erleben, wie sie es vom Onlineshopping her kennen: Mit einer Anmeldung bekommen sie Zugriff auf alle Angebote der Kommunen. Dabei handelt es sich um einen einheitlichen Bewerbungsprozess, der keinen Gang aufs Rathaus erfordert. Gleichzeitig behält der Interessent die Autorität über seine Daten. Wir stellen alle zentralen Informationen und technischen Möglichkeiten zur Verfügung, der Bewerber wählt sich mit einer TAN ein und wird selbst aktiv. Er ist auch für die Korrektheit seiner Daten verantwortlich.

Mit dem System baupilot.com wird gleichzeitig die Verwaltung entlastet, weil nach dem Hochladen der Unterlagen Bewerber nicht auf direkte Mithilfe angewiesen sind. Mit unserem System kann bis zu 80 Prozent Verwaltungsaufwand eingespart werden. Ob nun private Bauherren um ein Grundstück buhlen, jemand einen Schrebergarten sucht oder sich Bauträger auf ein Mehrfamilienhaus bewerben – der Prozess ist immer gleich. Unsere Kunden bilden teilweise Ihre kompletten Flächen und Grundstückvergaben über baupilot.com ab.

Die digitale Bauplatzvergabe von BAUPILOT hat schon mehrfach Preise abgeräumt. Was hat die Jurys überzeugt?

Mathias Heinzler: Den Kommunen geht es darum, Wohnraum so schnell und einfach wie möglich zu schaffen. Ihnen kommen wir mit einem einheitlichen und ressourcensparenden System entgegen. Die Anwendung funktioniert verwaltungsübergreifend: Liegenschaftsamt, Rechtsamt und Bauamt haben jeweils einen Überblick über den Prozess. Mit der Digitalisierung fallen auch weniger analoge Akten an. Nicht zuletzt dürfte belohnt werden, dass wir ein stark fragmentarisiertes Geschäftsfeld effizienter machen und damit die digitale Verwaltung vorantreiben.

Mit unserer digitalen Lösung konnten wir aber auch die Bürger überzeugen: Es kommen nahezu keine Papierbewerbungen mehr bei den Verwaltungen an. Auch die Bandbreite dürfte Pluspunkte ergeben haben. Es geht um die Vergabe von privaten Baugrundstücken, Gewerbegrundstücken, Pacht- und Kleingartenanlagen, Konzeptvergaben und mehr.

Was hat sie bewegt, erhebliche Teile Ihrer Berufszeit in das Thema Vergabeprozesse zu investieren?

Mathias Heinzler: Als Gemeinderat bin ich auf das Thema eher zufällig gestoßen. Nachdem ich eine Lösung erarbeitet hatte, gab es direkt Interesse von Nachbargemeinden. Ich habe auch gemerkt, wie emotional besetzt die Themen Bauen und Wohnen sind. Die Modernisierung der Verwaltung sehe ich auch als einen Beitrag zur sozialen Ausgewogenheit innerhalb der Bevölkerung.

Wie das?

Mathias Heinzler: Ressourcenschonender Umgang mit Flächen und gemeinwohlorientierte Vergabe von Baugrundstücken schafft soziale Stabilität. Wer also vernünftig innerhalb seiner kommunalen Grenzen Wohnraum schaffen kann, sichert damit auch den Fortbestand seiner Kommune. Denn viele Angebote werden nur durch sozial engagierte Bürger gestemmt.

Die Branche ist von hohem wirtschaftlichem Druck geprägt. Wie stellt man sich persönlich auf, um darin gut zu funktionieren?

Mathias Heinzler: Nun, zunächst sollte man sich intensiv mit dem Thema beschäftigen und die richtigen Fragen stellen: Welche Chancen und Lösungen bieten sich an? Es geht nicht darum, den schnellen Euro zu machen, sondern stetig und behutsam mit gesundem Wachstum eine Organisation voranzubringen. Die meisten Unternehmen können sagen, was und wie sie etwas machen, aber nicht warum. Dabei sollte das die zentrale Frage sein. Bei Baupilot geht es um bezahlbaren Wohnraum für alle, nachhaltige Bodenpolitik für Kommunen, soziale Gerechtigkeit und eine gemeinwohlorientierte Flächenvergabe.

Klingt nach viel Engagement. Was tun Sie, wenn Sie mal abschalten wollen?

Mathias Heinzler: Mein persönliches Hobby ist die Fliegerei. Gerade in der Luft kann man gut runterkommen. Man bekommt einen besseren Blick auf die Dinge und hat Zeit zum Nachdenken. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – das sagte schon Reinhard May. So ganz gelingt das aber nicht immer: Mehr als einmal habe ich aus der Luft neue Baugebiete entdeckt, worauf im Nachgang neue Kunden für uns entstanden sind.

 Welche Ziele haben Sie sich persönlich für die nähere Zukunft gesetzt?

Mathias Heinzler: Wir entwickeln weitere Schnittstellen zu kommunalen Fachanwendungen. Auch die Entwicklung intelligenter Baugebiete unter allen Aspekten des Klimaschutzes steht bei Baupilot auf dem Programm. Ziel sind nicht nur klimaneutrale, sondern klimapositive Gebiete zu organisieren. Generell geht es uns um eine stärkere Verzahnung und Integration von Politik, Verwaltung und Technologie. Es gibt also noch viel zu tun.

Hr. Heinzler, vielen Dank für das Gespräch.

 

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