Deutsche Industrie-Unternehmen fahren Produktion zurück

Aufgrund immer extremerer Kosten für Energie und einen wachsenden Mangel an Material und Rohstoffen, unter anderem als Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine, fährt die deutsche Industrie ihre Produktion immer weiter zurück. Im August sank das nationale Produktionsniveau im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent. Statt einer Besserung der Lage ist nur noch eine Rezession in Sicht.

Der Rückgang um 0,8 Prozent sei, so das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, der stärkste seit März 2022, dem ersten Monat nach Wladimir Putins Ukraine-Invasion. Im Vorfeld und unter Berücksichtigung der letzten Monaten hatten Ökonomie-Experten zunächst mit einer Reduzierung von 0,5 Prozent gerechnet, welche letztlich um 0,3 Prozent überboten wurde.

Besonders die kritische Knappheit an Vorprodukten wirkt sich enorm auf die Exportnation Deutschland aus. Die Lieferketten werden nicht nur durch den anhaltenden Konflikt in der Ukraine teilweise stark beeinträchtigt, sondern nach wie vor auch durch die Folgen der weltweiten und immer noch anhaltenden Corona-Pandemie. Dadurch wird etwa ein Abarbeiten der Aufträge zahlreicher deutscher Industrie-Unternehmen erschwert. Auch das starke Niedrigwasser des Rheins während der Sommermonate hatte vor allem für den Gütertransport in der Binnenschifffahrt negative Konsequenzen, welche sich besonders auf die Chemie-Industrie, die Mineralölverarbeitung und die Kokerei ausgewirkt haben.

Andere zentrale Industriezweige in Deutschland wie die Stahlbranche leiden nach wie vor extrem unter den hohen und weiterhin steigenden Energiekosten. Hier sank die Produktion im August sogar um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. In der deutschen Baubranche lag der Rückgang ebenfalls bei 2,1 Prozent, in der Energie-Industrie sogar bei 6,1 Prozent. Laut Bundeswirtschaftsministerium hätten vor allem die praktisch versiegten Gaslieferungen aus Russland und auch die große, durch den Ukraine-Konflikt verursachte Unsicherheit die Konjunkturperspektiven stark beeinträchtigt.

Steigende Inflation und Produktionsrückgang deuten auf eine baldige Rezession hin

Deutsche Ökonomen äußern sich zunehmend besorgt über die Rückgänge in der Produktion und sehen auch in den kommenden Monaten keine Möglichkeiten einer Entlastung der angespannten Situation, da sich die zentralen Ursachen nicht innerhalb kürzester Zeit wieder auflösen könnten. Die andauernde Belastung wirke sich zudem besonders stark auf Unternehmen des deutschen Mittelstands aus. Ohne Entlastungen seitens der Bundesregierung seien gerade hier zahlreiche Betriebe und Arbeitsplätze von der Auflösung bedroht.

Inbesondere durch den Produktionsrückgang in der energieintensiven Industrie, etwa der Stahlbranche, setzt sich zudem ein Teufelskreis in Gang, der sich im vierten Jahresquartal besonders stark auf andere Zweige der deutschen Produktionsindustrie auswirken dürfte. Durch den Rückgang und auch die weiterhin wachsende Inflation steht Deutschland mit immer höherer Wahrscheinlichkeit eine Rezession in den kommenden Monaten bevor.