Zukunft der Real-Märkte nur begrenzt gesichert
Nach dem Verkauf der Real-Supermarktkette an einen russischen Finanzinvestor im letzten Jahr macht die nun begonnene Zerschlagung deutlich: Sicherheit für die Mitarbeiter gibt es nur ein Jahr lang. Danach ist für die Arbeitsplätze wieder alles offen.
Bereits während der Verkaufsverhandlungen des Metro-Konzerns mit dem russischen Finanzinvestor SCP wurden massive Proteste gegen den Verkauf der maroden Supermarktkette laut, hauptsächlich aus den Reihen der Gewerkschaft Verdi. Die Verhandlungen verliefen zunächst erfolgreich – alle Real-Mitarbeiter müssen übernommen werden. Die Achillesferse des Deals: Die Vereinbarung gilt nur für ein Jahr.
Real-Märkte verschwinden aus dem Stadtbild
Relativ unauffällig hat das Rebranding der übernommenen Real-Märkte begonnen. Die Käufer Edeka, Globus oder Kaufland haben den Betrieb unter eigener Flagge aufgenommen oder sind auf den Weg dahin.
Wie vereinbart, bleiben die Arbeitsverträge mit den 34.000 Mitarbeitern in den 256 Filialen bestehen. Was nach Ablauf der einjährigen Schonfrist damit geschieht, steht allerdings noch in den Sternen. Insbesondere die Frage, ob alle Märkte bestehen bleiben, wird sich auf die Zukunft der damit verbundenen Arbeitsplätze auswirken.
Kaufland erfüllt alle Vereinbarungen
Die zur Schwarz-Gruppe gehörende Lebensmittelkette gliedert alle erworbenen Standorte in das eigene Unternehmen ein und hat mit der Umflaggung bereits begonnen. Offenbar gibt es hier kein wesentliches Konfliktpotential mit den Beschäftigten.
Beide Seiten sehen der Zukunft relativ zuversichtlich entgegen, nachdem sowohl Verdi als auch die Kaufland-Führung an einer nachhaltigen Aufstellung der erworbenen Märkte interessiert ist. Da Kaufland alle Vereinbarungen bei Tariflohn, Mitbestimmung und Weiterbeschäftigung einhalten will, gehen Beobachter von einer echten Übernahme ohne nachfolgendem Kahlschlag aus.
Konfliktlage bei Edeka
Die Widerstände auf Gewerkschaftsseite gegen die Übernahmestrategie von Edeka (das Managerblatt berichtete darüber) hängt hauptsächlich mit der Unternehmensstruktur von Edeka zusammen.
Anders als andere Supermarktketten ist Edeka im Wesentlichen ein Einkaufsverbund ansonsten selbstständiger Lebensmittelhändler, die auf eigene Rechnung verkaufen. Das macht Tarifvereinbarungen schwieriger als in klassischen Handelsketten.
Für Verdi bedeutet das: Die einzelnen Händler gehören nicht dem Flächentarifvertrag an und haben meist den Gewerkschaftlern zuwiderlaufende Auffassungen zu Fragen der Mitbestimmung.
Offenbar versucht Edeka nun, seine Schlappe bei den von gewünschten 72 auf 51 zusammengestrichenen Standorten auszugleichen. Die laufenden Verhandlungen mit Verdi zum Prozedere bei den erworbenen Filialen kommen jedenfalls nicht recht vom Fleck.
Orhan Akman, Fachgruppenleiter Einzelhandel im Verdi-Bundesvorstand macht nun spürbar Druck: “Unser Eindruck ist, dass sich Edeka bei der Übernahme von Real-Mitarbeitern und der Einhaltung von Tarifverträgen alle Optionen offenhalten will. Wir erwarten, dass Edeka endlich die Karten auf den Tisch legt und die Beschäftigten nicht so in der Luft hängen lässt“
Auch SCP ist noch in der Pflicht
Die nach dem Verkauf noch rund 50 übrigen Märkte muss SCP bis zum Sommer 2022 selbst betreiben. Das war eine der Voraussetzungen, die Metro-Chef Olaf Koch für seine Unterschrift unter den Vertrag einforderte.
Dass der Betrieb von 50 Supermärkten für einen Finanzinvestor nicht zu den verlockendsten Aufgabenstellungen gehört, ist nachvollziehbar. Entsprechend ist nicht davon auszugehen, dass SCP dieses Aufgabengebiet in sein ständiges Portfolio übernehmen wird.
Aus internen Quellen ist zu hören, dass SCP nach Ablauf der Haltefrist das Unternehmen Real endgültig abwickelt und über die letzten 50 Standorte eine neue Verkaufskampagne auf den Weg bringen wird. Offiziell will SCP dazu keine verbindlichen Erklärungen abgeben. „Wir haben klare Prozesse und Verantwortlichkeiten für den Verkauf der Märkte etabliert“, lässt der Investor über einen Sprecher verlauten und gibt damit zu verstehen, dass mit klaren Ansagen in der nächsten Zeit nicht zu rechnen ist.