Zertifizierungsplattform für nachhaltiges Bauen
Die 2017 entstandene Plattform Madaster versteht sich als Kataster für Materialien. Auf der Online-Plattform können Bauträger und verwandte Branchen komplette Gebäude registrieren, einschließlich aller Produkte und Materialien, die sich darin befinden.
Auf diese Weise können Immobilieneigentümer und andere Anspruchsgruppen alle Daten ihrer Immobilien archivieren, verwalten und bearbeiten. So entsteht eine Datenbasis, die insbesondere für die nachhaltige Immobilienwirtschaft aussagekräftige und vollständige Informationen bereithält.
Das Gebäude als Rohstoffbank
Sind die Materialien eines Gebäudes in einem Kataster hinterlegt, fördert das ihre Wiederverwendung nach dem Betriebsende des Bauwerks. Laut Madaster unterstützt diese Form der Materialdokumentation auch intelligentes Design und verhindert Abfall. Das Gebäude wird zur Rohstoffbank.
Die Madaster-Plattform steht nicht nur Immobilien- und Infrastruktureignern, sondern auch allen Unternehmen und Organisationen zur Verfügung, die Dienstleistungen im Bauwesen anbieten. Dazu gehören Architekten, Projektentwickler, Bauunternehmer, Ingenieure und Unternehmen für Entsorgung und Rückbau.
Die Plattform bietet Funktionalitäten, um alle Materialdaten von Immobilien über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu verwalten und zu organisieren. Neben der abgesicherten Speicherung sorgen spezielle Funktionen für die intelligente Verknüpfung der archivierten Informationen.
Material-Passport – nicht nur ein Vermarktungsinstrument
Der online verfügbare Material-Passport enthält alle relevanten Informationen über ein Gebäude, einschließlich Angaben zu Herkunft, Qualität und Positionierung von Materialien und Produkten innerhalb des Bauwerks. Das schafft einen aussagekräftigen Einblick in den Wert oder Restwert eines Gebäudes, und das in materieller, zirkulärer und finanzieller Hinsicht.
Den materiellen Wert bezieht der Material-Passport aus der Wiederverwendbarkeit von Materialien und Produkten, die in das Gebäude eingebracht wurden. Sie lassen sich zum Zwecke des Recyclings demontieren und stellen daher einen konkreten Wert dar. Diese Informationen gewinnen nicht nur bei der Renovierung oder dem Abriss an Bedeutung, sondern sie stellen auch eine relevante Datenquelle bei Investitionsprojekten dar. So lassen sich Abschreibungen auf Null vermeiden.
Den zirkulären Wert eines Gebäudes stellt der Material-Passport über den Madaster Circularity Indicator dar. Er beschreibt die Effizienz des Gebäudes, wieder in den Materialkreislauf zurückzukehren (Zirkularität). Dazu gehören neben der Recyclingfähigkeit von Materialien auch Information zur Giftigkeit von Stoffen und zu allgemeinen Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden.
Material-Passporte entwickeln sich international zu einem wichtigen Instrument der Immobilienbewertung. Da sich Madaster aktiv an der Etablierung weltweiter Standards beteiligt, unterstützt der eigene Material-Passport auch alle relevanten Regierungsrichtlinien und lässt sich unkompliziert an politische Entwicklungen anpassen.
Ein Kataster für eine Welt ohne Abfall
Madaster sieht die Welt als geschlossenes System, in dem Abfall keine Rolle spielen sollte. Das vorherrschende lineare Wirtschaftsmodell ruht auf begrenzten Ressourcen, was das Systemende praktisch mit beinhaltet. Das Ziel muss sein, Materialien praktisch auf unbestimmte Zeit verfügbar zu halten. Der effektivste Weg dahin ist, verwendete Stoffe zu dokumentieren und zu registrieren.
Die Madaster-Plattform verleiht Materialien eine Identität, die sie durch den jeweiligen Lebenszyklus zu begleitet, um sie am Ende wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen. Daraus erwächst eine völlig neuartige Sichtweise auf Immobilien: Sie sind nicht nur Konstrukte zum Zwecke des Wohnens oder anderer Betätigungen – sind sind von Beginn an auch als Rohstoffdepots konzipiert, die entsprechend verwaltet und organisiert werden müssen.
Immobilieneigner können die Madaster-Plattform auf der Basis eines Abonnements nutzen. Für Berater und Projektentwickler steht der Weg über eine Unternehmenslizenz offen, um für ihre Kunden Material-Passports zu generieren. Darüber hinaus gibt es spezielle Partnermodelle und eine eigene Nutzerumgebung für Studenten und Universitäten.
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