Xiaomi setzt neuen Schwerpunkt in Europa

Mit seiner geplanten Europazentrale in Düsseldorf verdeutlicht der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi die strategische Bedeutung des europäischen Marktes für das Gesamtgeschäft. Dass das Unternehmen sein Vorhaben mitten in der heißen Phase der Corona-Krise auf den Weg bringt, unterstreicht die Bedeutung dieses Schachzugs.

Offenbar lässt sich der asiatische Smartphone-Produzent durch keine Widerstände von seinem Europa-Engagement abbringen. Auch der Deutschland-Start verlief holprig: Nach Start des ersten Flagshipstores in Düsseldorf im Juli des Vorjahres war die Freude nur kurz: Wegen der Pandemiebeschränkungen folgte die Schließung auf dem Fuß.

Gute Zahlen in Deutschland

Der positiven Entwicklung von Xiaomi in Deutschland tut das keinen Abbruch. Nur ein Jahr nach dem Start in der Bundesrepublik hat sich das Unternehmen nach Samsung und Apple mit rund zehn Prozent Marktanteil zur drittwichtigsten Marke im Segment Smartphones entwickelt – ein Anstieg um 140 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das ist einer der Gründe, warum der Sitz der Europazentrale in Düsseldorf sein wird“, bekräftigt Deutschlandchef Alan Chen Li.

Ein konkreter Termin für den Start der Zentrale gibt es noch nicht. „Das ist aufgrund der unübersichtlichen Corona-Lage noch nicht abzusehen“, sagt Alan Chen Li. „Aber eines steht bereits fest: Wir werden mit mehreren Hundert Mitarbeitern starten.“

Europa als priorisierter Wachstumsmarkt

Auch die zentrale Lage in Europa spricht für den Standort in Europa, so der Xiaomi-Chef. Alle wesentlichen Unternehmensbereiche wie Finanzen, Logistik, Marketing und Service werden von der neuen Zentrale aus gesteuert.

In anderen europäischen Ländern ist Xiaomi bereits in die Spitzenposition aufgerückt. Bereits seit einiger Zeit glänzt der Smartphone-Hersteller in Polen, Kroatien und Spanien als am meisten nachgefragte Smartphone-Marke.

Xiaomi global im Aufwärtstrend

Weltweit lag der Absatz im vierten Quartal des Vorjahres bei 43,4 Millionen Geräten – ein Anstieg um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Zwar liegen die Platzhirschen Samsung und Apple weiterhin auf den Plätzen eins und zwei im weltweiten Geschäft. Dennoch steht Xiaomi auf kräftigen Beinen: Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen verzeichneten Analysten eine deutliche Überschreitung ihrer Erwartungen, vor allem beim Umsatz, der mit 72 Milliarden Yuan (rund 9,3 Milliarden Euro) eine Steigerung um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinlegte. Auch der Nettogewinn kann sich sehen lassen: Er stieg auf etwa 530 Millionen Euro – 18 Prozent mehr als im Vorjahr.

Schwächelnder Konkurrent als Wachstumsfaktor

Insbesondere die aktuelle Schwäche des Konkurrenten Huawei beflügelt die starken Zahlen bei Xiaomi. Wegen der Sanktionen durch die USA sieht sich Huawei massiven Wettbewerbsproblemen gegenüber. So kann das Unternehmen auf seinen Geräten fundamentale Anwendungen wie Google Maps oder Youtube nicht bereitstellen.

Auch der eingeschränkte Zugang zu Smartphone-Chips behindert Huawei massiv – eine Schwäche, die sich Xiaomi konsequent zunutze gemacht hat. Laut Erhebungen des Marktforschungsinstituts IDG ist das einer der Hauptgründe für den rasanten Ausbau des Xiaomi-Marktanteils.

Mittlerweile ist allerdings auch Xiaomi auf die schwarze Liste der US-Regierung geraten. Unter Ex-US-Präsident Donald Trump musste die Firma eine Einstufung als kommunistisch-chinesische Militärfirma einstecken, verbunden mit einer Aufforderung des Ministeriums an amerikanische Investoren, ihre Anteile bis spätestens Ende November 2020 abzustoßen.

Bei einer Unternehmensbewertung von über 100 Milliarden Dollar nur einen Monat später durch US-Analysten dürfte das der Erfolgsgeschichte von Xiaomi allerdings keinen Abbruch tun.