Xiaomi investiert in Elektromobilität

Im Vorfeld mehrmals dementiert, scheint sich das Gerücht nun doch zu bewahrheiten: Smartphone-Hersteller Xiaomi steigt in den Markt für Elektroautos ein. Eine entsprechende Erklärung von Xiaomi-Gründer Lei Jun bestätigt die neue Unternehmensstrategie, in die das Unternehmen rund zehn Milliarden Dollar investieren will.

Mit der E-Auto-Initiative legt das chinesische Technikunternehmen offen, in welchen Lagern es seine Herausforderer sieht: Da sind zum einen die großen Automobilhersteller, die sich konsequent der Elektromobilität zuwenden, so beispielsweise Tesla oder Volkswagen, aber auch Nio im eigenen Land. Da ist allerdings auch Apple, das jüngst die Ausweitung seines Produktportfolios auf Elektrofahrzeuge bestätigt hat.

Verhaltenes Echo an der Börse

Bei den Anlegern scheint die verkündete E-Mobilitätsinitiative nicht so gut anzukommen wie von Xiaomi erhofft. Nach Lei Juns Ankündigung stieg der Kurs an der Börse Hong Kong um bescheidene sechs Prozent. Und selbst dann lag der Wert immer noch rund 30 Prozent unter dem Höchststand vom Jahresbeginn. Auch die von Lei Jun bekannte und beliebte Form der Präsentation in Küchen-Englisch konnte die ersehnte Euphorie nicht entfachen, obwohl die Zahlen durchaus beeindrucken. So entstammen die zehn Milliarden Dollar für das Projekt den Barreserven des Unternehmens, die derzeit rund 16 Milliarden Dollar betragen.

Lebendige Startup-Szene in China

Xiaomi entstammt einer agilen Gründerszene, sie sich in China rund um innovative Mobilitätskonzepte entwickelt hat. Neben elektrischen Antriebsformen steht dabei auch autonomes Fahren im Mittelpunkt. So betätigen sich auch Huawei, Tencent und Baidu am Rennen um den massentauglichen elektrischen Selbstfahrer. Zu den heißen Favoriten auf den Siegerplatz gehört nach Bewertung von Experten das 2010 gegründete Unternehmen von Lei Jun. Xiaomi hat bei seiner Smartphone-Palette gezeigt, wie eine erfolgreiche Strategie zur Markteroberung in einem extrem kompetitiven globalen Umfeld aussehen muss. Dementsprechend trauen viele Beobachter Xiaomi zu, auch bei der Elektromobilität auf einem der vorderen Plätze zu landen. Neben der Finanzkraft des Unternehmens spielt dabei auch die Bekanntheit im eigenen Land eine wesentliche Rolle.

Chinesischer Markt folgt eigenen Gesetzen

Selbst für Automobil-Giganten wie Volkswagen stellt der chinesische Markt eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Das hängt nicht zuletzt auch mit staatlichen Direktiven zusammen, die den ausländischen Produzenten das Leben schwer machen. So muss jeder Hersteller eine Mindestquote an verkauften Elektrofahrzeugen erfüllen. Kann er das nicht, so wie das bei Volkswagen der Fall ist, muss er so genannte Kreditpunkte von anderen Herstellern mit erfüllter Quote kaufen. Für Volkswagen bedeutet das: Durch den Kauf von Kreditpunkten von Tesla stärkt das deutsche Unternehmen die Marktposition seines Konkurrenten in China. 

Tesla konnte mittlerweile seine Erlöse auf dem chinesischen Markt im Jahr 2020 um über 100 Prozent steigern und hält derzeit bei E-Autos die Spitzenposition.

VW verliert in China an Boden

Die Verdrängungsstrategie von VW über das Modell ID.4 Crozz scheint nicht aufzugehen. Zwar bestünde durchaus die Möglichkeit, über den Kampfpreis von umgerechnet rund 26.000 Euro Tesla Marktanteile abzujagen. Dem machen allerdings die auf den Markt drängenden chinesischen Startups einen Strich durch die Rechnung. Dass China keinen freien Markt darstellt, bekommen derzeit insbesondere die ausländischen Automobilhersteller zu spüren: Chinesische Startups profitieren vom kürzlich ausgegebenen Fünfjahresplan. Er enthält unter anderem das Ziel, bei Schlüsselindustrien die dominierende Rolle einheimischer Unternehmen zu unterstützen. Eine dieser Schlüsselindustrien ist die Automobilindustrie.

Xiaomi-Chef Lei Jun fährt eigenen Angaben zufolge derzeit einen Tesla. Die geplante Fahrzeugproduktion mit 15.000 Mitarbeitern wird dem in absehbarer Zeit ein Ende setzen, nicht zuletzt wegen der von Tesla abweichenden Produktphilosophie. Für Lei Jun spielt gerade bei autonomen Elektrofahrzeugen die Unterhaltungselektronik und Konnektivität eine entscheidende Rolle. Für den Xiaomi-Gründer ist ein Elektroauto vor allem ein Smartphone auf Rädern.