Vonovia verkauft Immobilien für 560 Millionen Euro – nicht ganz freiwillig
Pfeifen im Wald – so erscheint die Erklärung von Vonovia-Chef Rolf Buch zum jüngsten Verkauf von Immobilien aus dem eigenen Bestand an die Gewerbeimmobiliengesellschaft CBRE. Der Vonovia-Deal umfasst fünf Bestandsobjekte mit insgesamt 1.350 Wohnungen in Berlin, Frankfurt und München. Bemerkenswert: Zwei der Objekte werden erst im August fertiggestellt.
Eine aus normalen strategischen Erwägungen entstandene Verkaufsentscheidung sieht anders aus. Die Tatsache, dass der größte deutsche Wohnungskonzern Objekte zum Verkauf stellt, die sich noch in der Errichtungsphase befinden, lässt darauf schließen, dass der Verkauf eher der Not als der Vision geschuldet war.
Verkaufswelle bei Vonovia setzt sich fort
Erst vor einigen Wochen machte das Bochumer Wohnungsunternehmen mit dem Verkauf des gesamten Immobilienbestands von Konzerntochter Südewo im Gesamtwert von rund einer Milliarde Euro von sich reden. Vonovia hatte die 19.800 Wohnungen einschließlich Betreibergesellschaft erst 2003 erworben. Durch den Verkauf hat sich das Wohnungsunternehmen von etwa 30 Prozent seines Gesamtbestands getrennt.
Mit merkwürdig anmutendem Zweckoptimismus kommentiert Rolf Buch den jüngsten Verkauf. “Ja, der Markt ist schwierig. Aber Transaktionen, in diesem Fall auch große, sind weiter möglich.” Der Verkauf sei ein positives Signal für die ganze Branche, da Investoren nach der Zurückhaltung der letzten Jahre wieder Interesse zeigen, so Rolf Buch. Unerwähnt lässt der Konzernchef, warum der Verkauf überhaupt erforderlich war, wenn sich die Lage so rosig darstellt. Schließlich ist der Immobilienbestand das Herzstück der eigenen Geschäftstätigkeit.
Keine vorteilhaften Ergebnisse beim Verkaufserlös
Ein wenig Schönfärberei ist auch bei der Erläuterung der näheren Details zum Verkauf zu beobachten. Während Rolf Buch davon spricht, die Veräußerung habe faktisch zum Buchwert von etwa 600 Millionen Euro stattgefunden, enthält der Verkaufspreis einen Abschlag zwischen sechs und sieben Prozent. Belastend kommt die Neubewertung des eigenen Immobilienbestands zum Quartalsende hinzu. Er beträgt für die etwa 550.000 Wohnungen jetzt 91,2 Milliarden Euro – das sind rund 3,5 Milliarden weniger als noch zum Ende des Vorjahres.
Das sei nur eine Momentaufnahme, bekräftigt der Vonovia-Chef, da die Verkaufserlöse noch nicht eingepreist sind. Dennoch weist die Quartalsbilanz einen Verlust von knapp 2,1 Milliarden Euro aus, was den Kurs der Aktie in der letzten Woche zeitweise um über 3,5 Prozent absacken ließ. Das allerdings geht nicht ausschließlich auf die aktuelle Situation bei Vonovia zurück: In diese Zeit fiel die jüngste Zinsentscheidung der EZB, was auch andere Immobilienunternehmen unter Druck brachte.
Dennoch stehen die Vorzeichen bei Vonovia nicht gerade günstig. Innerhalb eines Jahres hat die Aktie des Unternehmens knapp die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Ob damit die Talsohle erreicht ist, bleibt angesichts der aktuellen Verkaufswelle abzuwarten.
Auf gutem Weg zum Erreichen der Planzahlen
Vonovia sieht sich dessen ungeachtet auf einem guten Weg, das anvisierte Verkaufsvolumen von zwei Milliarden Euro bald erreicht zu haben. Nachdem der Konzern bereits Immobilien zu insgesamt 1,5 Milliarden abgestoßen hat, erscheint die Zielerwartung durchaus realistisch. Damit seien rund zwei Drittel der Fälligkeiten bis 2024 abgedeckt, heißt es bei dem Wohnungsunternehmen.
Auch operativ zeigt sich Vonovia derzeit nicht von seiner besten Seite. Der operative Gewinn im ersten Quartal sackte im Jahresvergleich um fast 18 Prozent auf 462,6 Millionen Euro ab, vor allem bedingt durch geringere Erlöse bei Verkauf und Projektentwicklung sowie durch hohe Zinspflichten.
Besser sieht es im Vermietungsgeschäft aus. Die Leerstandsraten sind gering, und das bei anhaltend hoher Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Das bereinigte operative Ergebnis stieg gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent an. Angesichts der Tatsache, dass die Vermietung knapp 90 Prozent des gesamten Geschäftsvolumens ausmacht, sind das die guten Nachrichten, die Vonovia derzeit dringend braucht.