Volvo wird elektrisch

Das Jahr 2030 bedeutet für den schwedischen Autobauer eigenen Angaben zufolge das Ende der Verbrenner-Ära: Ab diesem Datum will Volvo nur noch Elektroautos auf den Markt bringen. Auch beim Vertriebsmodell geht das Unternehmen radikal neue Wege: Neue E-Volvos gibt es ab sofort nur noch per Onlinestellung.

Mit Volvo bekennt sich neben Jaguar erstmals ein Großproduzent zum konsequenten Wechsel hin zur Elektromobilität. Was bisher vor allem die Domäne kleinerer Produzenten und Manufakturen war, hat sich nun auch einer der Marktführer auf die Fahnen geschrieben. Für einen Konzern mit einem jährlichen Absatz von über 700.000 Fahrzeugen und einem trotz Corona ansehnlichen Gewinn von 770 Millionen Euro bedeutet das Bekenntnis zum Elektroauto weit mehr als nur eine Kurskorrektur.

Elektromobilität als Paradigmenwechsel

Auffallend ist die Entschlossenheit bei der Unternehmensentscheidung des schwedischen Automobilkonzerns. Anders als bei den strategischen Konzepten anderer Hersteller wird Volvo zum reinen Elektrofahrzeughersteller. Das heißt: Auch für Hybridfahrzeuge bedeutet das Jahr 2030 das endgültige Aus. Für das Unternehmen bedeutet das eine Beschleunigung des ursprünglichen Elektrifizierungsplans.

Die Weichen sind bereits gestellt: Bis 2025 präsentiert Volvo sieben voll elektrifizierte Modelle. Neben dem bisher einzigen E-Auto XC40 Recharge erblickt zunächst ein neues Elektro-Crossover-Modell auf der Basis des XC40 das Licht der Welt. Dem folgt eine kompakte Variante unter der Bezeichnung XC20 und eine Elektro-Version des großen SUV XC90. Die Palette komplett machen drei weitere Crossover-Varianten und die Elektro-Version des mittleren SUVs XC60.

Nicht der erste Abschied vom Verbrenner

Bereits vor vier Jahren ging Volvo mit einer Elektrifizierungsstrategie an die Öffentlichkeit. Damals sollte der Prozess bis 2019 abgeschlossen sein. Allerdings enthielt der Plan deutliche Einschränkungen, allen voran die Präsentation des Mild-Hybrid, dessen Elektrifizierungsgrad eher theoretischer Natur ist.

Die jetzt präsentierte konsequente Hinwendung zur Elektromobilität geht möglicherweise auf den Einfluss des chinesischen Mutterkonzerns Geely zurück, der neben Volvo auch rund zehn Prozent an Daimler hält. Dennoch bleibt abzuwarten, ob aus dem vollmundig angekündigten Plan bis 2030 tatsächlich gelebte Wirklichkeit wird.

Die Elektrostrategie der Schweden hängt eigenen Angaben zufolge nicht im luftleeren Raum. Volvo verzeichnet schon heute einen spürbaren Anstieg der Nachfrage nach E-Autos. Angeblich wählte 2020 knapp jeder dritte Volvo-Kunde ein Modell, das sich an der Steckdose aufladen lässt, so Deutschland-Chef Thomas Bauch.

Online-Vertriebsmodell schafft Unruhe bei den Händlern

Für E-Autos gilt ab sofort ein reines Online-Vertriebsmodell. Das betrifft als erstes Fahrzeug den XC40 Recharge der Modellreihe ab 2022. Solange der Elektro-SUV das einzige Elektrofahrzeug in Volvos Produktportfolio darstellt, sind die Auswirkungen auf den klassischen Autohandel überschaubar. Doch die angekündigte Elektrostrategie lässt bei den Händlern intensive Unruhe aufkommen.

Dem will der schwedische Autobauer durch beruhigende Statements entgegenwirken. Den Vertragspartnern komme auch weiterhin eine wichtige Rolle zu, heißt es in einer Presseverlautbarung. Sie sollen weiterhin zentrale Anlaufstelle der Kunden und Interessenten bleiben und am Aufbau der Kundenbeziehungen mitwirken.

Was das für die Existenzgrundlage der Vertragshändler bedeutet, bleibt vorerst im Dunkeln. Konkret wird Volvo nur bei der Beschreibung des Online-Vertriebsmodells, in das der Autobauer massiv investieren will. Damit verbunden ist eine Reduzierung der Komplexität beim Produktangebot, begleitet von transparenten und festgelegten Preismodellen. Mit anderen Worten: Preisverhandlungen mit dem Händler gehören der Vergangenheit an.

Volvo ist nicht das einzige Premium-Unternehmen, das sich mit Strategien zur Elektromobilität hervortut. So will Porsche bis 2025 die Hälfte aller verkauften Fahrzeuge mit Hybridantrieb oder vollelektrisch ausrüsten. Jaguar kündigt bis zu diesem Zeitpunkt sogar die komplette Umstellung hin zur Elektromobilität an. Was sich davon umsetzen lässt, hängt allerdings von der Akzeptanz der Kunden ab.