Unklare Signale von Elon Musk zu Twitter

Der scheinbare Rückzug Elon Musks von der angekündigten Twitter-Übernahme hat auf breites Basis Unsicherheit und Irritation ausgelöst. Besonders die vorgebrachte Argumentation gibt Anlass zu Zweifeln – sowohl an der Übernahme als auch an der Person Elon Musk selbst. Je nach politischer oder wirtschaftlicher Interessenslage geben Beobachter ganz unterschiedliche Interpretationen zum Besten.

Über die wahren Hintergründe des vorläufigen Rückzugs des Tesla-Chefs gibt es zwei dominierende Erklärungsversuche: Entweder der Unternehmer versucht, auf diesem Weg den Preis pro Aktie zu drücken, um dann zum Schnäppchenpreis zuzuschlagen. Oder Elon Musk sucht einen eleganten Weg, um sich ganz aus dem Übernahmeprojekt zurückzuziehen. Doch es gibt eine dritte Möglichkeit.

Rückzug als strategisches Manöver?

Für beide Lesarten gibt es Gründe und Argumente, die sich derzeit nicht belastbar evaluieren lassen. Mit seiner Ankündigung am Freitag, den 13. Mai stieß der reichste Mann der Welt das Tor zu Verschwörungstheorien und Falschmeldungen weit auf – und genau das könnte die Absicht hinter dem Schritt gewesen sein.

Es gebe zu wenige aussagekräftige Zahlen zu Spamkonten und Pseudokonten, so die Begründung von Seiten des Unternehmers. Dieses Manko bestand allerdings auch schon vor der Übernahme-Ankündigung. Dass es sich um ein vorgeschobenes Argument handelt, scheint festzustehen. Interessant in diesem Zusammenhang wäre die Frage, ob Elon Musk vielleicht möchte, dass die Fadenscheinigkeit der Argumentation allgemein erkannt wird.

Beobachter: Psychologischen Aspekt nicht unterbewerten

Insider aus dem näheren Umfeld weisen auf einen weiteren Aspekt hin, der beim Übernahmepoker um Twitter eine Rolle spielen könnte: die Persönlichkeitsstruktur von Elon Musk. Insbesondere in den letzten Monaten weist der Unternehmer einen deutlich sichtbaren Wandel hin zu einer autoritär eingestellten Persönlichkeit auf, die sich dem Weltbild der US-Republikaner zunehmend annähert.

Die Übernahme von Twitter weist ebenfalls in diese Richtung, insbesondere das in diesem Zusammenhang deutlich gewordene Verständnis des Tesla-Chefs vom Begriff Meinungsfreiheit. Das alles zeigt deutlich in die Richtung eines Weltbilds nach der Art von Donald Trump, dem offenbar nach Übernahme des Kurznachrichtendienstes der Zugang zu Twitter wieder eröffnet werden soll.